Am Strand von Acapulco
sich ab. „Du kannst nicht hier bleiben!"
„Ruth, bitte schick mich nicht weg. Weißt du denn nicht, dass ich kurz davor bin, verrückt zu werden? Ich kann nicht mehr essen und nicht mehr schlafen. Seit letzten Dienstag fahre ich ständig in eurer Nachbarschaft herum, in der Hoffnung, dich zufällig zu treffen, weil ich nicht wage, dich anzurufen oder bei euch zu klingeln und dich anzuflehen, mir zu verzeihen, so sehr begehre ich dich."
Ungläubig sah Ruth ihn an. Er klang wie immer, aber seine Augen glänzten merkwürdig. Vielleicht hatte sie es mit dem Whiskey doch übertrieben. „Wie ... Wie kannst du denn so etwas sagen, nachdem du mich am Dienstag aus deiner Wohnung geworfen hast?"
„Weil es der Wahrheit entspricht." Er streckte die Arme nach ihr aus, und Ruth - die ihr Glück kaum fassen konnte - kam ihm bereitwillig entgegen. Dann schob sie ihm die Hände unter den Pullover, um ihn endlich richtig zu berühren.
„O Ruth, es tut mir Leid, dass ich mich so unmöglich benommen habe. Du hattest Recht, wir sollten die Wochen nutzen, die uns noch bleiben ..." Er seufzte und strich ihr zärtlich über den Rücken, bevor er sie ganz fest an sich drückte, so dass sie seine Erregung spüren konnte. Dann versuchte er, ihr die Hose zu öffnen.
„Bitte, Patrick, nicht hier!"
Er hielt sie ein wenig von sich ab und sah ihr in die Augen. „Möchtest du lieber in dein Schlafzimmer gehen?"
„Ja, ich stelle nur schnell das Glas weg, damit Mrs. Lawson morgen nicht denkt, ich sei dem Alkohol verfallen. Warum gehst du nicht schon einmal vor?"
„In Ordnung, wo dein Zimmer ist, weiß ich ja jetzt." Er gab ihr noch einen Kuss und legte seinen Trenchcoat über eine Sessellehne.
Nachdem er das Wohnzimmer verlassen hatte, atmete Ruth erst einmal tief durch.
Eigentlich hatte sie nur nach einer Ausflucht gesucht, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können.
Schließlich war sie mit Patrick allein im Haus, und es wäre völlig egal gewesen, wo sie sich liebten. Aber mit seinen ständigen Stimmungsumschwüngen zurechtzukommen war nicht so einfach. Sie nahm das Glas, ging langsam in die Küche hinunter und schenkte sich noch etwas Wasser ein. Während sie daran nippte, überlegte sie, ob sie Patrick nicht doch lieber nach Hause schicken sollte. Natürlich begehrte sie ihn wie keinen Mann vor ihm. Aber erwiderte er ihre Gefühle auch, oder wollte er sie nur, weil gerade keine andere Frau da war?
Andererseits würde er ohnehin in vier Wochen nach Venezuela zurückkehren, dann wäre ihre Affäre auch zu Ende. Warum also nicht die Gunst der Stunde nutzen?
Schließlich stellte Ruth das Glas auf die Spüle und ging entschlossenen Schrittes die Treppe hinauf. Ihre Schlafzimmertür stand einen Spaltbreit offen, und das Parkett schimmerte leicht ros6farben vom Schein der Jugend stillampe neben dem Bett. Bevor Mrs. Lawson ins Wochenende aufgebrochen war, hatte sie ihr noch den türkisfarbenen Überwurf zurückgeschlagen.
Und jetzt lag mitten auf dem Bett, immer noch in grauer Fla nellhose, aber mit freiem Oberkörper, Patrick Hardy, der tief und fest schlief. War denn das die Möglichkeit?
Zumindest sah es so aus. Ruth wagte kaum zu atmen und ging auf Zehenspitzen zum Bett, um sich zu Patrick hinunterzubeugen. Beinah erwartete sie, dass er nur vorgab zu schlafen und sie gleich zu sich ziehen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Er schlief tatsächlich wie ein Murmeltier. Dann konnte sein Verlangen ja nicht so groß gewesen sein. Oder hatte er tatsächlich zu viel getrunken?
Wie auch immer, vielleicht war es besser so. Jetzt hatte sie wenigstens Gelegenheit, noch einmal in Ruhe über alles nachzudenken. Und falls es Patrick morgen früh immer noch nach ihr verlange n sollte ... Nun ja! Aber wenn nicht, übernachtete sie lieber im Gästezimmer.
Ein letztes Mal betrachtete sie den schlafenden Patrick. Sein Oberkörper war tatsächlich genauso sonnengebräunt, wie sie es vermutet hatte, und die leichte Behaarung verlor sich unterhalb des Bauchnabels im Hosenbund. Unwillkürlich spürte Ruth Begierde in sich aufsteigen und überlegte, ob Patrick wohl ein guter Liebhaber war. Um das herauszufinden, brauchte sie ihn nur aufzuwecken ... Aber nein! Er sollte klar bei Verstand sein, wenn er mit ihr schlief. Vorsichtig zog sie ihr Nachthemd unter dem Kopfkissen hervor, löschte das Licht und ging auf Zehenspitzen zur Tür. Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um und musste unwillkürlich lächeln.
Was für eine
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