Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire McGowan
Vom Netzwerk:
Dan.«

Teil drei
    Charlotte
    Hinterher wusste Charlotte nicht mehr so genau, wie es dazu gekommen war, dass Keisha plötzlich bei ihr wohnte. Diese ersten Tage wirkten anschließend wie in einen Nebel gehüllt, und in dieser Zeit tat und sagte sie Dinge, an die sie sich später nicht mehr richtig erinnern konnte, als lähmte ihr das Kokain, das sie geschnupft hatte, immer noch partiell das Hirn. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass Keisha an ihre Tür gekommen war und sie den Bruchteil einer Sekunde lang etwas dachte, wofür sie sich anschließend ihr Leben lang schämen würde: Will die mir etwa irgendwas verkaufen? Oder bettelt die mich gleich an? Und dann Keishas irrwitzige Geschichte, dass sie in jener Nacht in dem Club gewesen war – ja, natürlich, sie war die Schwarze, die nicht wie eine Schwarze aussah und die so wütend war –, und zwar zusammen mit ihrem Freund, der ohne sie nach Hause gegangen sei, und dann habe sie seine Kleider in einem Beutel entdeckt, und sie sei sicher – sie schwöre es bei Gott –, dass Blut auf ihrer Badematte gewesen sei. Dann platzte es aus Keisha heraus: »Der Scheißkerl! Ich bring ihn um!«, und sie schlug auf den Tisch, und dann stellte sich heraus, dass man ihr die Tochter weggenommen hatte, was irgendwas mit diesem Chris zu tun hatte, der jetzt auch hinter Charlotte her sei.
    »Ich meine: Was will er denn von dir?«, fragte Keisha immer wieder. »Du musst irgendwas gesehen haben. Warum würde er sich sonst so für dich interessieren?«
    »Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Willst du damit sagen … du glaubst, dass Dan es nicht war?« Charlotte versuchte, diese ganzen Informationen zu schlucken, und es fühlte sich an wie ein Eiscremeklumpen in der Kehle.
    »Du hast es doch selbst gesagt, oder? Dein Typ hatte kein Blut an sich. Er aber, das schwöre ich auf die Bibel, hatte jede Menge Blut an sich – Chris, meine ich.« Es widerstrebte ihr offenbar, den Namen ihres Freundes auszusprechen.
    Charlotte stand auf. Ihr war ganz schwummrig. »Er hat es nicht getan. Hab ich’s doch gewusst: Er hat es nicht getan – o Gott.« Und dann fiel sie in Ohnmacht, auf den Axminster-Teppich, der ein Geschenk von Dans Eltern war, und schlug sich im Hinfallen den Kopf am Tisch.
    Keisha brachte sie wieder zu sich, indem sie ihr ein Glas Wasser ins Gesicht kippte. »’tschuldige. Du hast mir ’n Schreck eingejagt.«
    Als Charlotte am nächsten Tag erwachte, hörte sie Musik. Es war nichts, was sie jemals auflegen würde, sondern laute, scheppernde Radiomucke. Sie taperte im T-Shirt in die Küche, der Teppichboden warm unter ihren nackten Füßen. Morgensonnenschein und Verkehrslärm drangen zum Fenster herein.
    Die junge Frau saß auf dem Sofa, die nackten Füße auf dem Couchtisch. Sie schaute Friends und ließ dabei das Radio laufen. Charlotte ging hinüber und schaltete die Musik ab.
    »Alles okay?«, fragte die junge Frau vorsichtig. »Noch am Leben?«
    »Ja. Oh.« Charlotte fiel wieder ein, dass sie sich den Kopf angeschlagen hatte, und sie fuhr sich mit der Hand dorthin. Sie hatte getrocknetes Blut an der Stirn.
    »Du bist einfach so umgekippt. Und ich dachte, du hast vielleicht … wie heißt das noch? ’ne Gehirnerschütterung. Jemand musste bei dir bleiben.« Sie klang defensiv. Ihre Sachen lagen im ganzen Zimmer verstreut, klobige Schuhe in der Nähe der Tür, ein ausgerollter Schlafsack, auf dessen seidiger Oberfläche sich das Licht fing. Auf dem Küchentisch stand eine Müslischale voll Milch, in der noch einige Kleieflocken schwammen. Charlotte begann unwillkürlich aufzuräumen, und die junge Frau stand vom Sofa auf.
    Charlotte sagte: »Du heißt Keisha, nicht wahr? Tut mir leid, ich bin ein bisschen durch den Wind. Du hast gestern Abend gesagt, du wüsstest etwas und könntest Dan helfen?«
    Keisha nickte und behielt Charlotte im Blick. »Ja, genau. Und dann bist du umgekippt. Und hast dir den Kopf da angeschlagen.« Sie zeigte auf den Tisch.
    Kein Wunder, dass sie sich so benommen fühlte. Charlotte griff sich mit zwei Fingern an den Nasenrücken. »Du hast gesagt, dein Freund – dein Exfreund – war an diesem Abend in dem Club. Er war der andere Mann?«
    Sie wollte es nicht sagen, Keisha aber sprach es aus: »Ja, der andere Weiße.« Charlotte kam sich dumm vor, denn was war schließlich falsch daran, das zu sagen? Es war ja eine offensichtliche Tatsache.
    »Ich glaube, ich habe ihn gesehen. An diesem Abend in dem Club … Aber ich weiß es nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher