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Amber Rain

Amber Rain

Titel: Amber Rain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicity La Forgia
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das Mindeste, was ich tun kann.“
    Vollkommen schockiert starrt er mich an. „Nein, das ist schon gut. Das mache ich selbst. Oder sagen wir, das wird nicht nötig sein. Ich brauche keine zweite Meinung. Die u r sprüngliche Diagnose, die ich gemeinsam mit Ihnen gestellt habe, steht noch und ich werde sie bestätigen.“
    „Danke.“ Meine Stimme ist leise und zittert ein wenig. Es bedeutet mir sehr viel, dass dieser Mann mich und Amber nicht rundheraus verurteilt. Vielleicht, weil er am ehesten beu r teilen kann, dass das, was Amber und mich verbindet, kein Verbrechen ist. Er gehört nicht zum Lifestyle, aber er hatte in seiner langen Karriere immer mal wieder mit Menschen zu tun, die in der Szene aktiv sind, und er weiß, wovon ich rede. Ich wende mich zum Gehen.
    „Holloway“, ruft er mir nach. Ich bleibe stehen, ohne mich umzuwenden.
    „Sie wissen, dass ich das nicht auf sich beruhen lassen darf, ja? Ich muss das melden, ob ich will oder nicht.“
    Ja, ich weiß das. Ich habe einen drastischen Fehler gemacht, einen, der nicht so leicht zu verzeihen ist, in den Augen der medizinischen Gemeinschaft. Ich muss mich dafür verantwo r ten, und es wird verdammt schmerzen. Der Gedanke, dass Green das tun muss, obwohl er es wahrscheinlich gar nicht will, hat etwas Tröstliches. „Ja, ich weiß“, sage ich.
    „Tut mir leid.“
    Ich gehe ohne Erwiderung den Korridor hinunter.
     
    Im Kingly Court bin ich nie zuvor gewesen. Kleine, trotz der perfekt ausgeleuchteten Einkaufspassage verwunschen wirke n de Geschäfte wechseln sich ab mit Fast Food Tempeln mit seltsamen Eigenkreationen und Kaffeebars, deren Leuchta n zeigen länger sind als die Liste der Flüge auf der Ankunftsliste am John F. Kennedy Flughafen in New York. Junge Mädchen in verboten kurzen Röcken stehen lachend an der Balustrade des obersten Geschosses und tauschen Smartphone Apps aus.
    Der Juwelier, in dem Amber zusammengebrochen ist, liegt ein wenig versteckt in einem Seitengang. Das Schaufenster ist aus abgedunkeltem Glas, in dem sich das Licht der kleinen Spotlights bricht, noch bevor es auf die ausgestellten Stücke trifft. Ich zögere nicht, hineinzugehen. Ich bin nicht hier, um einzukaufen, mich interessieren die Auslagen nicht. Dieser Ort ist so untypisch für einen Zusammenbruch eines Agoraphob i kers.
    Ich habe Ambers Fall niedergelegt, um einer Anklage von Officer Redding zuvorzukommen, weil eine solche Anklage Amber unter das Zehnfache an Stress setzen würde. Das b e deutet aber nicht, dass ich nicht wissen will, warum sie die P a nikattacke hatte. Der Verkaufsraum ist klein und voller Winkel und Verstecke. Hier dürfte sie gar nicht in Panik geraten.
    Hinter dem Tresen steht eine junge Brünette mit riesigen Ohrringen. Sie lächelt mir geschäftstüchtig entgegen. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“
    „Ich habe ein paar Fragen“, sage ich aalglatt. Mir ist klar, dass sie mir überhaupt nichts zu sagen braucht, und dass ich auf sehr dünnem Eis wandele. „Es geht um den Vorfall gestern. Hatten Sie Dienst?“
    Ihre Miene verschattet sich, und sie sieht sich um. Hinter ihr ist eine Tür angelehnt. „Ich … darf ich den Manager hinzur u fen, Sir?“
    „Das dürfen Sie gern, aber es dauert gar nicht lange und vie l leicht stören wir ihn unnötig. Sie hatten also Dienst, ja?“
    Sie nickt zögernd.
    „Was genau ist passiert?“
    „Aber das haben wir doch der Polizei schon gesagt“, erwidert sie defensiv.
    „Hören Sie. Die Frau, die hier bei Ihnen zusammengebr o chen ist, ist meine Freundin.“ Der Herrgott wird mir diese L ü ge verzeihen, sie ist das Geringste der Übel, für die ich mich am Himmelstor verantworten muss, denke ich sarkastisch. „Ich will einfach nur wissen, warum sie überhaupt hier war und was sie so erschreckt hat. Hat sie etwas gekauft?“
    „Sie wollte, Sir. Sie hat sich ein Schmuckstück sehr intere s siert angesehen.“
    „Welches?“
    Sie zögert, doch dann nimmt sie einen kleinen Schlüssel aus der Kasse, öffnet die Panzerglastür des Schaufensters und nimmt ein Kästchen heraus, das sie vor mich auf den Ve r kaufstresen stellt. Ich unterdrücke ein Aufstöhnen. Es ist ein Halsband, ein wenig linkisch ausgeführt und nicht das, welches ich selbst gekauft hätte, wenn ich denn überhaupt zu denen gehören würde, die ihr Eigentum auf eine solche Weise herau s stellen wollten. Aber ich erkenne sofort Ambers Gedanken dahinter, und Wärme breitet sich in mir aus. Ich spüre, wie tief in mir etwas zu

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