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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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völlig gleichgültig. Ich war drauf und dran, den Arm auszustrecken und meine Hand auf die ihre zu legen, aber sie verunsicherte mich irgendwie.
    »Was machen Sie heute abend noch so?« fragte ich sie.
    »Ach, ein bißchen tanzen, noch etwas trinken, vielleicht bei Mondschein Spazierengehen. Solche dummen Sachen.«
    »Ich höre Musik nebenan. Wir könnten hinübergehen.«
    »Könnten wir«, sagte sie. »Warum tun wir es nicht?«
    Als wir die Bar verließen, hörte ich Fiona, leise wie ein Flüstern: »Merlin, wenn du den Schauplatz des Trumpfes verläßt, wirst du außerhalb meiner Reichweite sein.«
    »Einen Augenblick«, antwortete ich.
    »Wie bitte?« fragte Meg.
    »Ach - ich möchte erst noch zur Toilette«, sagte ich.
    »Gute Idee. Ich auch. Wir treffen uns in ein paar Minuten hier in der Halle.«
    In den Toilettenräumen war niemand, doch ich ging in eine Kabine, für den Fall, daß jemand hereinkommen würde. Ich machte Fionas Trumpf in dem Packen ausfindig, den ich bei mir trug. Kurz darauf hatte ich Fiona erreicht.
    »Hör zu, Fi«, sagte ich. »Offenbar taucht niemand auf. Doch der Rest des Abends verspricht sich ganz nett zu gestalten, und ich kann mich ebensogut ein wenig amüsieren, während ich hier bin. Also danke für deine Hilfe. Ich melde mich später wieder.«
    »Ich weiß nicht so recht«, sagte sie. »Es gefällt mir nicht, daß du mit einer Fremden weggehst, nicht unter diesen Umständen. Irgendwo lauert vielleicht doch noch eine Gefahr auf dich.«
    »Bestimmt nicht«, entgegnete ich. »Ich habe eine Art Warnsystem, und es hat nicht angeschlagen. Außerdem war ich sicher, daß es ein Kerl war, den ich hier hätte treffen sollen, und daß er aufgegeben hat, als ich mich weggetrumpft habe. Es ist sicher alles in Ordnung.«
    »Es gefällt mir nicht«, wiederholte sie.
    »Ich bin erwachsen. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Das nehme ich an. Ruf mich sofort, wenn irgendwelche Probleme auftauchen.«
    »Es wird keine geben. Du kannst dich ebensogut zur Ruhe begeben.«
    »Und ruf mich, wenn du bereit zum Zurückkommen bist. Hab keine Hemmungen, mich aufzuwecken. Ich möchte dich persönlich nach Hause bringen.«
    »Also gut. Das werde ich tun. Gute Nacht.«
    »Sei auf der Hut!«
    »Das bin ich immer.«
    »Also dann, gute Nacht.«
    Sie kappte die Verbindung.
    Ein paar Minuten später waren wir auf der Tanzfläche, drehten uns, lauschten der Musik und berührten uns. Meg hatte eine ausgeprägte Neigung zu führen. Aber, zum Teufel, es machte mir nichts aus, mich führen zu lassen. Ich bemühte mich sogar, mich ganz gelassen zu geben, doch es gibt nichts Bedrohlicheres als laute Musik und plötzliches Lachen.
    Um zweiundzwanzig Uhr dreißig sahen wir noch mal in der Bar nach. Es waren mehrere Paare da, aber der Mensch, mit dem sie verabredet gewesen war, war nicht erschienen. Und mir nickte niemand zu. Wir kehrten zur Musik zurück.
    Kurz nach Mitternacht sahen wir noch einmal nach, mit demselben Ergebnis. Dann setzten wir uns und bestellten einen letzten Drink.
    »Nun, es war ein schöner Abend«, sagte sie und legte ihre Hand an eine Stelle, wo ich sie erreichen konnte. Und ich tat es.
    »Ja«, antwortete ich. »Ich wünschte, wir könnten ihn wiederholen. Aber ich muß morgen abreisen.«
    »Wohin?«
    »Zurück zum Mittelpunkt des Universums.«
    »Schade«, sagte sie. »Möchtest du irgendwo hingefahren werden?«
    Ich nickte. »Wohin du fährst.«
    Sie lächelte und drückte meine Hand.
    »Okay«, erklärte sie sich einverstanden. »Komm mit zu mir, und ich mache dir eine Tasse Kaffee.«
    Wir tranken unsere Gläser leer und gingen hinaus zum Parkplatz, wobei wir ein paarmal stehenblieben, um uns zu umarmen. Ich bemühte mich sogar, auch dabei wachsam zu sein, aber wir waren die einzigen Menschen auf dem Platz. Ihr Wagen war ein hübsches kleines Porsche-Cabriolet mit heruntergelassenem Verdeck.
    »Da sind wir. Möchtest du fahren?« fragte sie.
    »Nein, fahr du, ich halte unterdessen Ausschau nach kopflosen Reitern.«
    »Wie bitte?«
    »Es ist eine schöne Nacht, und ich habe mir immer einen Chauffeur gewünscht, der genauso aussieht wie du.«
    Wir stiegen ein, und sie fuhr los. Natürlich schnell. Der Wagen schien wie von allein zu fahren. Die Straßen waren leer, und ein Gefühl der Heiterkeit überkam mich. Ich hob die Hand und rief eine angezündete Zigarette aus dem Schatten herbei. Ich nahm ein paar Züge und warf sie weg, als wir über eine Brücke donnerten. Ich betrachtete die

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