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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Zaubersprüchen bereitzulegen, sowohl offensive als auch defensive, in der Größenordnung dessen, den ich gegen meine Bewacherwesenheit vorbereitet hatte. Das Problem ist, daß es unter Umständen mehrere Tage Einsamkeit erfordern kann, um eine wirklich brauchbare Zusammenstellung auszuarbeiten, sie wirksam zu machen und ihre Anwendung bis zu solcher Vollkommenheit zu proben, daß man sie von einem Augenblick zum anderen zum Einsatz bringen kann - und dann haben sie die Neigung, nach etwa einer Woche zu vergehen. Manchmal bleiben sie länger erhalten, manchmal nicht einmal so lange, abhängig von der Energie, die man ihnen einzugeben bereit ist, und von dem magischen Klima des speziellen Schattens, in dem man sich aufhält. Es ist ein umständliches Unterfangen, das sich kaum lohnt, wenn man nicht sicher ist, daß man den Zauber innerhalb einer bestimmten Frist wirklich braucht. Andererseits sollte jeder gute Zauberer immer und überall einen Angriffs-, einen Verteidigungs- und einen Fluchtzauber parat haben. Aber ich bin im allgemeinen etwas faul, um nicht zu sagen, ziemlich nachlässig, und bis vor kurzem hatte ich keine Notwendigkeit für eine solche Ausstattung gesehen. Und seit kurzem habe ich kaum noch Zeit, um mich darum zu kümmern.
    Also würde sich die einzige Verwendung des Logrus, falls ich ihn herbeirief und mich in seinen Einflußbereich begab, auf einen Akt roher Gewalt beschränken - was für den Betreibenden sehr kräftezehrend ist.
    Laß ihn am besten noch ein wenig näher kommen, sagte ich mir, und dann hätte sich der Angreifer mit kaltem Stahl und einem Würgeseil auseinanderzusetzen.
    Ich spürte, wie sich das Wesen näherte, hörte das leise Rascheln von Piniennadeln. Noch ein paar Schritte, Feind... Komm nur! Mehr brauche ich nicht. Komm in meine Reichweite...
    Er hielt inne. Ich hörte seinen gleichmäßigen, leisen Atem.
    Dann: »Jetzt mußt du mich doch wahrgenommen haben, Magus«, ertönte ein dünnes Flüsterstimmchen, »denn wir alle haben unsere kleinen Tricks, und ich kenne die Quelle der deinen.«
    »Wer bist du?« fragte ich, während ich den Griff meiner Waffe umklammerte und mich in die Hocke rollte, das Gesicht der Dunkelheit zugewandt, mit der Spitze meiner Klinge einen kleinen Kreis beschreibend.
    »Ich bin der Feind«, lautete die Antwort. »Derjenige, von dem du dachtest, er werde niemals kommen.«

- 9 - 
    Macht.
    I ch erinnere mich an den Tag, als ich auf einem Felsvorsprung stand. Fiona - in Lavendel gekleidet, mit Silber gegürtet - stand zu meiner Rechten etwas höher als ich. Sie hielt einen silbernen Spiegel in der rechten Hand, und sie blickte durch den Dunst hinab zu der Stelle, wo der große Baum emporragte. Vollkommene Stille umgab uns, und selbst die kleinen Laute, die wir erzeugten, klangen gedämpft. Der obere Teil des Baumes verschwand in einer tiefhängenden Nebelbank. Das Licht, das gefiltert hindurchfiel, grenzte ihn deutlich gegen eine andere Nebelschwade ab, die hinter ihm hing, aufsteigend, um sich mit der oberen zu vereinigen. Eine helle, anscheinend aus sich selbst heraus leuchtende Linie war in den Boden beim Fuß des Baumes eingeritzt, einen Bogen beschreibend, der sich im Nebel verlor. In einiger Entfernung zu meiner Linken war ebenfalls ein kleiner Bogen von ähnlicher Leuchtkraft sichtbar, der aus der gebauschten weißen Wand heraustrat und wieder in sie zurückkehrte.
    »Was ist das, Fiona?« fragte ich. »Warum hast du mich an diesen Ort gebracht?«
    »Du hast davon gehört«, antwortete sie. »Ich wollte, daß du ihn siehst.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie davon gehört. Ich habe keine Ahnung, was ich da vor mir sehe.«
    »Komm!« sagte sie und machte sich an den Abstieg.
    Sie lehnte meine Hand ab, bewegte sich schnell und anmutig, und wir verließen den Felsen und kamen näher zu dem Baum. Irgend etwas Vertrautes ging von der Stelle aus, doch ich hätte es nicht zu bestimmen vermocht.
    »Von deinem Vater«, sagte sie schließlich. »Er hat viel Zeit damit zugebracht, dir seine Geschichte zu erzählen. Bestimmt hat er diesen Teil nicht ausgelassen.«
    Ich blieb stehen, während Verständnis in mir dämmerte, zunächst zaghaft.
    »Jener Baum«, sagte ich.
    »Corwin pflanzte seinen Stamm, als er mit der Schaffung des neuen Musters begann«, sagte sie. »Er war frisch. Er schlug Wurzeln.«
    Ich glaubte, ein leichtes Beben des Bodens zu spüren.
    Fiona wandte der Stelle den Rücken zu, hob den Spiegel, den sie in der Hand hielt,

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