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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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könnte gefährlich sein. Sollen wir nicht lieber hier auf die Polizei warten?«
    »Mann, dann finden die den doch nie wieder! Kapierst du nicht, dass wir die einzige Chance sind, die Alison hat?«
    Sebastian sah den Rückscheinwerfern hinterher, die sich immer weiter entfernten, noch zwei-, dreimal zwischen den schwarzen Bäumen aufblinkten und dann völlig verschwunden waren. »Halt dich fest«, sagte er dann und gab Gas.
    ***
    Das Handy klingelte. »Lys!«, kreischte Sibel ins Mikrofon, ohne einen Blick auf das Display zu werfen.
    »Ähm, nein, hier ist Sebastian«, kam es zurück.
    »Wo in aller Welt seid ihr, verdammt noch mal?«
    »Hm. In einem Waldstück etwas außerhalb von München«, gab Sebastian widerwillig Auskunft.
    »Und was macht ihr da?«
    »Na ja.« Sebastian zögerte. »Der Ford hat hier bei einer Hütte gehalten und der Fahrer ist reingegangen. Gut möglich, dass Alison hier gefangen gehalten wird.«
    Sibel schnappte so heftig nach Luft, dass Leo ihr besorgte Blicke zuwarf. »Wo außerhalb von München?«, fragte sie. »Süden, Norden, Westen?«
    »Keine Ahnung. Glaubst du, ich hatte ’nen Kompass dabei?«
    »Schon mal was von Navi gehört? Oder hat dein Handy so etwas nicht?«, fragte Sibel.
    »Mein Handy ist mindestens zehn Jahre alt. Vergiss es«, seufzte Sebastian.
    »Kannst du dich wenigstens erinnern, wie die Vororte hießen, durch die ihr gefahren seid?«
    »Na ja, vorhin sind wir durch ein Dorf gekommen, aber ich hab’ nicht aufs Ortsschild geachtet…«
    Sibel stöhnte. »Na super. Und was sage ich jetzt der Polizei? Unsere Freunde sind dem Entführer auf den Fersen. Sie finden sie irgendwo außerhalb von München, viel Spaß beim Suchen, oder was?«
    »Mann! Ich mache so etwas auch zum ersten Mal, ja? Kann die Polizei nicht einfach unser Handy orten oder so?«
    »Möglich. Falls die heute überhaupt noch mal in die Gänge kommen«, knurrte Sibel. »Die Sommer hat schon mindestens fünfmal mit denen telefoniert, aber bisher tut sich gar nichts. Die Sommer meint, sie müssen sich noch mit irgendeiner Sonderkommission abstimmen oder so.« Sibel schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Sebastian, ihr müsst da weg. Fahrt zurück zu diesem Dorf, fragt, wie der Laden heißt, und sagt der Polizei Bescheid, das ist das Einzige, was Sinn macht.«
    »Würde ich ja gerne.« Sebastians Murmeln war kaum zu verstehen.
    »Was soll denn das jetzt wieder heißen?«
    »Lys. Sie ist hier nicht wegzukriegen. Sie…«, Sibel hörte ihn tief durchatmen, »… sie will Alison alleine befreien.«
    Zum ersten Mal womöglich seit Jahren verschlug es Sibel Özcelik die Sprache. Einige Momente lang rang sie nach Worten und gestikulierte nur hilflos mit der Hand durch die Luft, unfähig, auf dieses absolut irrsinnige Vorhaben etwas Sinnvolles zu entgegnen. Dann keuchte sie: »Ihr seid ja vollkommen bescheuert!«
    »Was ist denn?«, fragte Leo beunruhigt.
    »Vollkommen bescheuert!«, schrie Sibel ins Handy. »Wie stellt ihr euch das denn vor? Was, wenn dieser Typ da ’ne Waffe hat? Oder wenn in der Hütte noch mehr von der Sorte sind, hä? Stürzt ihr euch dann auf sie und fangt sie alle wie Spiderman in einem großen Netz?«
    Pause. Dann sagte Sebastian: »Kommt darauf an, was Lys vorhat!«
    »Jetzt reicht’s!« Sibel brüllte so laut, dass eine vorbeilaufende alte Dame sie entsetzt anstarrte. »Ihr seid völlig gestört, ihr zwei! Ihr scheint ja echt scharf darauf zu sein, bei dieser Geschichte draufzugehen!«
    »Schwachsinn.«
    »Kein Schwachsinn, Tatsache! Und was ist es bei dir? Wahrscheinlich hast du auch zu den Typen gehört, die diesen Benni gemobbt haben, und denkst, es ist deine Schuld, dass er mit der Knarre in den Sportverein kam, was?«
    Diesmal war die Pause so lang, dass Sibel dachte, die Verbindung sei abgerissen. Sie wollte gerade das Handy ausschalten, als Sebastian sagte: »Ich habe ihn nicht gemobbt. So was mache ich nicht.«
    »O.k. Was ist dann der Grund dafür, dass du unbedingt dein Leben aufs Spiel setzen willst?«
    »Hat dich schon mal einer mit einer Waffe bedroht?«, fragte Sebastian.
    »Hä? Nein. Natürlich nicht.«
    »Dann kapierst du das sowieso nicht«, sagte Sebastian.
    »Aha!«
    »Weißt du noch, was Kevin gesagt hat, als wir diesen Film im Jugendclub gesehen haben, den Film über dieses Massaker in Babi Jar?«
    »Welcher Kevin? Silvies Bruder?«
    »Nein. Nicos Bruder.«
    »Dieser Blonde? Nein, wieso, was hat der gesagt?«
    »Er hat gesagt, er versteht nicht, wie so viele Leute

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