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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Kemelman
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die wissen schon Bescheid. Stromausfall im ganzen Viertel … Ja, das Gewitter …»
    Sergeant Hanks wandte sich an Smith vom Streifendienst, der mit aufgeknöpfter Jacke dasaß und Kaffeepause machte. «Das reinste Irrenhaus! Das war der … na, vielleicht der hundertste Anruf war das! Das E-Werk ist besetzt, und da rufen die Leute eben bei uns an.»
    Smith grinste verständnisvoll, doch der Sergeant war schon wieder am Apparat.
    «Polizeiwache Barnard’s Crossing, Sergeant Hanks … Ja, Mr. Begg … Ja, der Streifenwagen kontrolliert das Haus regelmäßig … Nein, wurde nichts gemeldet … Was? Das Licht brannte? … Komisch, die ganze Gegend hat doch Stromausfall. Haben Sie Licht? Ach so, vorher, als es noch brannte … Nein, Mr. Begg, ich habe mich nicht mit meiner Freundin unterhalten – erstens bin ich verheiratet, und zweitens ist hier seit einer Stunde dauernd besetzt, weil alle Leute hier anrufen wegen diesem Kurzschluss … ja, ich schick den Streifenwagen vorbei …» Hanks legte auf und schwang sich in seinem Drehstuhl herum. «Armleuchter!»
    «Begg? Na! Den kennt doch jeder», stimmte Smith zu. «Hab ich dir schon mal erzählt, wie er …»
    «Ich geb’s auf alle Fälle mal an den Streifenwagen durch», unterbrach ihn der Sergeant. «Diesem Begg sähe es ähnlich, dass er auf die Uhr schaut und kontrolliert, wie lange wir … Hallo, Bob? Hier Hanks. Wart ihr schon an Tarlow’s Point draußen? Ach so … Könnt ihr mal hinfahren? Der alte Begg behauptet, da hat Licht gebrannt im Haus … Nee, gerade vor dem Kurzschluss … In Ordnung. Ende.»
29
    Didi saß zwischen den beiden Jungen auf dem Vordersitz. Die Scheibenwischer kämpften mühsam gegen den strömenden Regen an.
    «Den Jenkins beneide ich nicht», sagte Stu; «bei dem Wetter auf dem Motorrad …»
    «Er kann sich ja irgendwo unterstellen, bis der Regen nachlässt», meinte Jacobs.
    Dann hielten sie vor der Hillson-Villa. Stu holte eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach und knipste sie an.
    «Nanu?», sagte Jacobs, als der Lichtstrahl den Vordereingang traf. «Die Tür steht ja offen!»
    «Vielleicht ist Moose inzwischen aufgewacht und gegangen», meinte Stu hoffnungsvoll.
    «Wir müssen trotzdem nachsehen. Gib mir die Lampe.»
    Bill lief die Stufen hinauf, gefolgt von Stu. Er stieß die Eingangstür auf und leuchtete den Raum ab. Dann ging er voraus zum Arbeitszimmer, wo sie Moose deponiert hatten. Auf der Schwelle blieb er stehen und richtete den Lichtkegel auf die Couch, auf der unter einer silbrig glitzernden Plastikhülle eine Gestalt lag.
    «Den habt ihr aber gründlich verpackt …» Stu kicherte nervös. «Warum habt ihr auch den Kopf zugedeckt?»
    Jacobs stand schon neben der Couch. «So haben wir ihn nicht … Na los – hilf mir doch!»
    Die Gestalt war ganz und gar verhüllt. Ein Zipfel der Folie war über den Kopf geschlagen und fest in die Falten gestopft, die das Material auf Höhe des Halses gebildet hatte.
    Mit einem Ruck legte Jacobs den Kopf frei, zerrte weiter, schälte Rumpf und Beine aus der Umhüllung. Das Gesicht war eigentümlich blass. Jacobs befühlte Stirn und Wangen … Eiskalt. Er gab Stu die Taschenlampe und begann Mooses Hände zu massieren. Dann ließ er sie angewidert fallen.
    «Was ist los?» Stu flüsterte unwillkürlich.
    «Du, ich glaube, der ist tot …» Er schob die Hand unter das Hemd, um den Herzschlag zu fühlen.
    «So kannst du das nicht feststellen», belehrte ihn Stu. «Man muss ihm einen Spiegel vor die Lippen halten, und …»
    «Wo soll ich denn einen Spiegel hernehmen?», fauchte Bill. «Vielleicht geht’s mit der Taschenlampe, mit der Scheibe über der Birne …»
    Stu hielt ihm die Lampe hin, aber Bill nahm sie nicht.
    «Ich hau ab», sagte er. «Komm … Nichts wie weg!» Sie gingen aus dem Zimmer, schritten schneller aus, begannen zu rennen, nahmen die Stufen vor der Haustür mit einem Satz und hetzten zum Wagen.
    «Wo habt ihr Moose?», fragte Didi und rückte beiseite, um Stu hinter dem Lenkrad Platz zu machen.
    «Ist doch ganz egal.» Stu ließ den Motor anspringen. Aber er kam nicht mehr dazu, loszufahren.
    Ein Wagen raste auf sie zu; Scheinwerfer blendeten. Reifen quietschten, als das Fahrzeug schliddernd bremste und quer vor ihnen zum Stehen kam. Gleich darauf wurde die Vordertür auf der Fahrerseite aufgerissen; Stu starrte in eine Pistolenmündung, hinter der undeutlich eine Polizeiuniform zu erkennen war.
    «Los – alle raus!», kommandierte eine Stimme.

30
    Ben Gorfinkles

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