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Am Samstag aß der Rabbi nichts

Am Samstag aß der Rabbi nichts

Titel: Am Samstag aß der Rabbi nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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den Motor ab, sobald er in der Garage
ist. Und Hirsh war immerhin noch klar genug, um den Wagen heil in die Garage zu
kriegen, die Scheinwerfer auszuschalten und die Garagentür zu schließen! Das
hätte er doch wohl kaum geschafft, wenn er so blau gewesen wäre, dass er den Motor
abzustellen vergaß.»
    «Wie kommt denn die Polizei zu ihrer Unfalltheorie?»
    «Die Polizei! Mr. Goralsky: Hirsh ist amerikanischer Staatsbürger;
er hat eine wichtige Stellung bei Goddard, einem der größten Unternehmen hier
in der Gegend … Was sollen sie tun? Stunk machen? Bevor die Brüder einen Selbstmord
offiziell zugeben, verlangen sie eine schriftliche Erklärung des Toten – notariell
beglaubigt.»
    «Ich verstehe … Aber was wollen Sie von mir?»
    «Alles, Mr. Goralsky … Alles, was Sie mir sagen können.»
    Die Gegensprechanlage summte. Goralsky drückte auf einen
Knopf. «Ja?»
    «Mr. Stevenson von den Halvordsen-Werken erwartet Sie»,
meldete die Stimme aus dem Kästchen auf dem Pult.
    «Ich komme gleich.» Erregt wandte er sich an Beam: «Tut mir
Leid, Mr. Beam – eine äußerst wichtige Besprechung. Ich kann Ihnen nichts sagen
… rein gar nichts.»
     
     

17
     
    Mrs. Hirsh führte Dr. Sykes ins Wohnzimmer und fragte: «Ist
etwas nicht in Ordnung?» Er hatte sie vom Labor aus angerufen und gesagt, er
müsse ihr etwas Wichtiges mitteilen.
    «Nicht in Ordnung ist zu viel gesagt, aber ich dachte, Sie
sollten es wissen: Der kleine Dicke mit dem roten Gesicht, der bei der
Beerdigung war – erinnern Sie sich? Sie sagen, er hat Sie die ganze Zeit
angestarrt …»
    «Ja, ich erinnere mich.»
    «Er heißt Beam. Charles Beam. Als ich ins Labor kam, war er
dort. Er ist Untersuchungsbeamter bei der Gesellschaft, mit der Ihr Mann die
Lebensversicherung abgeschlossen hatte.»
    «So? Ja, aber … Was hatte er bei der Beerdigung zu suchen?»
    «Gute Frage. Wahrscheinlich hat er untersucht.»
    «Worauf wollen Sie hinaus, Dr. Sykes? Was gibt’s da zu
untersuchen?»
    «Zu schnüffeln, um es ganz klar zu sagen … Mrs. Hirsh. Die
Police Ihres Mannes enthielt wie jede Police eine Selbstmordklausel. Und auch
eine Klausel für den Fall des Unfalltodes.»
    «Ja, ich weiß.»
    «Na also … Bei Selbstmord zahlt die Versicherung keinen Cent;
bei Unfall muss sie die doppelte Summe auszahlen – fünfzigtausend Dollar. Das
ist schon eine ganze Menge Geld, und da wollen sie die Gewissheit haben, dass
es kein Selbstmord war.»
    «Das ist verständlich. Aber sie haben Pech: Die Polizei hat
die Sache nämlich auch untersucht und offiziell bestätigt, dass es ein Unfall
war. Damit hat sich’s wohl.»
    «Ich fürchte, es ist nicht ganz so einfach. Die Polizei braucht
erst mal eine Todesursache für ihre Akten. Na, und solange sie keinen positiven
Beweis haben, schreiben sie doch nicht ‹Selbstmord› – das dürfen sie ja gar
nicht. Sie schreiben ‹Tod durch Unfall› – es kostet sie ja nichts, im Gegensatz
zu der Versicherung; es ist auch weniger unangenehm für die Hinterbliebenen.»
    «Aber warum sollte Ike Selbstmord begehen? Er hatte nicht
die geringste Ursache. Es gefiel ihm hier. Wir verstanden uns gut.»
    Sykes schwieg.
    «Die Versicherung muss doch beweisen können, dass es Selbstmord
war, nicht wahr? Sie kann doch nicht aufgrund des Verdachts die Zahlung
verweigern?»
    «Nein … Nein, natürlich nicht.»
    «Also?»
    «Schauen Sie, Mrs. Hirsh: In solchen Fällen ist es üblich, eine
Untersuchung einzuleiten. Wenn sie dabei zu dem Ergebnis kommen, dass es
Selbstmord war, verweigert die Gesellschaft die Zahlung und zwingt Sie so,
Klage einzureichen. Wenn die Versicherung nun den völlig unumstößlichen Beweis
nicht erbringen kann, wird sie Ihnen vermutlich einen Vergleich vorschlagen – fünfundsiebzig
Prozent der Summe oder fünfzig Prozent – je nachdem, wie stark sie die eigene Position
einschätzt.»
    «Das muss ich mir doch nicht gefallen lassen.»
    «Gewiss nicht. Aber Sie sollten über alles informiert sein,
ehe Sie Entschlüsse fassen.»
    «Was soll das heißen?»
    «Nun … Deswegen bin ich hier.» Er wählte sorgfältig seine Worte:
«Ich wollte es Ihnen eigentlich nicht sagen, Mrs. Hirsh, aber … Wenn ich es
trotzdem tue, dann nur, weil es im Zusammenhang mit all diesen Versicherungsfragen
wichtig für Sie sein könnte: Ihr Mann stand vor der Kündigung, und er wusste
es.»
    «Kündigung? Ja, aber … Wieso? Ich dachte, er macht seine Arbeit
gut, und …»
    Sykes war sichtlich verlegen. «Ihr Mann war einmal eine

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