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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
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»Keisha hat sich große Mühe gegeben, Officer. Aber Christophers Einfluss ist einfach zu stark. Ich halte es leider für durchaus denkbar, dass sie ihm den Aufenthaltsort des Kinds verraten würde, und das können wir unter den gegenwärtigen Umständen nicht zulassen. Wir müssen für Rubys Sicherheit sorgen. Wenn Keisha nicht mit uns in Verbindung bleibt und keine Besuche arrangiert, werden wir das Kind wahrscheinlich zur Adoption freigeben.«
    Wohin also war Keisha Collins gegangen? Ihre Mutter war tot, ihr Kind hatte man ihr weggenommen, und ihr Freund hatte sich sonst wohin verdrückt. Und während Hegarty dort an der Straße stand und sich das alles durch den Kopf gehen ließ, klingelte sein Handy. Wenn er diesen Ton hörte, war normalerweise etwas Schlimmes passiert, war wieder jemand ums Leben gekommen oder zusammengeschlagen oder vergewaltigt worden. Jetzt würde ihm keine Zeit mehr bleiben, diesem Fall noch weiter nachzugehen. Tja, wie es aussah, führte diese Spur ja ohnehin ins Leere.
    Das Handy klingelte einmal, zweimal, dreimal. Dann ging er ran. »Hegarty.«
    Keisha
    Allmählich wurde es echt lächerlich. Seit mindestens zwanzig Minuten hockte sie jetzt schon auf der niedrigen Mauer vor dem Haus der Blonden. Sie schaffte es einfach nicht, bei Wohnung Nummer drei zu klingeln. Was hätte sie auch sagen sollen? Hallo, ich bin’s, die Frau, die Ihren Geldbeutel geklaut hat . Sie hatte gedacht, Charlotte würde vielleicht irgendwann aus dem Haus kommen, und dann könnte sie sie warnen, dass Chris hinter ihr her war – obwohl sie überhaupt nicht wusste, warum. Hatte sie irgendwas gesehen, diese leicht unterbelichtet wirkende Blondine? Was wusste sie?
    So jedenfalls der Plan. Jetzt aber saß sie schon seit einer Ewigkeit hier, und auf dem Bürgersteig gingen Leute vorbei, mit kleinen, rattenhaft aussehenden Kötern an der Leine, oder ältere Paare mit braunen Jacken im Partnerlook. Keisha zog den Kopf ein und scharrte mit ihren Turnschuhen über die Ritzen zwischen den Pflastersteinen. Sie bekam jedoch mit, dass sie angestarrt wurde. Was ist denn das für ein Zigeunermädchen da? , dachten sie. Vielleicht sollte ich mal beim örtlichen Polizeirevier anrufen . Eine Frau mit einem Kleinkind auf einem Tretroller hätte sich fast den Hals ausgerenkt, um Keisha nur ja im Blick zu behalten, und da reichte es ihr, und sie stand auf, um zu gehen, doch gerade in diesem Moment ging die Haustür auf, und ein Mann kam heraus. Mit seinem gestreiften Schal, der Brille und dem vorgebundenen Baby sah er aus wie einem Katalog entsprungen.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er höflich, aber seinem Tonfall hörte sie an: Du gehörst nicht hierher .
    »Äh, wohnt hier Charlotte? Charlotte Miller?«
    »Sind Sie eine Freundin von ihr?«
    Keisha zeigte ihm den Geldbeutel. »Ihr Geldbeutel … Sie hat ihn verloren. Ich hab ihn gefunden, mit ihrem Namen drin.«
    Er lächelte unsicher. »Das ist nett von Ihnen. Ich sage ihr Bescheid.« Dann drückte er auf den kleinen Knopf, den Keisha zuvor stundenlang angestarrt hatte. »Charlotte?«
    Keisha hörte eine bebende Stimme aus der Sprechanlage. »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Mike von unten. Hier ist eine junge Dame, die sagt, sie hat deinen Geldbeutel gefunden. Hast du ihn verloren oder so?«
    »Ja, hab ich. Gott sei Dank!« Der Summer ertönte, und der Mann trat beiseite und ließ Keisha das solide alte Haus betreten. Im Hausflur lagen Pizzeria-Flyer rum. So einfach war das. Keisha schulterte ihr Gepäck und berührte ganz kurz und sacht den zugedeckten Fuß des Babys – und es trat nach ihr, genau wie Ruby, als sie in dem Alter gewesen war. »Danke«, sagte sie leise.
    Dann ging sie die mit einem Läufer ausgelegte Treppe hinauf. Charlotte stand in der zweiten Etage in der offenen Wohnungstür. »Sie haben es gefunden! Großartig!«
    Es war nicht zu fassen, wie gutgläubig sie war. Auch nachdem sie eins aufs Maul und aufs Auge gekriegt und sich beim Sturz auf die Waschbeckenkante einen Zahn ausgeschlagen hatte, machte sie immer noch einfach so wildfremden Leuten die Tür auf. Keisha ging weiter die Treppe hinauf, und als sie ins Licht trat, runzelte Charlotte die Stirn, als hätte sie sie wiedererkannt.
    Jeden Moment würde sie ihr die Tür vor der Nase zuknallen. Keisha hielt ihr den Geldbeutel entgegen. Ihre Stimme ließ sie im Stich. Sie räusperte sich. »Ich kann helfen. Bitte. Ich kann Ihnen helfen. Und ich kann auch ihm helfen – Ihrem Typ. Ich kann was tun für

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