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Am Sonntag stirbt Alison

Am Sonntag stirbt Alison

Titel: Am Sonntag stirbt Alison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Klimm
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Sibel zuckte mit den Achseln.
    »Aber das würde bedeuten, dass Alison seelenruhig in ihrer Wohnung sitzt, während irgendein Irrer plant, sie morgen umzubringen!«, rief Lys.
    »Hm. Stimmt. Frau Sommer, sind Sie sicher, dass man aus dieser Karre nicht noch ein bisschen mehr herausholen kann?«
    ***
    Es war dunkel. In der Wohnsiedlung im Norden Münchens fuhren keine Autos und auch auf den nassen Fußwegen zeichnete sich nur hin und wieder der blasse Widerschein eines Fensters ab. Unter den immergrünen Büschen auf der einen Seite des Weges ballten sich die Schatten zu tiefem Schwarz.
    »Conollystraße«, sagte Leo.
    »Ja.« Lys zückte ihr Handy.
    »Wen rufst du an?«
    »Sebastian.«
    Es klingelte eine ganze Weile, bis Sebastian endlich antwortete. »Ja?«, brüllte er ins Handy. Im Hintergrund war das Brausen der Autos zu hören.
    »Mann, das hat ja gedauert!«
    »Ich musste erst einen Parkplatz finden! Soll ich in voller Fahrt auf der Autobahn telefonieren, oder was? Da bin ich meinen Führerschein ja schneller los, als ich ihn letztens unterschrieben habe. Außerdem, telefonier’ mal mit Motorradhelm!«
    »Gibt’s keine Freisprechanlagen für Motorradhelme?«
    »Es gibt auch Hubschrauber! Ich habe trotzdem keinen in der Garage stehen!«
    »Ist ja gut. Wo bist du?«
    »Keine Ahnung. Irgendwo vor München.«
    »O.k. Wir sind im Olympischen Dorf, ein paar Meter von Alisons Wohnung entfernt.«
    »Lys.« Leo war ein paar Meter vorgelaufen, wies jetzt auf eine Eingangstür, neben der eine schwach erleuchtete Hausnummer zu sehen war. »Da ist es. Nr. 17, Erdgeschoss. Und – es brennt Licht!«
    ***
    Der Mann arbeitete systematisch, wie er es gelernt hatte. Die Vorhänge hatte er zugezogen, bevor er das Licht angeschaltet hatte, damit niemand die Anwesenheit eines Fremden in der Wohnung bemerkte. Er trug Gummihandschuhe. Das Tuch in seiner Hand hatte er befeuchtet und mit Fensterreiniger besprüht und damit wischte er nun alle Türklinken, alle Stuhllehnen und alle glatten Oberflächen ab. Keine Hektik, es ging um Sorgfalt, nicht um Schnelligkeit. Nichts in diesem Raum sollte auch nur den kleinsten Hinweis auf seinen Auftraggeber erlauben. Und schon gar nicht auf ihn.
    Es war keine aufwendige Arbeit, die Wohnung bestand nur aus einem einzigen Raum, eingerichtet mit einem Bett, einem Schrank, einem Esstisch mit Stühlen und einem Regal, das als Raumteiler mitten im Zimmer stand. Dann noch die kleine Küchenzeile und die Nasszelle, gegossen aus einem einzigen Stück Plastik. Das war damals wohl modern gewesen, als sie diese Wohnungen gebaut hatten, für die Sportler, die zur Olympiade kommen sollten. Sieben Jahre war er damals alt gewesen. Dass er sich überhaupt noch an die Sache erinnerte, lag vor allem an der Aufregung um diese Geiselnahme, die sich während der Olympischen Spiele eine Straße weiter ereignet hatte. Acht israelische Sportler waren von Terroristen entführt worden und schließlich alle bei einem missglückten Befreiungsversuch auf dem Münchner Flughafen umgekommen. Ja, das war’s dann gewesen mit dem schönen Sportereignis. Der Mann seufzte nachdenklich, griff nach den Zigaretten in seiner Jackentasche, schob sie aber gleich wieder zurück. Verlorene Zigarettenstummel bedeuten verlorene DNA-Spuren. Er sollte sich für Situationen wie diese wirklich mal mit Nikotinpflastern eindecken.
    Als Nächstes machte er sich daran, alle herumstehenden Gläser und Tassen, die sein Auftraggeber vielleicht möglicherweise berührt hatte, in eine mitgebrachte Plastiktüte zu stecken. Dann saugte er den Boden mit dem Staubsauger hinter der Tür und wischte ihn mit einem feuchten Mopp.
    Schließlich war alles erledigt. Er ließ seinen Blick über das Apartment gleiten. Sein Auftraggeber konnte zufrieden sein. Ob er es in der Tat sein würde, war ihm im Grunde egal. Hauptsache, er zahlte. Schließlich stand die Miete aus und die Jungs wünschten sich schon ewig neue Fahrräder. Mountainbikes.
    Das war der Moment, als es an der Tür klingelte.
    Einen Augenblick lang hielt er erschrocken inne. Wer immer da klingelte, hatte das Licht durch die Vorhänge längst gesehen und würde wissen, dass jemand in der Wohnung war. Also, was tun? Sich über die Sprechanlage melden? Es war Samstagabend, da klingelte wohl kaum der Postbote. Also war es jemand, der das Mädchen kannte und daher auch wusste, dass sie allein lebte. Keine gute Idee also. Am besten einfach nicht reagieren. Sie würden denken, dass das Mädchen aus Versehen

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