Am Strand von Acapulco
drängen schien.
Also machte Ruth das Beste aus der Situation und tanzte. So würde sie nachts wenigstens schlafen können. Auf ihren Wunsch hin brachte Michael sie kurz nach Mitternacht nach Hause. Er wäre gern noch länger auf der Party geblieben, aber bei Ruth war das Maß voll.
Als er seinen Sportwagen vor ihrem Haus parkte, wurde offensichtlich, dass er sie nicht ohne weiteres gehen lassen wollte.
„Nein, Michael", wehrte Ruth ihn ab, als er versuchte, zärtlich zu werden. „Heute Abend nicht, ich bin zu müde."
„Ruth, ich habe dich seit Wochen nicht mehr gesehen! Sei doch nicht so grausam!"
„Das bin ich nicht, Michael, mir ist heute einfach nicht danach."
Dann öffnete sie die Beifahrertür und stieg aus.
Michael sah ihr verwundert nach, bevor er sich über den Beifahrersitz beugte und fragte: „Sehen wir uns überhaupt noch einmal?"
„Aber natürlich!" Ruth rang sich ein Lächeln ab und schlug die Tür zu. Sie wartete noch, bis Michael vom Hof gefahren war, bevor sie in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel suchte. Als sie nicht sofort fündig wurde, erschien ihr das Hoflicht plötzlich viel düsterer als sonst, und sie wünschte, sie hätte Michael gebeten zu warten, bis sie im Haus war. Aber dann hätte er womöglich noch versucht, mit hineinzukommen.
In diesem Augenblick löste sich eine Gestalt aus dem Schatten der Garage, und Ruth schlug sich entsetzt eine Hand vor den Mund. Aber als die Person ins Licht trat, erkannte Ruth, dass es sich um Patrick handelte. Ungläubig sah sie ihn an und flüsterte: „Was machst du denn hier?"
Ohne ihre Frage zu beantworten, stieß er hervo r: „Wo bist du so lange gewesen!"
Darüber war Ruth so verärgert, dass sie ihren Schrecken über sein plötzliches Auftauchen vergaß. „Das geht dich überhaupt nichts an!"
„Na, das sehe ich aber anders." Jetzt stand er direkt vor ihr, doch Ruth ignorierte das Blitzen in seinen Augen und wandte sich seelenruhig wieder ihrer Handtasche zu.
„Was machst du da?"
„Meinen Schlüssel suchen."
„Frauen! Warum musst du auch eine Handtasche mit herumschleppen, die so groß ist, als wolltest du damit übers Wochenende verreisen?"
„Da ist er ja!"
Bevor Ruth etwas dagegen tun konnte, nahm Patrick ihr den Schlüssel aus der Hand und öffnete die Tür. Nachdem er im Windfang Licht gemacht hatte und Ruth immer noch draußen stand, fragte er: „Willst du nicht hereinkommen?"
„Wie kannst du einfach so mein Haus betreten?" fragte sie empört und kam unwillig näher.
„Weil es draußen kalt ist und ich bereits eine Stunde warte." Er gab der Tür einen Stoß. „Außerdem unterhält es sich bei Minusgraden schlecht, und wir wecken ja auch niemanden auf."
Jetzt erst stellte Ruth fest, dass Patrick für seine Verhältnisse ungewöhnlich blass aussah und auch dunkle Ränder unter den Augen hatte. „Woher weißt du eigentlich, dass ich allein bin?"
„Weil ich mir beim Hämmern gegen die Haustür bald blaue Flecken geholt hätte. Aber es hat niemand aufgemacht." Er lächelte. „Wollen wir nicht nach oben gehen?"
Ruth zuckte die Schultern. „Wenn du möchtest." Während sie ihm die Treppe hinauffolgte, hatte sie ein ganz unangenehmes Gefühl und überlegte, was Patrick nun schon wieder von ihr wollte - mitten in der Nacht. Aber sobald sie das Wohnzimmer betrat, ging es ihr besser - als wäre sie in die Normalität zurückgekehrt. Trotzdem zögerte sie, den Mantel abzulegen. Schließlich trug sie unter der halb durchsichtigen Bluse lediglich einen BH.
„Hättest du vielleicht einen Schluck zu trinken? Irgendetwas, das warm macht?"
Patrick war auf der Schwelle stehen geblieben und sah mit dem dunkelblauen Rollkragenpullover, dem offenen Trenchcoat und der dunkelgrauen Hose einfach zum Verlieben aus.
„Wie wär's mit einem Tee?"
„Ich bitte dich!"
Ruth war inzwischen so warm geworden, dass sie den Mantel nicht länger anbehalten konnte. Während sie ihn über die Sofa lehne legte, fragte sie: „Was hältst du von einem Whiskey? Oder soll ich dir Kaffee kochen?"
. „Whiskey ist schon in Ordnung, ich möchte dir keine Umstände machen." Spöttisch fügte Patrick hinzu: „Jetzt, da deine Haus hälterin dir nicht zur Hand gehen kann."
„Ich bin durchaus in der Lage, selbst Kaffee zu kochen!"
„Tatsächlich? " Endlich kam er ganz ins Zimmer, und Ruth goss ihm die gewünschte bernsteinfarbene Flüssigkeit in einen Kris tallschwenker. Als sie Patrick das Glas reichte, achtete sie darauf, seine Finger
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