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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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steckte in einem Zustand fortwährender Wiederaufführungen fest. Ich konnte nicht im gegenwärtigen Augenblick leben, weil ich nicht wusste, wie. Ich konnte bloß vor der Vergangenheit flüchten und mich vor der Zukunft verstecken, indem ich beide zurückwies. Ich war gefangen in einem Zustand der Anhaftung und Zurückweisung, auf den ich willentlich keinen Einfluss hatte. Ich war meinem konditionierten Verständnis, wie ich auf die Welt zu reagieren und mich darin zu bewegen hatte, verhaftet und wies jegliche Information, die sich nicht mit meinen Vorstellungen, meinen anerzogenen Reaktionen deckte, zurück.
    Das bewusste Atmen
    Eines der Werkzeuge, um im gegenwärtigen Augenblick zu sein, ist das Bewusste Atmen. Einfach atmen und mir bewusst sein, dass ich atme. Wenn ich mir meines Atems vollständig bewusst bin, dann kann ich nirgendwo anders sein als im gegenwärtigen Augenblick.
    Sie können das selbst erfahren. Ergreifen Sie die Gelegenheit, setzen Sie sich bequem hin und legen Sie eine Hand auf Ihren Bauch. Während Sie einatmen, spüren Sie, wie sich Ihr Bauch hebt. Während Sie ausatmen, spüren Sie, wie sich Ihr Bauch zusammenzieht. Ein … aus … Lenken Sie ihre Aufmerksamkeit von Ihrem Denkprozess zu Ihrem Atem. Seien Sie einfach bei Ihrem Atem. Wenn Ihre Gedanken zu wandern beginnen, betrachten Sie dieses Wandern als eine leise, sanfte Glocke, die erklingt, um Sie wieder zu Ihrem Atem zu führen; kehren Sie einfach zu Ihrem Atem zurück. Mit jedem bewussten Atemzug wissen Sie, dass Sie im gegenwärtigen Augenblick leben, dass Sie Ihre Fähigkeit, in Achtsamkeit zu leben, weiterentwickeln.
    Achtsamkeit, eine tiefere Bewusstheit, ist nicht etwas, das wir steuern können, das wir mit unserem denkenden, intellektuellen Selbst erzeugen können. Bewusstheit ist kein Gegenstand, nichts Gegenständliches. Es ist ein Zustand vergegenwärtigten Seins, der sich einstellt, wenn wir uns unserer konditionierten Natur bewusster werden und aufhören zuzulassen, dass diese Konditionierung bestimmt, wie wir reagieren oder auch nicht reagieren. Achtsamkeit bewirkt nicht automatisch, dass mich weniger Gedanken und Erinnerungen bestürmen, aber Achtsamkeit erlaubt mir, in einer harmonischeren Beziehung zu ihnen zu leben, meiner Konditionierung weder verhaftet zu bleiben noch sie zurückzuweisen. Wenn ich nicht erkenne, dass Gedanken nur Gedanken sind, kann ich mich leicht in der Illusion verfangen, dass meine Gedanken Realität sind.
    Das ist der Kern der Meditation: Bewusstes Atmen. Indem ich mich auf den Atem konzentriere, werde ich zum Beobachter meiner Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen, an denen ich weder hafte noch sie zurückweise. Das ist die Praxis der Achtsamkeit. Das ist die Praxis, die zu Befreiung und zu Frieden führt. Es gibt für mich immer noch Zeiten, in denen die Erfahrungen des Krieges im gegenwärtigen Augenblick vorhanden sind. Wenn diese Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen stärker in mein Bewusstsein drängen, konzentriere ich mich darauf, sie weder festzuhalten noch sie zurückzuweisen, sondern einfach zu atmen und gleichzeitig zu versuchen, eine andere Beziehung zu diesem Leiden zu knüpfen, eine harmonischere Beziehung. Das heißt nicht, dass diese Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen weggehen – das tun sie nicht. Heilung ist nicht die Abwesenheit von Leiden. Was durch diesen Prozess, nämlich in meinem Leben gegenwärtiger zu sein, geschieht, ist, dass ich nicht länger versuche, am Leiden festzuhalten oder es zurückzuweisen. Das ist Heilung und Transformation. Die Übung der Achtsamkeit hilft mir, ohne zu werten, in der Wirklichkeit meines Lebens präsent zu sein.
    Um im gegenwärtigen Augenblick zu leben, müssen wir achtsam sein bei allem, was wir tun, bei jeder unserer Handlungen: wenn wir eine Tür öffnen, eine Schüssel ins Regal stellen, wenn wir unsere Arbeit tun, mit einem anderen Menschen sprechen, unsere Schuhe binden, einen Schritt machen, aufstehen, uns hinsetzen, uns die Zähne putzen, Auto fahren. Das ist nicht immer leicht. Wir sind durch unsere Gedanken, durch Bilder aus Vergangenheit und Zukunft, durch unsere Träume, unsere Hoffnungen, unsere Versäumnisse leicht abzulenken. Während ich in der vietnamesischen Gemeinschaft in Frankreich lebte, lernte ich, eine Glocke zu benutzen, um mich daran zu erinnern, zu meinem Atem zurückzukehren: die Glocke

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