Am Strand von Acapulco
ihnen übernachtet hatte, und sie erzählte auch von ihrer Ausflucht am nächsten Morgen. Sie wiederholte ihrem Vater sogar Patricks Worte, bevor er gegangen war.
Als sie geendet hatte, wagte sie nicht, ihren Vater anzusehen. Sie hörte nur, wie er sich die Schuhe anzog und sein Portemonnaie einsteckte. Und dann, als sie schon glaubte, er wäre so böse, dass er kein normales Wort mehr an sie richten könnte, erklärte er: „Nun, Ruth, so wie ich die Sache sehe, gibt es nur zwei Dinge, die du tun kannst."
Sie wandte sich ihm wieder zu und suchte sein Gesicht auf irgendein Zeichen des Vorwurfs ab. Aber da war keins. „Was denn?" fragte sie dann leise.
„Entweder, du vergisst das Ganze, was vielleicht das Beste wäre ... Nein, warte!" rief er, als Ruth ihn hitzig unterbrechen wollte. „Oder du findest eine Möglichkeit, um Patrick davon zu überzeugen, dass er dich einfach mitnehmen muss."
„Würdest du denn damit einverstanden sein, dass ich ihn begleite?"
„Unter bestimmten Voraussetzungen schon."
„Die da wären?"
„Dass ich ihm vorher ein Forschungsprojekt seiner Wahl anbieten darf, um festzustellen, ob er ehrbare Absichten mit dir hat. Denn wenn es so ist, wird er mein Angebot ausschlagen."
„Dad!" Ruth war außer sich.
Ihr Vater zuckte die Schultern. „Das ist die einzige Lösung, Ruth. Glaubst du vielleicht, ich lasse zu, dass mir irgendein hergelaufener Glücksritter meine Tochter wegnimmt?"
„Patrick ist nicht so!" sagte Ruth verzweifelt. „O Dad, wie kannst du ihm denn einen derartigen Vorschlag unterbreiten, wo er doch nicht einmal mit mir zusammen sein will?"
„Ein Grund mehr, es zu tun." Stirnrunzelnd fuhr ihr Vater fort: „Ich will mal ehrlich zu dir sein, Ruth: Der Mann interessiert mich, und wenn ich nicht in den Staaten wäre, hätten wir uns bestimmt schon wieder getroffen. Meine Geschä fte gehen gut, die
Supermärkte werfen Gewinn ab. Es reizt mich, irgend ein Forschungsprojekt zu finanzieren. Ich brauche etwas zum Abschreiben."
„O Dad, das ist doch Erpressung! Womöglich nimmt er an."
„Dann ist er eben nicht gut genug für dich!" erklärte ihr Vater locker. „Und nachdem er abgelehnt hat, kann ich ihm meine Beweggründe immer noch erklären."
Zwei Tage später flog Joseph Farrell für einen kurzen Aufent halt zurück nach England und ließ Ruth währenddessen in New York. Vier Tage lang war sie hin und her gerissen und kam überhaupt nicht zur Ruhe. Als ihr Vater seine Rückkehr ankündigte, holte sie ihn vom Flughafen ab.
„Und?" fragte sie erwartungsvoll, als der Chauffeur die Limousine geschickt durch den New Yorker Verkehr lenkte. „Was hat er gesagt?"
Ihr Vater war die ganze Zeit schon äußerst einsilbig gewesen und antwortete jetzt ausdruckslos: „Nein."
„Er hat dein Angebot also abgelehnt?" In Ruth keimte Hoffnung auf.
„Ja. Er gab mir zu verstehen, er wolle keine Almosen von mir und dass er sehr gut in der Lage sei, sich seinen eigenen Sponsor zu suchen. Er meinte auch, er wisse nicht, wie ich auf die Idee käme, dass er etwas von dir wolle. Schließlich würde er in knapp zwei Wochen nach Venezuela zurückkehren und gehe davon aus, dich nicht wieder zu sehen."
Der Hoffnungsfunke erlosch, und vor Enttäuschung wurde Ruth ganz schlecht. „Ist...
Ist das alles?"
Eine Weile betrachtete Joseph Farrell mitfühlend das blasse Gesicht seiner Tochter.
„Nein, das glaube ich nicht."
„Und warum nicht?" fragte Ruth mit bebender Stimme.
„Nun, Worte können mal dieses und mal jenes bedeuten, je nachdem, wie man sie betont und was für ein Gesicht man dazu macht."
Ruth runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?"
„Offensichtlich schläft Patrick nicht gut, und essen tut er wo hl auch nicht mehr regelmäßig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er ist in dich verliebt!"
Darüber war Ruth so glücklich, dass es ihr zunächst die Sprache verschlug, so dass sie erst mit einer gewissen Verzögerung rief: „O Dad!"
Ihr Vater zuckte die Schultern. „Das ist natürlich nur meine Meinung, aber da war etwas in seinem Blick, während ich mit ihm gesprochen und ihm das Forschungsprojekt angeboten habe. Er hat mir auch viel zu schnell eine Abfuhr erteilt, und ich frage mich, ob jemand einen derartigen Vorschlag ablehnen würde, wenn er nicht doch gefühlsmäßig engagiert wäre. Damit will ich sagen, wenn sich Patrick einen Dreck um dich schert, hätte er doch mein Angebot angenommen. Schließlich ist es eine hervorragende Gelegenheit
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