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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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sich zwischen den
Häusern erkannten.
       Zwischen den Häusermassen. Selbst hier gab es keinen Himmel.
Über ihn schob sich die erste Etage in die Straße hinein. Das gegenüberliegende
Haus war etwa zehn Meter von ihm entfernt. In einem der Fenster des siebten
Stockwerks sah er die Reflexion eines Sonnenstrahls.
       Als er den Fahrstuhl im sechsten Stock verließ, bogen gerade
zwei Männer um die Ecke in den Flur. Als der Ältere Steff erblickte, zog er
sich blitzartig in eine Türnische zurück und presste sich flach gegen die Wand.
Der andere zögerte und verharrte fragend, aber der Ältere wies ihn schnell an,
weiter zu gehen.
       »Los, mach schon«, flüsterte er, »er hat doch längst unsere
Schritte gehört.«
    Unsicher setzte Ra seinen Weg fort. Als er an Steff vorbei kam,
grüßte er kurz und stieg in den Fahrstuhl.
       »Hallo«, erwiderte Steff und verlangsamte seinen Schritt.
Dann öffnete er die Wohnungstür und trat ein.
       Unten in der Eingangshalle traf sich der Padrino wieder mit
Ra. Seine weißen Gamaschen glänzten in der neoniden Beleuchtung der Deckenstrahler.
Der Stock in seiner Hand schlenkerte unruhig auf und ab. Dann fasste er ihn am
Knauf und pochte damit dreimal ungeduldig auf den Boden.
       »Was war denn los?« fragte Ra ihn neugierig, »kennst du etwa
Dr. Maiger?«
       »Sei still, Junge«, war die herrische Antwort, »das geht dich
garnichts an. Am besten, du vergisst den Vorfall wieder so schnell wie möglich.«
Sein rechtes Augenlid fing an zu zucken.
     
     
     
    In Europa unterlagen die Regierungen aller Staaten den Bestimmungen
des Europäischen Rates. Wie auch immer sie orientiert waren, ihre
Außen-handelsbeziehungen, Menschenrechtsbestimmungen und alle juristischen Binnenverträge
gründeten sich auf einer Lex Popoli, dem Völkergesetz, das einem
internationalen Gerichtshof unterstand.
       Dazu gehörte auch SALT XI, das im Jahr 2010 nicht nur eine
atomare und chemische Nulllösung vereinbarte, um Kriege zu verhindern.
Zusätzlich gab es auch ein Verbot militärischer Waffenpräsenzen in Fremdländern
und im Weltraum. Von einem neutralen Nato-Gelände im Herzen Europas wurden die
diversen Kontrollinstanzen koordiniert.
        Als leicht zu erschließende Metropole zwischen Ost und West
war Berlin nun nicht von ungefähr zur Hauptbasis der Santoganer gewählt worden.
Hinzu kam seine Nähe zum Fundort.
       Die Industrie in Berlin war gewaltig gewachsen, und die
Wirtschaft wie ihr Bauwesen erreichten hohe Rendite. Dieser Umstand führte
allerdings auch zu der Tatsache, dass es immer öfters Menschen dorthin zog, die
diese Entwicklung der Stadt hemmungslos ausnutzten, deren Augenmerk einzig darin
bestand, ihr eigenes Wohl zu mehren.
       Im Sommer 2082 nun, zwei Tage vor dem Start des Raumschiffes,
fuhr ein dunkelblauer Merzedes in Berlin durch ein abseits gelegenes Waldgelände.
Sein Besitzer musste einer der wenigen Privatpersonen sein, die eine
Genehmigung für ein solches Bodenkontaktfahrzeug aufweisen konnten. Nicht
umsonst hatte sich Daimler-Benz auf nur noch einzelne, aber dafür äußerst teure
Modelle beschränkt, sich jedoch bereits längst auf dem Markt der Leichtluftfahrzeuge
orientiert.
       Der Wagen besaß eine spezielle Automatik für den Abstand, die
Wegfindung, Spurenhaltung und -wechsel und weiterhin für eine optisch nicht
wahrnehmbare Gefahrensituation. Aber trotzdem fuhr der Chauffeur in seiner
Panzerglaskabine mit einer Langsamkeit, wie es die Vorsicht in diesem Auto
nicht mehr gebot.
       Die zwei Insassen im Fond waren in einem tiefen Gespräch
begriffen und hatten die Verdunklung der Panzerglasscheiben aufs äußerste
gestellt, so dass sie wohl kaum wegen der schönen Landschaft diese Fahrt
unternommen hatten. Einer von ihnen rauchte derweil eine unterarmlange Kräuterzigarre,
deren dicker Qualm durch die Saugventilatoren sogleich aus dem Fond gezogen
wurde. Er hatte einen metallhellen, eng anliegenden und aus silbernen Fäden gewobenen
Leinenanzug an, der sich jedoch so fürchterlich um seinen kugelförmigen Bauch
spannte, dass diese enorme Dehnung ein wirklich nur ausnehmend teurer Stoff
über einige Zeit hinweg auszuhalten vermochte.
       Der andere trug lediglich ein samtweiches Oberhemd, das ihm
unten in einer mausgrauen Kaschmirhose steckte. Er blinkerte manchmal mit den Augen,
wenn ihm einwenig Rauch ins Gesicht geriet, äußerte sich jedoch mit keinem Wort
darüber. Er schien eher jedesmal, wenn sich ihm eine solche Schwade

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