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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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Monat und
wollte zusätzlich auch noch bezahlt werden, so dass er unter Umständen einem genussunfreudigen
Spekulanten keineswegs von Vorteil war.
       Diese im Endeffekt nur erzielte Gewinnminimierung führte
sogar zu Überlegungen, der Gerechtigkeit wegen einen Wahrscheinlichkeitsfaktor
vor den statistischen Mittelwert zu setzen, der eine allzu eklatante Verschiebung
der Preise ausgleichen sollte. Dabei jedoch, erklärten deren Gegner, werde nur
wieder die ehemals übliche Verkaufsstrategie hergestellt, zeitliche und
angebotsunabhängige Preise feilzuhalten, was schließlich der Kontinuität eines
Festpreises gleichkäme. In jedem Fall aber, so argumentierte eine dritte
Gruppe, blieb die relativ hohe Profitrate der Entäußerer eine von ihm stets
abhängige Variable.
       Steff und Meika reichten dem Kassierer ihren Bestellschein.
Dieser tippte die jeweiligen Codenummern in den Computer und gab ihnen dann die
Rechnung. Dabei stellten sie fest, dass der Orangencocktail mit Cognac an
diesem Morgen bereits eine erstaunliche Hausse aufwies.
       Zusammen gingen sie nach draußen. Unten auf dem Kudamm waren
jetzt überall die Jalousien hochgezogen, und die Auslagen der Geschäfte glitzerten
in der Sonne. Steff nahm Meika in den Arm. Auf den Stühlen des Rollweges saßen
nun häufiger Passanten und lasen eine Zeitung. Der Berliner Prachtboulevard
belebte sich.
       Steff war etwas bekümmert, dass Meika wieder zu ihrem Biohof
musste. Gerade in der letzten Zeit hatte er eine starke Sehnsucht nach ihr gespürt.
Der Druck der Vorbereitungen auf den Start nahm ihn doch ziemlich mit. Auch
geisterten Zahlen und Fakten erdgeschichtlicher Vergangenheit, Urkontiniente
wie Pangäa und Gondwana und die fossilen Strukturen prä-historischer Fauna in
seinem Kopf herum. Und Sokuk.
       »Weißt du, Meika«, kam es unwillkürlich aus ihm heraus, »ich
glaube, es ist einfach das Beste, wenn ich mitfahre. Denn was die bi-3
Positronen betrifft, so bin ich dann immer dabei und kriege alles mit, falls
sie wirklich entdeckt werden sollten.«
       »Wenn du sie nicht selber entdeckst!« Meika nickte
nachdenklich vor sich hin und schaute ihn dann fragend an.
       »Wenn sie in der Tat da sind, Meika, wird sie irgendeiner
finden. Wenn ich es sein sollte, kannst du aber sicher sein, dass dabei keine
Schweinerei passiert.« Er ballte die Faust. »Und das werde ich heute Nachmittag
bei Shan-Ucci klarstellen.«
       Meika biss sich auf die Unterlippe. »Aber sei dabei vorsichtig,
Steff. Bitte, überleg dir vorher gründlich, was du sagst. Der Kapitän eines Raumschiffs
der Santoganer ist euch bestimmt um einiges überlegen.«
       »Viel Vertrauen scheinst du ja nicht in unsere eigene Rasse
zu haben. Ich bin überzeugt, dass er uns genauso fürchtet, wie wir ihn.« Steff
nahm Meika ein letztes Mal in die Arme. »Wann sehe ich dich wieder? Geht es
morgen Vormittag noch? Du weißt, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«
       Meika zog ihn ganz fest an sich heran. Sie zitterte einwenig
und fürchtete, dass er es merken könnte. Deshalb nickte sie nur kurz und heftig.
Ihre Stimmbänder schienen ihr wie schwere Ketten.
       Dann stieg sie in den Bus nach Spandau. Steff ging auf die
andere Straßenseite und wartete auf den Entgegenkommenden. Als dieser einbog, stieg
er ein und setzte sich auf die hinterste Bank. Zahlen brauchte er nichts, aber
das öffentliche Verkehrsnetz war halt am langsamsten. Doch er wollte aus dem
Fenster schauen und sich noch eine Weile vom Treiben der Stadt ablenken lassen.
    An der Haltestelle vor seinem Haus stieg er aus. Während er zum
Eingang ging, schaute er sich die Auslagen des kleinen Schuhladens an. In den Patteren
der Wohntrakte waren fast nur Geschäfte untergebracht. Kreuzberg war schon seit
langen das heimliche Einkaufszentrum Berlins geworden, denn die sich zunächst
hier ansiedelnden Kleinwarenhändler hatten die überteuerten Preise der oftmals
nicht besseren Waren der City stets erheblich unterboten.
       Zwar gab es hier keine Rollwege, keine Fahrstühle inmitten
der Straßen, die einen direkt von den Büros zu den exquisiten Restaurants
führten und auch keine girlandenartigen Lichterketten, die über den Straßen
schwebten und sie teilweise mit bunten Laserstrahlen illuminierten. Aber hier
konnte er noch gehen, nicht wohin ihn eine Rolltreppe führte, hier konnte er
den auf der Straße spielenden Kindern zuschauen, und hier waren die Menschen
noch freundlich und lächelten sich einander zu, wenn sie

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