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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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teilnehmen?«
    »Ja, klar.« Meeting? Was für ein Meeting? Sie hätte jetzt eigentlich in Jamaika sein sollen und nicht im kurz vorm Verkehrskollaps stehenden Londoner Stadtzentrum. Sie musste sich schnell auf den neusten Stand bringen, doch nachdem sie sich am Praktikanten-Arbeitsplatz niedergelassen hatte, dachte sie nur noch daran zu googeln: zu den Themen »Berufung«, »Justizirrtümer«, »Anwalt« – alles, womit sie Dan eventuell helfen konnte. Es war eine Mammutaufgabe, sich an die ganzen knackigen kleinen Ideen zu erinnern, die sie für die Snax-Kampagne nur eine Woche zuvor noch gehabt hatte – das schien jetzt eine Ewigkeit her zu sein. Sie würde sich damit begnügen müssen, einige gerade angesagte Schlagworte in die Runde zu werfen – »soziale Netzwerke«, »virales Marketing«, »nutzergenerierter Content« und so weiter.
    Den ganzen Vormittag huschten Leute an ihrem Schreibtisch vorbei. Sie sah, wie Tory hinter den Wasserspender flitzte, um ihr aus dem Weg zu gehen, und sie sah ihre Lieblingskollegin Chloe zu einer »Tampon-Brainstorming-Session« davonrauschen. Chloe war zweiunddreißig und noch solo, und daher fühlte sich Charlotte in ihrer Gegenwart meist auf angenehme Weise wie ein Glückspilz, doch an diesem Tag trug Chloe eine verwegene neue Haremshose, und Charlotte schaffte es, sich gleichzeitig mit ihrem Kleid spießig und mit ihrem Haar schlampig vorzukommen.
    Den ganzen Vormittag bot ihr niemand einen Kaffee an; man ignorierte sie einfach. Sie hockte geduckt vor dem Monitor, und ihre verunstalteten Fingernägel klackten über die Tasten und erinnerten sie daran, dass sie eigentlich jetzt noch nach einer perfekten Hochzeitsmaniküre hätten aussehen sollen. Sie tat so, als würde sie, neben dem Snax-Projekt, an einer Website für Leute arbeiten, die fälschlicherweise eines Verbrechens beschuldigt wurden. Unschuldig – blinkte das Banner in Rot und Schwarz. Unschuldig, unschuldig, unschuldig . Ein Wort, so kraftvoll, dass es einem direkt ins Herz zu dringen vermochte. Sie gab sich alle Mühe, Websites zu meiden, auf denen von Dan die Rede war, doch die Geschichte war einfach allgegenwärtig. Rassistischer Mord. Rassist .
    »Charlie?«
    Sie fuhr vor Schreck zusammen. Was war denn los mit ihr? Simon musste sie mittlerweile doch gewohnt sein. »Oh, entschuldige. Ist es schon so weit?«
    » Cinco minutos , Schätzchen. Druck besser schon mal die Pitches aus.«
    »Sofort. Ich geh nur kurz mal … mich ein bisschen frisch machen.« Sie eilte auf die Damentoilette und dort in eine Kabine. Der Geruch von Toner und Thunfischsalat-Sandwiches war mit einem Mal einfach zu viel für sie gewesen. Charlotte saß in der Kabine und bemühte sich, ganz ruhig ein- und auszuatmen. Es würde schon alles glattgehen. Das mit Snax hatte sie doch super draufgehabt. Das hatte sie bestimmt gleich alles wieder parat. Ein leckerer, knuspriger Snack, nur siebzig Kalorien pro Packung …
    Draußen hörte sie, wie die Tür aufging, und dann Chloes Stimme: »O mein GOTT, ich wusste überhaupt nicht, was ich zu ihr sagen sollte.«
    »Ja, ich weiß.« Tory. »Ich dachte, sie bleibt jetzt erst mal ewig weg. Was hat sie uns nicht alles erzählt über ihre Flitterwochen.«
    »Ich will ja nichts sagen, aber wie kann sie nach so was überhaupt wieder hier auftauchen?« An der undeutlichen Aussprache erkannte sie, dass Chloe gerade, wie vor und nach jedem Mittagessen, Lipgloss auflegte. »Ich meine, schließlich hat er jemanden umgebracht .«
    »Und Fliss ist total angepisst, dass Simon sie jetzt tatsächlich in das Snax-Pitch-Meeting mitnimmt. Ich wette mit dir, die ist nicht die Bohne vorbereitet.«
    »Tja.« Ein Wasserhahn wurde aufgedreht. »Simon hat ja schon immer eine kleine Schwäche für Charlotte gehabt, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Tory lachte hochmütig. »Absolut!«
    »Na ja, wie dem auch sei. Prêt?«
    »Ja, aber ich rühre heute kein einziges Kohlenhydrat an. Echt nicht.«
    »Ich weiß, ich weiß, ich muss auch dringend vier Pfund loswerden …«
    Sie gingen hinaus und ließen die Tür hinter sich zuknallen. Zum Lunch zu Pr ê t à Manger zu gehen: Das machte Chloe sonst immer mit Charlotte. Dort zog Chloe dann über ihren gesamten Bekanntenkreis her, und Charlotte erzählte, was für ein Widerling Simon mal wieder gewesen sei (es war irgendwie einfacher, darüber zu scherzen, denn so merkte niemand, dass sie es durchaus ernst meinte), und sie brachten einander dazu, ein Schokoladen-Dessert zu

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