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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Schattenboxen. Machte auch einige isometrische Übungen. Der Himmel hatte sich noch etwas mehr verdunkelt, und zu meiner Rechten waren jetzt ein paar Sterne zu sehen.
    »Ach, es widerstrebt mir wirklich, dich zu drängen«, sagte ich, »aber...«
    Die Sphinx schnaubte. »Ich überlege noch.«
    »Vielleicht sollten wir uns auf eine zeitliche Begrenzung einigen.«
    »Ich brauche nicht mehr lange.«
    »Stört es dich, wenn ich es mir unterdessen bequem mache?«
    »Nur zu!«
    Ich streckte mich im Sand aus, schloß die Augen und erteilte Frakir murmelnd einen Wachbefehl, bevor ich einschlief.
    Ich erwachte zitternd; Licht fiel mir in die Augen, und ein Lufthauch strich mir durchs Gesicht. Ich brauchte eine Weile, bis mir bewußt wurde, daß es Morgen war. Der Himmel zu meiner Linken wurde hell, rechts von mir verblaßten die Sterne. Ich hatte Durst. Und auch Hunger.
    Ich rieb mir die Augen. Ich stand auf. Ich suchte und fand meinen Kamm und fuhr mir damit durch die Haare. Ich betrachtete die Sphinx.
    »... dreht sich rundherum und immer wieder rundherum«, murmelte sie vor sich hin.
    Ich räusperte mich. Keine Reaktion. Das Tierwesen starrte an mir vorbei. Ich fragte mich, ob es mir vielleicht gelingen würde, einfach davonzuschleichen...
    Nein. Der Blick schweifte zu mir.
    »Guten Morgen«, sagte ich fröhlich.
    Es kam ein kurzes Zähneknirschen.
    »Na gut«, sagte ich. »Du hast wesentlich mehr Zeit in Anspruch genommen als ich. Wenn du die Lösung bis jetzt nicht gefunden hast, dann habe ich keine Lust mehr weiterzuspielen.«
    »Dein Rätsel gefällt mir nicht«, sagte die Sphinx schließlich.
    »Das tut mir leid.«
    »Wie lautet die Lösung?«
    »Gibst du auf?«
    »Ich bin dazu gezwungen. Wie lautet die Lösung?«
    Ich hob eine Hand.
    »Moment mal«, sagte ich. »Solche Dinge sollten nach bestimmten Regeln ablaufen. Ich hätte es vorgezogen, zuerst deine Lösung zu erfahren, bevor ich dir meine verrate.«
    Sie nickte.
    »Darin steckt eine gewisse Gerechtigkeit. Also gut - der Hort der Vier Welten.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist die Lösung. Der Hort der Vier Welten.«
    Ich dachte an Melmans Worte. »Warum?« fragte ich.
    »Er liegt an der Wegkreuzung der Welten der vier Elemente, wo er in Flammen von der Erde aufsteigt, von Wind und Wasser bestürmt.«
    »Und was hat es mit dieser Sache des >alles Überblickens< auf sich?«
    »Das könnte sich auf die Aussicht beziehen oder auf die imperialistischen Absichten seines Herrn. Oder auf beides.«
    »Wer ist sein Herr?«
    »Das weiß ich nicht. Diese Information ist für die Lösung unbedeutend.«
    »Wo hast du dieses Rätsel überhaupt aufgeschnappt?«
    »Bei einem Reisenden, vor einigen Monaten.«
    »Warum hast du von den vielen Rätseln, die du sicherlich kennst, ausgerechnet dieses ausgewählt, um es mir zu stellen?«
    »Es hat mich zum Innehalten veranlaßt, also mußte es gut sein.«
    »Was wurde aus dem Reisenden?«
    »Er setzte seinen Weg fort, ohne aufgefressen worden zu sein. Er hatte mein Rätsel gelöst.«
    »Hatte er einen Namen?«
    »Den wollte er mir nicht nennen.«
    »Bitte, beschreib ihn mir.«
    »Das kann ich nicht. Er war gut vermummt.«
    »Und er sagte nichts weiter über den Hort der Vier Welten?«
    »Nein.«
    »Nun denn«, sagte ich, »ich denke, ich werde seinem Beispiel folgen und mich meinerseits auf die Socken machen.«
    Ich wandte mich um, in Richtung des Hanges zu meiner Rechten.
    »Warte!«
    »Was ist?« fragte ich.
    »Dein Rätsel«, sagte das Wesen. »Ich habe dir die Lösung zu meinem verraten. Jetzt mußt du mir sagen, was das ist - grün und rot, das sich rundherum und immer wieder rundherum dreht.«
    Ich senkte den Blick, suchte den Boden ab. O ja, da war er, mein hantelförmiger Stein. Ich tat ein paar Schritte und stand neben ihm.
    »Ein Frosch in der Feinen Küche«, sagte ich.
    »Wie bitte?«
    Die Schultermuskeln der Sphinx zogen sich zusammen, die Augen wurden schmal, und die vielen Zähne zeigten sich sehr deutlich. Ich sagte ein paar Worte zu Frakir und spürte, wie sie sich bewegte, während ich in die Hocke ging und mit der rechten Hand nach dem Stein griff.
    »So ist es«, sagte ich, während ich mich wieder erhob. »Es ist eine dieser bildhaften Beschreibungen...«
    »Das ist ein beschissenes Rätsel!« verkündete die Sphinx.
    Mit dem linken Zeigefinger vollführte ich zwei flinke Bewegungen in der Luft vor mir.
    »Was machst du da?« fragte das Wesen.
    »Ich ziehe Linien von deinen Ohren zu deinen Augen«, sagte ich.
    Etwa in

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