Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
eines mittelgroßen Baumes gelehnt, aß ein Stück Brot mit Käse und trank Wasser, während ich meine ganze Willenskraft zusammennahm, um mir die Stiefel auszuziehen. Meine Klinge lag neben mir am Boden. Meine Muskeln entspannten sich allmählich. Der Geruch des Feuers weckte sehnsüchtige Gefühle. Ich röstete mein nächstes Brot darüber.
Ich saß lange Zeit so da und dachte an nichts. Allmählich, in kaum wahrnehmbaren Schüben, spürte ich die sanfte Erschlaffung, die Erschöpfung den Gliedern beschert. Ich hatte eigentlich die Absicht gehabt, Brennholz zu sammeln, bevor ich mich zur Ruhe legte. Aber eigentlich brauchte ich keins. So kalt war es gar nicht. Das Feuer diente mehr dazu, mir Gesellschaft zu leisten.
Trotzdem... Ich stand mühsam auf und schleppte mich in den Wald. Ich unternahm eine träge, lange Erkundung der Umgebung, nachdem ich mich einmal in Gang gesetzt hatte. Doch um ehrlich zu sein: Ich hatte mich auf gerafft, da ich mich erleichtern mußte. Ich hielt in der Umkreisung meines Lagers inne, als ich glaubte, weit weg im Nordosten das Flackern eines Lichts bemerkt zu haben. Ein anderes Lagerfeuer? Mondschein auf Wasser? Eine Fackel? Ich hatte nur einen flüchtigen Blick darauf erhascht, und ich konnte es kein zweites Mal entdecken, obwohl ich den Kopf hierhin und dorthin drehte, meine letzten paar Schritte zurückverfolgte und sogar eine kurze Strecke in die vermutete Richtung ging.
Doch ich wollte keinem Hirngespinst nachjagen und meine Nacht damit verbringen, gegen das Gebüsch zu kämpfen. Ich prüfte die Sichtbarkeit meines Lagers von verschiedenen Seiten. Selbst aus dieser geringen Entfernung war mein kleines Feuer kaum zu sehen. Ich umrundete mein Lager, trat hinein und streckte mich erneut aus. Das Feuer neigte sich bereits dem Erlöschen zu, und ich beschloß, es ausgehen zu lassen. Ich hüllte mich in meinen Umhang und lauschte dem leisen Raunen des Windes.
Ich schlief rasch ein. Wie lange ich geschlafen habe, weiß ich nicht. Ich kann mich an keine Träume erinnern.
Ich wurde durch Frakirs heftiges Pulsieren geweckt. Ich öffnete die Augen ein klein wenig und zuckte wie im Schlaf, so daß meine rechte Hand neben den Griff meiner Klinge fiel. Ich behielt meine langsamen Atemzüge bei. Ich hörte und spürte, daß der Wind aufgefrischt hatte, und ich sah, daß er die Holzscheite meines Feuers so sehr angefacht hatte, daß es wieder aufloderte. Ich sah jedoch niemanden vor mir. Ich lauschte angestrengt, ob ich irgendwelche Laute vernähme, doch ich hörte nichts außer dem Wind und dem Knistern des Feuers.
Es erschien mir ebenso albern, aufzuspringen und eine Abwehrstellung einzunehmen, wenn ich nicht einmal wußte, aus welcher Richtung sich die Gefahr näherte, wie es töricht war, als stilles Ziel liegenzubleiben. Andererseits hatte ich meinen Umhang bewußt so ausgeworfen, daß ich eine große Pinie mit tiefhängenden Ästen im Rücken hatte. Es wäre schwierig gewesen, sich von hinten an mich anzuschleichen, ganz zu schweigen davon, dieses auch noch lautlos zu tun. Also konnte ich davon ausgehen, daß mir von dieser Seite kein direkter Angriff drohte.
Ich drehte den Kopf leicht um und beobachtete Rauch, der offenbar etwas unruhig geworden war. Frakir setzte ihre inzwischen störende Warnung fort, bis ich sie durch Willenskraft zwang, ruhig zu sein.
Rauch zuckte mit den Ohren und verdrehte den Kopf mit geblähten Nüstern. Es schien mir, als sei seine Aufmerksamkeit auf etwas rechts von mir gerichtet. Er trottete quer über den Lagerplatz, wobei er das lange Seil hinter sich herschleifte.
Da hörte ich ein Geräusch, Rauchs Hufschlag übertönend, als ob etwas von rechts auf ihn zukäme. Eine Zeitlang wiederholte es sich nicht, doch dann hörte ich es wieder. Es waren keine Schritte, sondern es klang wie das Scharren eines Körpers gegen einen Ast, der plötzlich einen schwachen Protest von sich gab.
Ich rief mir die Anordnung der Bäume und Sträucher in jener Richtung vor Augen und beschloß, den Spanner noch etwas näher kommen zu lassen, bevor ich etwas unternahm. Ich verwarf den Gedanken, Logrus zu rufen und einen magischen Angriff vorzubereiten. Das würde mehr Zeit in Anspruch nehmen, als ich wahrscheinlich noch hatte. Außerdem hatte ich nach Rauchs Verhalten und nach dem Gehörten den Eindruck, daß es nur ein einziges Wesen war, das sich näherte. Ich nahm mir jedoch ebenfalls vor, mir bei der ersten sich bietenden Gelegenheit einen ordentlichen Vorrat an
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