Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
Vom Netzwerk:
die haarige Ohrmuschel des Bürgermeisters,
»Ihnen und mir, man könnte dabei auch noch an den Sekretär für innere Finanzen
und natürlich den Direktor der Deutschen Bank GmbH denken, vielleicht möglich,
sich einen weiteren 3-stelligen Millionenkredit zu verschaffen, vielleicht
erstmal über die interne Baugesellschaft 'Leben und Wohnen', bei der wir ja mit
52% die Aktienmehrheit besitzen, und die dann die einzelnen Material- und Handwerksaufträge
an einige nur wenige Kleinbetriebe abgibt, die wir für die Vergabe und den
Status als Einzelabnehmer in unsere Schuld verpflichten?«
       Es war erstaunlich, dass dieser nur schwer verständliche
Bedeutungszusammenhang vom Bürgermeister bis auf wenige Kleinigkeiten sogleich
begriffen wurde. Aber die Vorgänge ähnelten sich in der Regel. Er verstand nur
noch nicht, warum. Der Raumfahrtsenator erklärte es ihm.
       »Sehen Sie. Meine Idee mit dem Ankauf von schottischem Grund
und Boden erweist sich doch jetzt als Volltreffer, Herr Bürgermeister. Bald
werden wir das Gerücht streuen, dass dort - angeblich - die Pflanze gefunden
wurde. Von den heutigen Offenbarungen schweigen wir natürlich. Das darf noch
keiner wissen, bevor uns nicht der tatsächliche Fundort bekannt ist. Ich
meine«, und er blinzelte Posikol von unten her an, »ich meine aber, dass alles
bislang so geklappt hat, wie wir es geplant haben.«
       Er hielt inne, um dem Bürgermeister Gelegenheit zu geben, die
Sache gedanklich nachzuvollziehen. Dann fuhr er fort: »Wissen Sie, was wir mit
dem Gewinn und einem zweiten Kredit erst machen werden? Nur bräuchten wir dazu
einwenig mehr, so bis zu einer Milliarde.« Der Bürgermeister bekam einen Heidenschreck,
aber der andere trug ihm nun unbeirrt weiter vor: »Wir machen das Ganze noch
einmal, aber jetzt richtig, aufgrund der heutigen Information. Und nur wir
selbst. Sehen Sie, ich erfahre doch immer schon vorher, was bei den Santoganer
los ist. Dafür hab ich ja schließlich meine Männer in der Zentrale. Das, was
Shan-Ucci heute zum Beispiel sagte, weiß ich bereits seit gestern!« Er legte
eine Hand auf die gewichtige Schulter des Bürgermeisters. Seine Stimme erhielt
einen raschelnden Unterton. »Dieses zweite Geschäft muss aber eingehender
geplant und behutsamer angegangen werden. Und glauben Sie mir, wenn die Pflanze
tatsächlich gefunden wird, werde ich es auch wieder als erster zu Ohren bekommen.
Diese Information müssen wir dann allerdings noch zurückhalten, bis wir auch
dort das umliegende Land aufgekauft haben. Zudem werden wir es ganz billig
kriegen, dafür habe ich bereits gesorgt. Und auch, dass der Bau von Hotels,
Ladenketten und Parkanlagen nicht auffällt. Lieber Bürgermeister«, er strahlte
ihn geradezu an, »genau dafür brauchen wir so viel Geld, vielmehr, als wir aus
der Spekulation in Schottland zu erwarten haben. Wenn das wirklich stimmt, was
Shan-Ucci heute gesagt hat«, und er fuchtelte bedeutsam mit dem Finger in der
Luft herum, »dann bauen wir dort nämlich eine ganze Stadt!«
       Verschwitzt hielt er inne. Ihm war es fast peinlich, aber er
war sehr stolz auf sich. Posikol stellte sich ausnehmend begeistert. »Das läßt
sich machen«, donnerte er und duckte sich sogleich unter der Wucht seiner eigenen
Stimme, »wenn alles schiefgeht, aber das werden wir arrangieren. Das wird uns
zwar zunächst eine schöne Stange Geld kosten, aber jetzt wollen wir mal sehen,
was wir wirklich in der Waagschale haben.«
    Aufgeregt strich er sich über den nassen Nacken. »Ich würde
sogar vorschlagen, dass wir mehrere Banken mit der Finanzierung beauftragen.
Denn allzu hohe Summen fallen auf, und getrennte Geschäftspartner bedeuten auch
mehrgliedrige Absicherung. In drei Tagen werden wir uns wiedersehen, Senator,
und dann garantiere ich Ihnen einen zig Millionenkredit! Und«, er dämpfte
wieder verschwörerisch das Timbre, »wissen Sie eins: Ich werde mir alle Fernsehrechte
dabei sichern. Denn eine solche Übertragung, ich mein, von dem, was der Kapitän
heute gesagt hat... Fantastisch, dass läßt sich keiner entgehen. Und zahlt, und
zahlt... Was halten sie davon?« Aber was er eigentlich sagen wollte, war nicht
mehr herauszuhören. In seiner Begeisterung hatte er zudem völlig vergessen, dass
er vor zehn Minuten noch alles daran gesetzt hatte, die Erde zu verlassen.
       Der Senator betrachtete ihn eine Weile von unten und nickte
ihm dann wohlwollend zu. Als er sich umdrehte, huschte jedoch ein schnelles
Grinsen über seine

Weitere Kostenlose Bücher