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Am Strand

Am Strand

Titel: Am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McEwan
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sonst ließ sich die dämonische Angst nicht unterdrücken, die sie zu überwältigen drohte. Sie mußte wissen, daß er bei ihr war, an ihrer Seite, daß er sie nicht mißbrauchte, daß er ihr Freund war, liebevoll und zärtlich. Sonst könnte dies auch auf ganz schreckliche Weise schiefgehen. Sie brauchte es einfach, daß er ihr nicht nur seine Liebe, sondern auch ein Gefühl der Sicherheit gab, weshalb sie die alberne Bitte schließlich doch noch aussprechen mußte: »Erzähl mir was.«
    Die unmittelbare und angenehme Wirkung war, daß seine Hand abrupt nahe der Stelle verharrte, an der sie zuvor gelegen hatte, nur wenige Zentimeter unter ihrem Bauchnabel. Er schaute auf sie herab, und seine Lippen zitterten ein wenig - bestimmt die
    Nerven oder der Beginn eines Lächelns, eines Gedankens, der nach Worten suchte.
    Zu ihrer Erleichterung griff er das Stichwort auf und begann mit ihrem vertrauten, albernen Spiel. Feierlich erklärte er: »Du hast ein hübsches Gesicht und einen wunderbaren Charakter, deine Fersen sind sexy, deine Ellbogen, dein Schlüsselbein und dein Putamen auch, und du hast ein Vibrato, das alle Männer vergöttern, doch du gehörst mir allein, und ich bin deshalb sehr froh und stolz.«
    Sie sagte: »Nun gut, du darfst mein Vibrato küssen.«
    Er nahm ihre linke Hand, saugte abwechselnd an ihren Fingerspitzen und fuhr mit der Zunge über die schwieligen Kuppen der Violinistin. Sie küßten sich, doch genau in dem Augenblick, in dem Florence zuversichtlicher wurde, spürte sie, wie er die Arme anspannte und sich mit einer geschickten, sportlichen Bewegung auf sie rollte, so daß sie, obwohl sein Gewicht vor allem von den Ellbogen und seinen links und rechts von ihrem Kopf abgestützten Unterarmen aufgefangen wurde, hilflos und ein wenig atemlos unter ihm eingeklemmt lag und sich kaum rühren konnte. Sie war enttäuscht, weil er sich nicht die Zeit genommen hatte, noch einmal ihre Scham zu streicheln und dieses eigenartige, warme Gefühl auszulösen. Doch im Augenblick kümmer-ten sie weder Angst noch Abscheu, ein Fortschritt also, da sie nur darauf bedacht war, den Anschein zu wahren und Edward nicht zu enttäuschen, sich nicht zu blamieren, nicht als schlechte Wahl unter all den Frauen zu gelten, die er bestimmt gekannt hatte. Sie wollte durchhalten. Und sie würde ihm nie erzählen, wie schwer es ihr fiel, ja welch große Überwindung es sie kostete, äußerlich so ruhig zu wirken. Sie kannte kein anderes Verlangen, als ihn zufriedenzustellen und diese Nacht zu einem Erfolg werden zu lassen; sie hatte auch keine andere Empfindung, spürte nur, wie seine seltsam kühle Penisspitze wiederholt nach ihrem Unterleib stocherte und gegen ihre Harnröhre stieß. Ihre Panik und ihren Ekel meinte sie unter Kontrolle zu haben, sie liebte Edward, und all ihre Anstrengungen waren nur darauf gerichtet, ihm zu dem zu verhelfen, was er sich so sehnlich wünschte, damit er sie dafür um so mehr liebte. Mit diesen Gedanken schob sie die rechte Hand zwischen seine und ihre Leistengegend, und er stützte sich etwas auf, um sie durchzulassen. Florence war stolz darauf, im richtigen Moment daran gedacht zu haben, daß ihr rotes Handbuch erklärte, es sei der Braut durchaus gestattet, den Mann »in sich einzuführen«.
    Als erstes berührte sie seinen Hodensack und schlang, jetzt ganz frei von Angst, die Finger sanft
    um dieses seltsam haarige Etwas, das sie in ähnlicher Form von Hunden und Pferden kannte, auch wenn sie bislang nie recht geglaubt hatte, daß derlei an erwachsenen Menschen vorkam. Sie strich über die Beutelunterseite bis zur Wurzel seines Penis, den sie sehr behutsam in die Hand nahm, da sie keine Ahnung hatte, wie empfindlich oder robust er war. Sie fuhr an ihm entlang, bemerkte mit Interesse, wie seidig er sich anfühlte, wanderte zur Spitze hinauf, die sie sanft streichelte, und kehrte dann, über die eigene Kühnheit erstaunt, ein Stück zurück, um ihn etwa in seiner Mitte fest in den Griff zu nehmen und nach unten zu ziehen, noch eine kleine Korrektur, und schon fühlte sie, wie er ihre Schamlippen berührte.
    Woher hätte sie wissen sollen, welchen schrecklichen Fehler sie beging? Hatte sie an der falschen Stelle gezogen? Zu fest zugepackt? Edward gab einen Klagelaut von sich, eine komplizierte Folge gequälter, ansteigender Vokale, ein Geräusch, wie sie es in einer Komödie mal von einem Kellner gehört hatte, der im Zickzack durch den Saal getaumelt war und jeden Moment einen Stapel

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