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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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bestellen oder einen Pfannkuchen. In den vergangenen Wochen hatte Chloe allerdings angesichts der Erfolge von Charlottes Hochzeitsdiät leicht angesäuert gewirkt.
    »Vielleicht brauche ich auch so ein schönes weißes Kleid, in das ich reinpassen muss«, hatte sie gesagt und stattdessen den Zucker von ihrem Kaffee-Rührstäbchen geleckt. »Vielleicht ist das die Motivation, die mir fehlt. Du Hungerhaken!«
    Vom Korridor drangen Stimmen herein, Willkommens-Bohei, also mussten die Snax-Leute eingetroffen sein. Charlotte richtete ihr Kleid und ließ sich kaltes Wasser über Hände und Gesicht laufen. Sie musste wieder da hinaus.
    Keisha
    Keisha musste an diesem Tag bis zwölf Uhr mittags raus sein, die Verwaltung meinte, man hätte ihr genug Zeit gelassen. Was dann noch im Haus war, kam auf den Müll.
    Dass sie den Namen ihres Vaters herausgefunden hatte, hatte keine so große Wirkung auf sie gehabt, wie sie vielleicht geglaubt hatte. Er war immer noch ein ihr unbekannter Weißer, eine Leerstelle, genau wie zuvor. Sie wusste jetzt, dass er klug war und kein Säufer wie der Vater von Chris, der immer nur über die IRA geschwafelt hatte. Das war doch schon mal was. Dann aber dachte sie: Und was habe ich jemals geleistet? Bin von der Schule geflogen und hab im Pflegeheim gejobbt . Ja, er wäre echt stolz auf sie. Von wegen.
    Mercy war alles für sie gewesen: Prellbock und Nervensäge, Nahrungsquelle und Spenderin von Ratschlägen – erwünschten wie unerwünschten. Mercy, das war ihr Zuhause gewesen, aber jetzt gab es keine Mercy mehr, und damit war auch ihr Zuhause futsch. Dieser Typ, dieser Ian Stone, war weiter nichts als ein Haufen Gene. Welchen Unterschied machte es schon, dass sie jetzt wusste, wie er hieß?
    Trotzdem stopfte sie den Inhalt der alten Mappe in ihren Rucksack und schnallte ihn zu. Dann schleppte sie den Rest von Mercys Sachen die Straße hinunter zu Oxfam, in der Hoffnung, dabei nicht total bescheuert auszusehen.
    »Ein paar Altkleider«, murmelte sie und wuchtete die Säcke der alten weißen Frau auf den Kassentresen.
    »Oh, vielen Dank, meine Liebe.« Die zerbrechlich und vornehm wirkende Dame sah sich das durch ihre Brille an. Keisha wartete noch kurz ab, als rechnete sie damit, die Frau würde von ihr einen Beweis dafür verlangen, dass ihr das Zeug überhaupt gehörte und sie es nicht geklaut hatte. »Ist von meiner Mutter«, sagte sie.
    »Sehr freundlich.«
    Man glaubte ihr. Keisha ging mit leeren Händen zurück zum Haus. Die Sonne schien, und alle waren draußen unterwegs, Mütter mit Kinderwagen (bei den Kindern guckte sie nicht so genau hin, fragte sich vielmehr, wo Ruby wohl bei diesem schönen Wetter war), alte Damen mit riesigen Einkaufstüten und zwielichtige Typen, die mit ihren Handys rummachten. Als sie an dem Obst-und-Gemüseladen vorüberging, hatte sie plötzlich ein ungutes Gefühl. War einer der Passanten stehen geblieben, und sie hatte es irgendwie mitgekriegt? Was es auch gewesen war – sie spürte einen Blick auf sich ruhen. Irgendwer beobachtete sie. Im warmen Sonnenschein lief es Keisha kalt über den Rücken, und sie zog den Reißverschluss ihres Adidas-Oberteils zu. Sie blickte sich auf der Straße um, auf der ein richtiges Stimmengewirr herrschte. Nichts. Dann ging sie schnelleren Schritts weiter und bog in die stillere Seitenstraße ein, in der sich das Haus ihrer Mutter befand.
    Leise Turnschuhschritte folgten ihr – und ein Schatten auf dem hellen Bürgersteig. Mit rasendem Herzen drehte sie sich um.
    »Alles klar, Keesh?«
    »Scheiße, du hast mir echt einen Schreck eingejagt!«
    »Wollte nur mal hallo sagen.« Jonny zuckte mit den Achseln. Er war ein großer Typ mit kräftigen Armen und Beinen und Siegelringen an den mächtigen Pranken. Er war ein Freund von Chris – sein bester Freund, soweit sie wusste. Aber was machte er hier in der Straße ihrer Mutter?
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an und wich aus seiner Reichweite zurück. »Und was machst du hier? Ich dachte, du wohnst in West Hampstead.«
    Er ließ einen Finger knacken. »Deano sucht dich. Hat mich gebeten, mal ’n Auge nach dir aufzuhalten.«
    Dann hatte er sie also beschattet. Sie unterdrückte ein Schaudern. »Und er hat dich hergeschickt? Was will er denn von mir? Er ist doch wohl derjenige, der die Schlösser ausgewechselt hat.«
    »Nee, das war er nich. Die haben ihn rausgeschmissen.«
    »Rausgeschmissen? Echt wahr?« Das würde das Auswechseln der Schlösser erklären – wenn es denn

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