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Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts

Titel: Amber-Zyklus 06 - Die Trümpfe des jungsten Gerichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Sternenkonstellation, die mir im Lauf der vergangenen acht Jahre vertraut geworden war. Ich holte tief Luft und ließ den Atem langsam aus. Ich versuchte, meine Gefühle zu analysieren, und stellte fest, daß ich glücklich war. Ich hatte mich schon lange nicht mehr so gefühlt.
    Ein Wirrwarr von Lichtern erschien über einer Baumsilhouette vor uns. Kurz darauf bogen wir um eine Kurve, und ich sah, daß sie von einer kleinen Wohnanlage auf der linken Seite kamen. Als wir dort ankamen, verlangsamte sie die Geschwindigkeit und bog ab.
    Sie stellte den Wagen auf einem numerierten Parkplatz ab, von wo aus wir über einen von Gebüsch gesäumten Weg zum Eingang des Gebäudes gingen. Sie öffnete die Tür, und wir durchquerten die Eingangshalle zu den Aufzügen. Die Fahrt nach oben war zu schnell vorbei, und als wir in ihrer Wohnung angekommen waren, machte sie wirklich Kaffee.
    Was mir nicht unrecht war. Es war guter Kaffee, und wir saßen zusammen und tranken ihn. Es blieb noch viel Zeit...
    Eins führte schließlich zum anderen. Etwas später fanden wir uns im Schlafzimmer wieder, unsere Kleider lagen auf einem Stuhl in der Nähe, und ich beglückwünschte mich, weil die Verabredung, derentwegen ich zurückgekommen war, nicht zustande gekommen war. Sie war glatt, weich und warm, und genau an den richtigen Stellen war genügend von ihr da. Eine Ausschweifung in Samt, mit Honig... der Duft ihres Parfüms...
    Eine geraume Zeit später lagen wir da, in jenem friedlichen Zustand vorübergehender Müdigkeit, auf den ich keine Metaphern verschwenden will. Ich streichelte ihr Haar, als sie sich streckte, den Kopf leicht umwandte und mich durch halb von den Lidern bedeckten Augen betrachtete.
    »Ich möchte etwas von dir wissen«, sagte sie.
    »Klar.«
    »Wie hieß deine Mutter?«
    Ich hatte das Gefühl, als ob mir etwas Kitzelndes über das Rückgrat gerollt worden wäre. Aber ich wollte sehen, wohin das führte. »Dara«, sagte ich.
    »Und dein Vater?«
    »Corwin.«
    Sie lächelte.
    »Das dachte ich mir«, sagte sie. »Aber ich mußte sicher sein.«
    »Habe ich jetzt ein paar Fragen frei? Oder ist das ein einseitiges Spiel?«
    »Ich erspare dir die Mühe. Du möchtest wissen, warum ich gefragt habe.«
    »Du bist am Ball.«
    »Entschuldige«, sagte sie und bewegte das Bein.
    »Ich gehe davon aus, daß ihre Namen etwas für dich bedeuten.«
    »Du bist Merlin«, stellte sie fest. »Herzog von Kolvir und Prinz des Chaos.«
    »Verdammt!« entfuhr es mir. »Anscheinend weiß jeder in diesem Schatten, wer ich bin. Gehört ihr alle einem Klub an oder so?«
    »Wer weiß es sonst noch?« fragte sie schnell, und ihre Augen weiteten sich plötzlich.
    »Ein Kerl namens Luke Raynard, ein Toter namens Dan Martinez und ein Einheimischer namens Victor Melman... Warum? Lassen diese Namen irgendwas bei dir anklingen?«
    »Ja, die Gefahr droht dir von Luke Raynard. Ich habe dich hierher mitgenommen, um dich vor ihm zu warnen, falls du der Richtige bist.«
    »Was meinst du damit - >der Richtige    »Wenn du bist, wer du bist - der Sohn von Dara.«
    »Dann warn mich also.«
    »Das habe ich soeben getan. Trau ihm nicht.«
    Ich richtete mich auf und stopfte ein Kissen hinter mich.
    »Worauf hat er es abgesehen? Auf meine Briefmarkensammlung? Meine Reiseschecks? Könntest du etwas mehr verraten?«
    »Er hat mehrmals versucht, dich zu töten, vor Jahren schon...«
    »Was? Wie?«
    »Beim erstenmal bediente er sich eines Lastwagens, der dich beinahe überfahren hätte. Im nächsten Jahr...«
    »O Gott! Du weißt wirklich Bescheid! Nenn mir die Daten, die Tage, an denen er es versucht hat.«
    »30. April. Es war immer der 30. April.«
    »Warum? Weißt du, warum?«
    »Nein.«
    »Scheiße! Wieso weißt du das alles?«
    »Ich war dabei. Ich habe zugesehen.«
    »Warum hast du nichts dagegen unternommen?«
    »Ich konnte nicht. Ich wußte nicht, wer von euch wer war.«
    »Meine Liebe, ich kann dir überhaupt nicht mehr folgen. Wer, zum Teufel, bist du, und welche Rolle spielst du bei dem Ganzen?«
    »Genau wie Luke bin ich nicht das, was ich zu sein scheine«, begann sie.
    Aus dem Raum nebenan drang ein lautes Summen herüber.
    »Ach du liebe Güte!« rief sie aus und sprang aus dem Bett.
    Ich folgte ihr und kam im Flur an, als sie gerade auf einen Knopf neben einem kleinen Sprechgitter drückte und sagte: »Hallo?«
    »Hallo, ich bin's, Liebling«, kam die Antwort. »Ich bin einen Tag früher heimgekommen. Drück auf, ja? Ich habe jede Menge Gepäck

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