Amber Rain
Moment muss mein Kollege hier sein. Es wäre mir sehr recht, wenn wir das Gespräch direkt zu dritt führen können, dann haben wir gleich alle nötigen Unterschriften unter den Protokollen und müssen Sie nicht öfter als nötig quälen.“
„Kollege?“ Eiskalte Finger streichen über meinen Nacken.
„Dr. Holloway. Ich glaube, Sie haben ihn gestern bereits kennengelernt?“
„Ich will nicht mit ihm reden.“ Das kommt so schnell, dass sowohl Charly als auch Dr. Green mich überrascht ansehen. Ich gebe nicht nach. Ich balle meine Hände zu Fäusten und sehe Green gerade und bestimmt in die Augen. „Ich beantwo r te alle Ihre Fragen zu meinem Zusammenbruch, so gut ich es vermag. Aber Dr. Holloway möchte ich nicht in meinem Zimmer haben. Ich werde kein Wort mehr sagen, wenn Sie darauf bestehen, dass er die zweite Meinung ist, die Sie offe n bar brauchen.“
Green wirkt immer noch verdutzt über meine konsequente Forderung. Scheinbar ist er aber so erleichtert, dass ich diesmal überhaupt Kooperationswillen zeige, dass es nicht allzu lange braucht, bis er nickt und sich halb zur Tür wendet. „In Or d nung, Miss Nicholas. Geben Sie mir ein paar Minuten. Ich werde sehen, was ich tun kann.“
13
Crispin
Ich schiebe das Handy zurück in die Innentasche meiner Jacke und gehe mit sorgfältig bemessenen Schritten den Gang hinu n ter zu Ambers Zimmer. Mein Entschluss steht fest. Es ist das Einzige, was ich noch tun kann. Ich kenne die wahrscheinl i chen Konsequenzen, die diese Entscheidung haben wird, und akzeptiere sie.
Ich habe die Tür noch nicht ganz erreicht, als Dr. Green auf den Korridor heraustritt. Leise zieht er die Tür hinter sich zu und wendet sich an mich. „Möchten Sie einen Kaffee trinken gehen, Holloway?“
„Nein. Das dauert nicht lange, das erledigen wir gleich hier. Ist sie allein?“
„Eine junge Frau ist bei ihr.“
„Sehr gut. Ich möchte nicht, dass sie allein gelassen wird. Sorgen Sie dafür, dass sie nach Hause gehen kann, und sorgen Sie dafür, dass immer jemand bei ihr ist. Ist es Charlotte?“
„Was?“ Verwirrt sieht er mich an, die eisgrauen Brauen z u sammengezogen.
„Die junge Frau, die bei ihr ist, ist das Charlotte Phillips?“
„Ja. Ja, so hat sie sich vorgestellt. Sie kennen sie?“
„Ja. Bitten Sie Charlotte, bei Amber zu bleiben. Sie sollen sich Ambers Wohnung teilen, wenigstens für eine Weile. La s sen Sie nicht zu, dass Amber das ablehnt, drehen Sie es so, dass es die Bedingung ist dafür, dass sie gehen kann.“
„Holloway, jetzt machen Sie aber mal langsam hier. Ich me i ne, ja, das Mädchen weigert sich, sich von Ihnen befragen und untersuchen zu lassen, das haben Sie offenbar auch schon g e hört, aber das ist ein Ausrutscher, ich meine, sie ist instabil, sie weiß doch gar nicht, was sie sagt. In ein paar Tagen wird das ganz anders aussehen. Ich meine Herrgott, sie kennt Sie doch nicht mal.“
Ich antworte darauf nicht, ich starre ihn wortlos an, und er findet die Antwort, die er braucht, in meinem Blick.
„Himmel nochmal, Holloway, sind Sie Ihres Jobs müde? H a ben Sie das wirklich getan? Sie sollten es doch besser wissen. Sie … ich kann mir nicht mal vorstellen, was Sie mir da sagen wollen. Was ist das? Sie sind mit ihr ausgegangen? Haben eine Beziehung mit ihr angefangen? Was genau?“ Dann fällt ihm etwas ein, und seine Augen weiten sich. „Die Spuren an ihrem Körper. Was haben Sie getan, Mann? Sind Sie wahnsinnig? Sind Sie der, der sie vergewaltigt hat?“
„Niemand hat sie vergewaltigt“, sage ich ruhig. „Alles, was geschehen ist, ist mit ihrem hundertprozentigen Einverständnis geschehen. Ich glaube, sie hat das auch zu Protokoll gegeben, als die Krankenschwester die Spuren an ihrem Körper fand.“
„Was genau wollen Sie damit sagen?“
Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare. Der Moment der Wahrheit. Irgendwann muss es doch raus. Und es ist i m mer noch besser, ich sage es zu einem einzelnen Kollegen, als dass ich es vor einer ganzen Kommission zum Besten geben darf. „Ich gehöre der Community an. Sie haben sicher bei Ihrer Arbeit schon einmal von Club 27 gehört?“
Er erbleicht. Das hat er nicht kommen sehen.
„Es ist BDSM, Dr. Green. Ein Kick. Ein Ventil, wenn Sie so wollen. Ja, ich praktiziere BDSM. Und ich schäme mich nicht dafür. Es ist, was es ist. Alles, was ich jetzt noch zu sagen habe, ist, dass ich diesen Fall aus Befangenheit abgeben muss. Wenn Sie wollen, organisiere ich einen Ersatz. Es ist
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