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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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das heutzutage wissen?»
    Die beiden Männer lachten. Dodge stand in der Tür, bis Sykes
in seinen Sportwagen gestiegen war; dann ging er nach drinnen, nahm die Frau
bei den Händen und schaute sie bewundernd an. «Du warst großartig, Pat», lobte
er sie. «Zweimal dachte ich, du würdest zusammenbrechen, aber du hast dich
phantastisch gehalten. Ich war so stolz auf dich …»

16
     
    Das große, einstöckige Gebäude der Goraltronics-Werke war
durch einen gepflegten, breiten Rasen von der Fernstraße 128 getrennt. Der Parkplatz hinter dem Haus bot vierhundert
Wagen Platz. Benjamin Goralsky, der Direktor des Unternehmens, saß in seinem
modernen Büro mit dem grauen Spannteppich und schnippte mit dem Daumen die Visitenkarte
in seiner Hand. «Untersuchungsbeamter», las er laut. «Mit anderen Worten:
Detektiv … Sie sind mir schon auf dem Friedhof aufgefallen. Sie sehen nicht aus
wie ein Detektiv, Mr. Beam.»
    Auf der anderen Seite des Schreibtisches saß ein kleines, dickes
Männchen, das mit seinem runden roten Gesicht an einen Edamerkäse erinnerte.
Die dunklen Augen verschwanden fast, wenn er lachte. Und er lachte oft.
    «Ein Detektiv, der wie ein Detektiv aussieht, taugt
wahrscheinlich nicht viel», grinste er. «Aber ich bin kein Detektiv – auf alle
Fälle keiner von denen, die in Büchern vorkommen. Ich hab keinen Revolver bei
mir, rassigen Blondinen komme ich auch nicht zu Hilfe. Ich stelle bloß Fragen.»
    «Und jetzt wollen Sie mir wegen Isaac Hirsh Fragen stellen.
Warum ausgerechnet mir?»
    «Na also … Zum Beispiel, weil Sie zu der Beerdigung
gegangen sind, Mr. Goralsky. Alle anderen – ich habe mich erkundigt – waren
Freunde der Witwe oder Mitarbeiter des Verstorbenen oder Leute vom
Gemeindevorstand. Aber Sie? Ein Geschäftsmann Ihrer Größenordnung, und mitten
in der Arbeitszeit?»
    «Auf eine Beerdigung zu gehen ist für uns eine Mizwah ,
eine gute Tat. Der Rabbi hat es beim Mirjan , beim täglichen Morgengottesdienst,
angekündigt und alle gebeten, zu kommen, die es einrichten können … Eine
Beerdigung ist Gottesdienst, und deshalb müssen eigentlich mindestens zehn Männer
anwesend sein. Die anderen konnten sich nicht frei machen, aber ich bin mein
eigener Boss, und … Na ja, ich bin also hingegangen. Außerdem liegt meine
Mutter dort, und ich habe ihr Grab besucht.»
    «Ja, dann …»
    «Sagen Sie mal, was soll das alles? Macht Ihre Gesellschaft
jedes Mal ein solches Theater, bevor eine Lebensversicherung ausbezahlt wird?»
    «Nein. Nur wenn es Unklarheiten gibt, Mr. Goralsky.»
    «Was ist da unklar?»
    «Wenn einer in seine Garage fährt, die Scheinwerfer
ausschaltet, die Garagentür hinter sich schließt und dann tot aufgefunden wird,
weil er den Motor nicht abgestellt hat …»
    «Selbstmord?»
    «Isaac Hirsh hat sich vor weniger als einem Jahr für
fünfundzwanzigtausend Dollar versichern lassen. Alle unsere Policen enthalten
eine zweijährige Selbstmordklausel; bei Unfalltod zahlen wir jedoch die
doppelte Summe. Wenn es tatsächlich ein Unfall war, muss die Gesellschaft
fünfzigtausend Dollar auf den Tisch blättern. Wenn es aber Selbstmord war,
zahlen wir keinen Cent. Und da sind wir der Meinung, fünfzigtausend Dollar sind
schon eine kleine Untersuchung wert.»
    «Ja … ja, begreiflich. Und was glauben Sie jetzt, nachdem Sie
Ihre kleine Untersuchung gemacht haben?»
    Beam lächelte, seine Augen verschwanden. «Ich bin nicht die
Direktion, aber ich glaube kaum, dass sie glatt auszahlen wird, wenn mein
Bericht erst vorliegt. Die Direktion wird’s drauf ankommen lassen, dass Mrs. Hirsh
gegen uns klagt … Sie müssen nämlich wissen, dass die Garage sehr eng ist; und
rechts steht noch eine Mülltonne. Um den Wagen so hi–neinzustellen, dass er die
Tür aufschließen konnte, musste Hirsh zwischen der Mülltonne auf der einen
Seite und der Garagenwand auf der anderen ganz nach vorn fahren. Der Abstand
ist sehr knapp – ich hab’s ausgemessen. Auf jeder Seite nur ein paar Handbreit
… Verstehen Sie jetzt? Für einen Betrunkenen ist’s schon allerhand, da
hineinzufahren. Dann schaltet er die Scheinwerfer aus, aber lässt den Motor
laufen; er drückt sich am Lenkrad vorbei auf den Mitfahrersitz, weil er auf
seiner Seite nicht raus kann – er war klein und dick, ungefähr wie ich. Ja, und
dann zieht er die Garagentür hinunter, geht wieder zurück und quetscht sich auf
den Mitfahrersitz, wo ihn die Polizei dann findet – ich bitte Sie! Jeder
normale Mensch stellt ganz automatisch

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