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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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Gestrüpp zu. Dahinter, gegen einen Baum gelehnt, konnte Lys im dämmrigen Licht den Motorroller erahnen. Sebastian schwang sich bereits auf den Sitz, Lys kletterte hinter ihn, dann heulte der Motor auf.
    Genau in diesem Moment fühlte Lys, wie sie am Arm gepackt wurde. Sie schrie auf. Da schoss der Motorroller endlich vorwärts und entriss Lys ihrem Angreifer. Doch Sebastian war bereits aus dem Gleichgewicht gebracht. Die Räder drehten auf dem Schotter durch und der Motorroller schlingerte von links nach rechts. Sebastian gab Vollgas, verlor dadurch aber endgültig die Kontrolle über die Maschine. Lys sah einen dunklen Schatten vor ihnen auftauchen, ein Erdwall oder ein umgestürzter Baum. In der nächsten Sekunde schleuderte sie ein heftiger Stoß vom Sitz und warf sie unsanft ins Gestrüpp.
    Keuchend lag Lys auf dem Boden, spuckte Tannennadeln und Moos. Neben sich hörte sie Sebastian laut stöhnen. Der Motor des Motorrollers erstarb und man konnte nun die Schritte hören, die sich über den Waldboden näherten. Gleichzeitig flammte ein Licht auf, der Strahl einer Taschenlampe, der sich zwischen den Bäumen hindurchtastete. Als Lys versuchte, sich aufzurichten, erfasste sie der Strahl, traf sie mitten ins Gesicht, sodass sie geblendet die Augen schließen musste.
    »Wer seid ihr?«, keuchte die Stimme des Mannes. »Was habt ihr hier zu suchen?«
    Lys öffnete wieder die Augen und blinzelte. Schemenhaft konnte sie das Gesicht des Mannes erkennen, seine Augen zuckten nervös hin und her. Er hielt die Taschenlampe in der linken Hand. In der rechten schimmerte das Metall einer Pistole. »Wer ihr seid, will ich wissen!«, schrie er und fuchtelte mit der Waffe in der Luft herum. Dann, ohne eine Antwort abzuwarten, legte er die Taschenlampe auf den Boden, sodass sie weiterhin in ihre die Richtung schien. Dann fischte er mit der freien Hand sein Handy aus der Tasche und drückte eine Taste. Offenbar hatte er jetzt Empfang.
    »Ich bin’s!«, schrie er ins Telefon. »Dieses Mädchen ist wieder aufgetaucht! Und so ein Bengel! Sie haben die Frau in der Hütte gesehen!«
    Er wartete die Antwort ab, doch es schien ihn nicht wirklich zu beruhigen, was er da hörte. »Was soll das heißen, es ist egal?«, schrie er. »Für Sie vielleicht! Sie hat ja auch niemand gesehen. Aber was ist mit mir? Wenn die zwei zur Polizei gehen und mich beschreiben, dann legen die ihnen ihre Vorstrafenkartei vor. Mein verdammtes Foto ist da auch drin, falls Sie’s vergessen haben. Ich bin auf Bewährung, verdammt noch mal!«
    Wieder lauschte er kurz, dann schrie er: »Aber ich kann nicht einfach abhauen! Ich hab’ Familie! Und jetzt auch endlich mal einen Job! Ich hab diesen Auftrag doch nicht angenommen, um mir das alles gleich wieder kaputt zu machen! Sie haben gesagt, es sei eine todsichere und völlig harmlose Geschichte, und jetzt das! Was? Sie… sie wollen doch nicht etwa sagen… he, ich hab’ noch nie jemanden umgebracht, ich will nicht… Hallo? Hallo, sind Sie noch dran?« Langsam ließ er das Handy sinken. Und starrte auf die Waffe in seiner Hand.
    Sebastian nutzte die Unaufmerksamkeit des Gegners. Er sprang zwei Schritte vor und trat ihm mit aller Wucht gegen das Knie. Dann schleuderte er die Taschenlampe mit dem Fuß beiseite. Schlagartig wurde es stockdunkel. Lys fühlte, wie sie am Arm gepackt wurde. »Lys, lauf!«, keuchte ihr Sebastian ins Ohr. Der Mann gab ein wütendes Grollen von sich. »Halt, stopp!«, schrie er.
    Von Sebastian gezogen stolperte Lys auf die Straße zurück, fiel über ein Rad, das auf dem Boden lag. »Da ist der Motorroller!«, keuchte sie. Sebastian zerrte mit der rechten Hand am Lenker, sein linker Arm hing schlaff herunter, der Unterarm war in einem eigenartigen Winkel abgespreizt. Lys half ihm und zu zweit zogen sie den Motorroller hoch. Sebastian ließ den Motor an.
    »Stopp, habe ich gesagt! Stopp! Oder ich schieße!«
    Der Motorroller machte einen Satz nach vorne, schlingerte kurz, fing sich dann aber wieder.
    »Stopp!«
    Ein Knall, wie das Knacken eines Astes, nur lauter. Und ein Schlag, der Lys an der Schulter traf und sie beinahe vom Sitz kippen ließ. Sebastian gab Gas, der Motorroller schoss den Weg hinunter, dass der Schotter in alle Richtungen spritzte.
    »Lys! Ist dir etwas passiert?«, schrie Sebastian.
    »Fahr weiter!«, schrie Lys. »Er wird das Auto holen.«
    Sebastian schaltete die Scheinwerfer an, was leider dazu führte, dass sie nun sahen, wie abschüssig und uneben der Weg vor ihnen

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