Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
ehemaligen Freund Luke verloren hatte, bei dem alles, was einen blauen Stein ins Spiel brachte, seinen Ursprung zu haben schien.
Als wir in eine zum Meer führende Seitengasse der Hafenstraße einbogen, fragte ich sie, was sie im Sinn habe.
»Ich dachte, wir seien unterwegs nach Weinheim«, sagte ich.
»Ich weiß, daß du in Gefahr bist«, bemerkte sie.
»Ich schätze, das ist nicht zu verkennen.«
»Ich könnte dich zum Haus meines Vaters in der Stadt bringen«, sagte sie, »oder wir könnten dich zurück zum Palast geleiten, aber irgend jemand weiß,
daß du hier bist, und es würde nicht lange dauern, bis er dir wieder auf der Spur wäre.«
»Das stimmt.«
»Eines unserer Boote liegt irgendwo dort vertäut. Wir könnten im Morgengrauen an der Küste entlang zum Landsitz meines Vaters fahren. Dann bist du verschwunden. Damit haben wir jeden, der dich in Amber suchen wird, an der Nase herumgeführt.«
»Glaubst du nicht, daß ich im Palast ebenfalls sicher wäre?«
»Vielleicht«, sagte sie. »Doch dein Aufenthaltsort ist möglicherweise bei den Einheimischen bekannt. Komm mit mir, dann weiß niemand, wo du bist.«
»Dann bin ich wie vom Erdboden verschluckt, und Random wird von einem der Wachmänner erfahren, daß ich in die Totengasse unterwegs war. Das wird eine beträchtliche Bestürzung und ein riesiges Durcheinander verursachen.«
»Du könntest morgen mittels Trumpf Kontakt mit ihm aufnehmen und ihm sagen, daß du dich auf dem Land aufhältst - sofern du Karten bei dir hast.«
»Sicher. Wieso wußtest du, wo du mich heute abend finden würdest? Du kannst mir nicht einreden, daß das reiner Zufall war.«
»Nein, wir sind dir gefolgt. Wir waren in dem Lokal gegenüber von Bills.«
»Dann hast du vorausgesehen, was heute abend geschehen würde?«
»Ich habe mit der Möglichkeit gerechnet. Wenn ich alles genau gewußt hätte, hätte ich es natürlich verhindert.«
»Was geht hier eigentlich vor? Was weißt du über alle diese Dinge, und welche Rolle spielst du dabei?«
Sie lachte, und mir wurde bewußt, daß es das erste Mal war, daß ich das bei ihr hörte. Und es war keineswegs ein kaltes, höhnisches Lachen, wie ich es bei Caines Frau vermutet hätte.
»Ich möchte während der Flut aufbrechen«, sagte sie, »und du möchtest eine Geschichte hören, die die ganze Nacht in Anspruch nehmen wird. Was ziehst du vor, Merlin? Sicherheit oder Befriedigung?«
»Am liebsten wäre mir beides, aber ich nehme eines nach dem anderen.«
»Also gut«, sagte sie daraufhin und wandte sich an den kleineren der beiden Männer, denjenigen, den ich zu Boden geschlagen hatte. »Jarl, geh nach Hause. Berichte meinem Vater morgen früh, daß ich beschlossen habe, nach Arborhaus zurückzukehren. Sag ihm, daß es eine so schöne Nacht war und ich Lust zum Segeln hatte, deshalb habe ich das Boot genommen. Erwähne Merlin mit keinem Wort.«
Der Mann hob die Hand zur Mütze, zum Zeichen, daß er verstanden hatte. »Sehr wohl, Mylady.«
Er drehte sich um und entfernte sich in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
»Komm jetzt«, forderte sie mich dann auf, und sie und der große Bursche - dessen Name Drew war, wie ich später erfahren sollte - führten mich an der Hafenmauer entlang zu einer Pier, wo ein langes schlankes Segelboot vertäut lag. »Segelst du häufig?« fragte sie.
»Früher schon«, gab ich zur Antwort.
»Sehr gut. Dann kannst du dich an Bord nützlich machen.«
Was ich auch tat. Wir sprachen nicht viel, abgesehen von irgendwelchen segeltechnischen Dingen, während wir die Planen lösten, die Segel hißten und ausliefen. Drew steuerte, und wir bedienten die Segel. Später wechselten wir uns in großen Abständen ab. Der Wind spielte uns keine Streiche. Genau gesagt war er ungefähr so, wie man sich ihn wünscht. Wir glitten dahin, umfuhren die Untiefen und gelangten ohne Schwierigkeiten ins offene Meer. Nachdem wir unsere Umhänge unter Deck verstaut hatten, sah ich, daß sie eine dunkle Hose und ein dickes Hemd trug. Sehr praktisch, als ob sie eine Fahrt wie diese lange im voraus geplant hätte. In ihrem Gürtel steckte eine echte Klinge in voller Länge, nicht etwa ein juwelenbesetzter Dolch. Und ihren Bewegungen nach zu urteilen, konnte sie mit dem Ding auch recht gut umgehen. Außerdem erinnerte sie mich an jemanden, ich wußte nur nicht genau, an wen. Das lag mehr an ihren Gesten und ihrer Art, sich zu bewegen, als an ihrer äußeren Erscheinung. Obwohl das nicht von Bedeutung war. Es gab
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