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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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wurde der Pfad, dem ich folgte, unvermittelt steiler und schwenkte nach Nordosten ab, um sich dann wieder sanfter zu neigen. Als ich erneut nach Nordwesten abbog, folgten ein weiterer steiler und dann wieder ein leichter Hang, und ich wußte, daß ich danach müheloser vorankommen würde. Der hohe Rücken des Kolvir hinter mir verdeckte sämtliche Spuren vordämmerlicher Morgenhelligkeit, die ich zuvor schon bemerkt hatte, und eine sternenverhangene Nacht lag vor und über mir und verlieh allen Felsen außer den allernächsten zweideutige Umrisse. Dennoch wußte ich so ungefähr, wo ich war, da ich diesen Weg nicht zum ersten Mal ging, obwohl ich damals kaum Pausen eingelegt hatte.
    Ich hatte den Kamm jetzt etwa zwei Meilen hinter mir gelassen, und ich verlangsamte meine Schritte und hielt die Augen suchend offen, als ich mich dem bewußten Gebiet näherte. Es war ein weitgestreckter, irgendwie pferdeförmiger Abgrund, und als ich ihn endlich entdeckt hatte und an den Rand trat, stieg ein sonderbares Gefühl in mir auf. Ich hatte meine Reaktionen bei diesem Unterfangen nicht bewußt vorausgesehen, doch auf einer bestimmten Ebene wohl doch, davon war ich überzeugt.
    Als ich hineinstieg, wobei zu meinen beiden Seiten schluchtartige Steinwände aufragten, fand ich den Pfad und folgte ihm. Er führte mich zu zwei schattenspendenden Bäumen sanft bergab, und dann zu einer Stelle dazwischen, wo ein flaches Steingebäude stand, umwuchert von verschiedenem wilden Gebüsch und Gras. Ich begriff, daß die Erde eigens dorthin verfrachtet worden war, um das Gedeihen von Laubgewächsen zu unterstützen, die jedoch später vernachlässigt und vergessen wurden.
    Ich setzte mich auf eine der Steinbänke vor dem Gebäude und wartete darauf, daß der Himmel heller werden würde. Dies war das Grabmal meines Vaters -nun ja, sein Kenotaph -, vor langer Zeit erbaut, als man seinen Tod vermutet hatte. Später hatte ihn der Besuch dieses Orts aufs höchste erheitert. Inzwischen hatte sich sein Status allerdings möglicherweise geändert. Jetzt mochte das Ding durchaus seine Berechtigung haben. Hob das die Ironie der Sache auf oder steigerte es sie? Ich vermochte in dieser Hinsicht keine verbindliche Entscheidung zu treffen. Es bekümmerte mich jedoch, mehr als ich gedacht hatte. Ich war nicht als Pilger hierhergekommen. Ich war gekommen, um den Frieden und die Ruhe zu finden, die ein Zauberer meinesgleichen braucht, um einen Bann zu erwirken. Ich war gekommen...
    Vielleicht machte ich mir zu viele Gedanken. Ich hatte diese Stelle ausgewählt, ob es nun das echte oder ein falsches Grabmal war, weil es den Namen Corwins trug und deshalb ein Gefühl seiner Gegenwart hervorrief, jedenfalls bei mir. Ich hatte mir gewünscht, ihn besser kennenzulernen, und dies war vielleicht der Weg, um der Erfüllung dieses Wunsches so weit wie möglich nahezukommen. Plötzlich wurde mir klar, warum ich Luke vertraut hatte. Er hatte recht gehabt, damals in Arborhaus. Wenn ich die näheren Umstände von Corwins Tod erfuhr und erkannte, daß jemand die Schuld daran trug, dann würde ich alles andere fallenlassen und mich aufmachen, um die Rechnung zu präsentieren, einen Ausgleich zu fordern und um die Quittung in Blut zu schreiben. Selbst wenn ich Luke nicht so gut gekannt hätte, wie ich ihn nun einmal kannte, war es ein leichtes, mich in seinem Verhalten wiederzuerkennen, und es fiel mir schwer, ein Urteil über ihn zu fällen.
    Verdammt! Warum mußten wir einander immer wieder beinahe karikaturhaft nachahmen, über Lachen und Verstehen hinaus, bis an den Punkt von Schmerz, Enttäuschung, unvereinbarer Loyalität?
    Ich stand auf. Das Licht reichte aus, um mir zu zeigen, was ich tat.
    Ich stieg in die Schlucht hinab und näherte mich der Felsnische, wo der leere Steinsarkophag stand. Er war ein ideales Sicherheitsschließfach, doch ich zögerte, als ich davorstand, denn meine Hände zitterten. Es war lächerlich. Ich wußte, daß er nicht darin lag, daß es nichts weiter war als ein leerer Kasten, der mit etwas Steinmetzarbeit verziert war. Dennoch dauerte es mehrere Minuten, bis ich mich überwinden konnte, den Deckel anzufassen und anzuheben...
    Leer, natürlich, wie so viele Träume und Ängste. Ich warf den blauen Knopf hinein und senkte den Deckel wieder. Ach, zur Hölle damit! Wenn Sharu ihn zurückhaben wollte und ihn hier fand, dann sollte er die Botschaft empfangen, daß er sich am Rande des Grabes bewegte, solange er sein Spiel trieb.
    Ich ging

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