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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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zerstören
würde.
       Daraufhin legte er sich auf die Anrichte, die seinen kleinen
Körper tief in sich aufnahm. Fast schien sie sich über ihm zu schließen, so
vollkommen war er in den weichen Kunststoffmassen versunken. Genüsslich -
soweit es ihm möglich war zu genießen - richtete er seinen Blick auf ein über
ihm eingelassenes Gitterfeld und knipste mit einem seiner abgewinkelten Daumen
die Vorrichtung an. Sofort spürte er eine tiefe Wohligkeit in sich aufkommen,
und er bemerkte mit Genugtuung, wie sich sein Körper entspannte. Von innen
begann ein bläuliches Glühen durch seine Haut zu schimmern.
       ‚Dieser Maiger hat Glück’, dachte er, ‚dass sein Koffer mit
einem Detonator versiegelt ist. Wenn ich ihn mir bereits im Raumschiff genommen
hätte, hätte es doch nichts genutzt. An Flucht wäre außerdem unter diesen
Umständen nicht zu denken. Und Verstecke gibt es hier so gut wie keine.’
       Langsam schloss er die Augen, obwohl er nie schlief. Das
Licht der unteren Zimmerhälfte verdunkelte sich, so dass nur in der
kuppelartigen Wölbung der Decke noch ein mattes Glühen herrschte. Dann stellte
er den Elektrilizer um einige Nuancen höher.
       ‚Der Umstand, dass wir seinen Koffer noch nicht haben, hat
ihm bislang das Leben gerettet. Aber auf Santoga wird ihm das nichts mehr helfen.’
Nur noch halbwegs bei klaren Gedanken schaltete er endgültig das Licht aus.
Lediglich ein dumpf bläulicher Schimmer durchzog weiterhin das Dunkel des
Zimmerchens.
     
     
    Professor Dr. Velutzkow war gebürtiger Bulgare aus Sofia, der
nun bereits seit 15 Jahren das Institut für Weltraumforschung in Petersburg, eines
der international anerkanntesten wissenschaftlichen Einrichtungen, leitete.
Außerdem stand er der Kommission für exterrestrische Verständigung vor, deren Hauptsitz
in Paris lag.
       Wladimir Velutzkow war ein weitgereister Mann, den es
aufgrund seiner vielschichtigen Beziehungen immer wieder über den halben
Erdball zog. In diesem Fall sogar noch weiter, denn er war im Auftrag eines
Chemiekonzerns unterwegs und gleichzeitig der leitende Kopf der menschlichen
Delegation, die auf diesem Schiff nach Santoga flog. Ihm war jedoch klar, dass
dieser Umstand nicht viel zu bedeuten hatte, da die Hälfte der Ingenieure im Auftrag
der Industrie gekommen war und sich nach der Ankunft in alle Winde zerstreuen
würde. Die Wissenschaftler, die wegen der Auffindung der Positronen reisten, waren
zudem derart spezialisiert, dass er ihnen in nichts als in seiner menschlichen
Reife vorstehen konnte.
       Er knetete seine dicken, schwieligen Hände. Es tat ihm
sichtlich leid, dass sich Professor Erskins Herzbeschwerden kurz vor dem Start
verschlimmert hatten, denn von Vorteil war der Chefposten der menschlichen
Delegation ganz und gar nicht. Zur Belastung der eigenen Arbeit kam noch die der
Gesamtverantwortung hinzu. Wenn er nur an die letzten Sabotagevorfälle dachte,
die in der Festnahme von Angelo Roggini gipfelten.
       Velutzkow strich sich mit der Innenfläche der Hand über das
müde Gesicht und seufzte tief. ‚Warum gerade Angelo?’ Er war selbst gelernter
Elementarphysiker und hatte von daher einen guten Kontakt zu dem langjährigen
Mitarbeiter.
       ‚Ein außerordentlich intelligenter und gewissenhafter Mann.
War er vielleicht verrückt geworden?’ fragte er sich. Kipchote Vida hatte
betont, dass Angelo ihm noch gesagt habe, er käme gerade aus dem Generatorenraum
der Küche, in dem dann die Explosion stattfand. ‚Ein Hinweis des Attentäters
auf sich selbst? Wollte er dem ganzen Treiben ein Ende setzen, um seinen
Zwiespalt, seine inneren Konflikte und sein Gewissen zu erlösen?'
       Velutzkow kannte sich in diesen Dingen nicht aus. ‚Vielleicht
ein Fall für den Psychiater.’ Er würde die Treue und das menschliche Verständnis,
dass Angelo neben seinen Arbeiten ihm immer entgegengebracht hatte, nie vergessen.
       Seine Gedanken konzentrierten sich auf die vergangenen Ereignisse.
Vor zwei Tagen hatten sie den Italiener verhaftet. Aber immer noch waren die
genauen Umstände nicht vollkommen geklärt. Zum Beispiel bestand keine
Schlüssigkeit darin, wie dieser an das Gift heran gekommen war. Er hatte
lediglich seinen Teil zugegeben, fast befreiend genickt und wie aus einem
inneren Drang heraus die Tat geschildert. Danach war er zusammengebrochen,
völlig erledigt und mit hämmernden Herzschmerzen. Er hatte jedoch mit keiner
Silbe erwähnt, ob er allein oder mit anderen zusammen

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