Am Ziel aller Wünsche? (German Edition)
war mittelgroß und hatte die Statur eines Minenarbeiters. Selbst dem bei einem Londoner Schneider maßgefertigten Anzug gelang es nicht, die bullige Gestalt von Hakims künftigem Schwiegervater zu verbergen. Er sah aus wie das, was er war: ein extrem reicher Selfmademan.
Harold schämte sich seiner Vergangenheit nicht im Mindesten. Während seiner Verhandlungen mit dem König von Jawhar hatte er zu keinem Zeitpunkt daran gezweifelt, dass seine Tochter den Scheich von Kadar heiraten würde.
Hakim fragte sich unwillkürlich, wie ein so selbstsicherer Mann eine derart von Komplexen gequälte junge Frau herangezogen haben mochte.
"Du hast ihr doch nicht etwa von unserem kleinen Arrangement erzählt, oder?" Da sämtliche Hürden nun genommen waren, sah er keinen Grund, weshalb er nicht vollends auf lästige Formalitäten verzichten sollte.
"Nein."
"Gut." Harold nickte. "Sie würde es ohnehin nicht verstehen. Ihre Mutter und ich haben uns lange wegen ihres mangelnden Privatlebens gesorgt. Als sie noch jünger war, konnten wir es nachvollziehen, doch auch nach der Laserbehandlung hat sie ihr Schneckenhaus nicht verlassen. Außerdem hat sie jeden Versuch von Lydia und mir vereitelt, ihr Männer vorzustellen."
Laserbehandlung? Er würde Catherine danach fragen müssen. "Sie legt großen Wert auf ihre Unabhängigkeit."
"Ja. Sie kann ziemlich dickköpfig sein."
Hakim konnte sich kaum denken, dass die schüchterne Catherine eigenwillig sein sollte, aber er hatte keine Lust, ihrem Vater zu widersprechen. "Ist deine Frau über den Vertrag zwischen meinem Onkel und deiner Firma informiert?"
"Nicht im Einzelnen. Ich habe ihr bloß mitgeteilt, dass ich versuchen würde, einen Ehemann für Catherine aufzutreiben. Von der geschäftlichen Seite hat sie genauso wenig Ahnung wie meine Tochter. Die meisten Frauen sind hoffnungslose Romantikerinnen."
"Du kennst deine Familie sicher am besten." Seine Schwester wusste bis auf die letzte Münze, welche Mitgift bei ihrer Hochzeit mit einem Beduinenprinzen aus dem Stamm ihres Vaters gezahlt worden war.
Trotzdem hatte sie an ihrem Hochzeitstag vor Glück gestrahlt. Hakim wollte, dass seine Braut ebenso empfand, und wenn das Verschweigen gewisser Details ihrer Unbeschwertheit zuträglich war, würde er kein Wort darüber verlieren.
5. Kapitel
Hakim gefielen das unaufdringliche Ambiente und die Queen-Anne-Möbel im Stadthaus der Bennings. Catherines Mutter Lydia hatte einen exzellenten Geschmack, und der zeigte sich vom glänzenden schwarzen Flügel im Wohnzimmer bis hin zur dezenten Polsterung der Esszimmerstühle.
Man saß jetzt bei Tisch und beendete gerade das Dessert. Der Abend war überaus informativ gewesen. Catherines Mutter und Schwester hätten mit ihrer zierlichen Figur, dem hellblonden Haar und den grauen Augen Zwillinge sein können. Und während Catherine und ihre Schwester einander offenbar sehr nahe standen, herrschte zwischen Mutter und Tochter eine sonderbare Distanz.
Dennoch schien Lydia Benning aufrichtig erfreut über das Glück ihrer Tochter. Und Catherine war glücklich! Sie strahlte förmlich von innen heraus, immer wieder umspielte ein verträumtes Lächeln ihre Lippen.
Hakim beobachtete, wie sie einen Bissen von der Crème brulée nahm. Sein Blutdruck schoss in die Höhe, als sie die Augen schloss und den Löffel ableckte. An ihrem Mundwinkel hing ein Zuckerkrümel. Hakim beugte sich vor und wischte ihn sanft mit der Fingerspitze weg. Sie ließ ihn regungslos gewähren, und plötzlich wurde das, was soeben völlig harmlos gewesen war, gefährlich, denn in ihren Augen spiegelte sich das gleiche Verlangen wider, das auch er empfand.
Das Lachen ringsum durchbrach den sinnlichen Zauber.
"Die Hochzeit sollte möglichst schnell stattfinden, falls diese Blicke irgendetwas zu bedeuten haben", meinte Vance amüsiert.
Hakim pflichtete ihm aus vollem Herzen bei. "Ich glaube, die Wartezeit im Staat Washington beträgt eine Woche."
"Genau genommen sind es drei Tage", warf Catherine zaghaft ein. "Aber das macht keinen Unterschied. Es dauert mindestens sechs Wochen, bis die kirchliche Trauung organisiert ist."
Hakim wandte sich zu seiner Braut um. Ihre Blicke trafen sich wieder. Das Blau ihrer Augen erinnerte ihn an den Nachthimmel über der Wüste. "Willst du wirklich eine aufwändige Zeremonie?"
Es war ihr sichtlich unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen. "Warum nicht?"
Ihre Frage überraschte ihn. "Hast du die Versammlung der astronomischen Gesellschaft
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