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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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schenkte sich wieder ein, um
erneut fortzufahren: »Lange schauen wir uns das nicht mehr an, wenn die Santoganer
und auch die Regierung nichts unternehmen. Vor allem wir Frauen, vielleicht
noch ein paar von euch, müssen endlich mit den Außerirdischen reden und die
Gleichberechtigung und Zusammenarbeit in technischen und sozialpolitischen
Gebieten fordern. Dies geht aber nur innerhalb eines rigorosen
Verjüngungsprozesses. Denn gerade die alten Knacker sind es, die ihnen dieses
falsche Verständnis eingetrichtert haben.« Am liebsten hätte sie die älteren
Santoganer auch noch über den Kamm geschert. Aber ihr war nicht klar, wieweit
jene überhaupt alt werden konnten.
       »Da bin ich voll deiner Meinung...«
       »Ohne allerdings etwas dafür zu tun«, bildete Meika
kriegerisch seinen Satz zuende.
       »...wobei ich mir einbilde, zu den von dir genannten jungen
Menschen zu gehören. Und diese Fahrt auf ihren Heimatplaneten wird mich in
Hinsicht auf Kontakt und Einfluss sicherlich ein ganzes Stück weiterbringen.«
       Meika beruhigte sich einwenig und strich ihm mit den Fingern
über den Haaransatz. »Darauf kann ich mich ja hoffentlich verlassen!« Steff sah
in ihren Augen wieder das versteckte Lächeln, das er so oft bei ihr suchte. Sie
konnte wütend werden, um im nächsten Augenblick wieder zu lachen. Wenn ihm
vieles bei ihr unverständlich blieb, so waren darunter jedenfalls auch sehr
angenehme Eigenschaften.
       »Kontakt und ein Einverständnis mit den Außerirdischen
erhältst du nur, wenn du sie vorher akzeptierst, genau wie du selbst akzeptiert
werden möchtest. Ich finde, nur so ist auch ein Kennenlernen erst möglich. Denn
wir können sie nicht mit unseren eigenen Maßstäben messen. Ich glaube sogar, dass
ihnen unsere Lügen und Widersprüche völlig unbegreiflich sind. Diese teilweise
falsche Bürgerlichkeit, nicht sagen, was man wirklich denkt und alles nach außen
kaschieren, kann man wohl kaum irgend einem Entwicklungszweig ihres
gesellschaftlichen Systems anlasten. Einer Welt, die sich willkürlich und rein
zufällig vermehrt, ist sicherlich jeder Vorteilsbedacht fremd. Aber vielleicht
sind sie auch gerade dadurch unfähig der Neugierde - und mehr noch, der
Freundschaft. Ich weiß es nicht. Ihr soziales System ist wohl auf Zusammenleben
aufgebaut, aber Liebe, Zuneigung...?«
       Steff umarmte Meika und guckte ihr frech und verschmitzt in
die Augen. »So wie bei uns«, fügte er grinsend hinzu.
       »Wenn die wüssten, was denen alles entgeht.« Meika grinste zurück.
»Deine Zuneigung zum Beispiel! Was wären die doch alle scharf auf dich, wenn
sie nur wüssten...«
       Steff wollte sie gerade in die Seite zwicken, doch sie schien
so etwas geahnt zu haben und stand schnell auf. »Schade, dass sie keine Frauen
haben, was hätten die dann für tolle Aussichten, wegen Kontakt und so. Und das
alles vielleicht noch auf Staatskosten... Ich mein, das würde ja bestimmt zum
wohl der Nation sein müssen.« Lachend wand sie sich aus seinen Händen. Beinahe riss
sie das Tischtuch herunter, als sie ihren Taschenbeutel an sich nahm.
       »Du, ich muss jetzt wirklich los. Meine Bauern warten nicht,
wenn ihr Generator streikt. Die lassen sich dann sofort ans staatliche Stromnetz
anschließen.« Für sie waren die Abnehmer eine Existenzgrundlage, die sie sich
in hartem Konkurrenzkampf mit der städtischen Elektrizitätsgesellschaft abgerungen
hatte.
       Sie gingen zur Kasse, um zu zahlen. Rechts neben ihr war ein
kleiner Schaukasten angebracht, in dem die aktuellen Preise der einzelnen Gerichte
ausgeleuchtet wurden. Ihr Wert konnte minütlich wechseln. Dass hieß, ein
bestimmtes Menü konnte innerhalb eines halben Tages um die Hälfte seines Kurses
fallen. Oder ansteigen, ganz nach Begehrlichkeit.
       Alle Preise in öffentlichen Lokalen, Kinos und Theatern wurden
so ermittelt und wie auf der Börse stets neu errechnet. Zur Öffnungszeit wurde
nach einem Mittelwert jedem Gericht ein Preisindex gegeben. Je nach Anfrage
relativierte sich dieser dann im Laufe des Tages, dass hieß, je mehr gekauft
wurde, umso schneller ging er runter.
       Da es einigen Konsumenten aus beruflichen Gründen aber nie
möglich war, stets zu den günstigsten Zeiten ein Gericht zu erstehen, wurde
alsbald eine Geldkarte eingeführt, die die Waren beziehungsweise den Eintritt
am Ende des Tages immer zu dem Wert der jeweiligen Hochzeit abbuchte. Dieser
Service bedingte allerdings ein gewisses Quantum an Abnahme pro

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