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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Macaffrey zusammen. »Der Garten Eden dient als Symbol der Welt, wie sie einmal gewesen ist, wie sie ursprünglich werden sollte. Für sehr lange Zeit war alles ganz friedlich. Beide Gruppen blieben für sich. Sie taten, was sie immer getan hatten. Probleme gab's nicht. Keine Störungen entstanden. Sie hatten tiefe Furcht und wußten nicht warum. Was war los?«
    »Sie ahnten, daß sie nicht komplett waren«, sagte das Mädchen mit den vier Daumen.
    »Die Schöpfung war zwar vollkommen, aber nicht vollständig. Sie war zweigeteilt, genau wie die Gottheit. Göttin wußte, daß unsere Vermischung zu endlosen Schwierigkeiten führen müßte, aber auch, daß die Alternative gewesen wäre, selbst zum Beischlaf mit uns überzugehen. Darum hat Sie der Schlange den Floh ins Ohr gesetzt. Das ist natürlich auch bloß symbolisch gemeint.« Die Klasse lachte, als wüßte sie genau die Lösung eines eben gestellten Rätsels. »Seitdem kennen wir Verantwortung für unser Handeln.«
    »Was ist denn vorgefallen?« fragte Avi, als hätte er das Ganze zum erstenmal gehört.
    »Gegensätze ziehen sich an«, sagte das Mädchen mit dem krähenschwarzen Haar. »Sie wollten ihr Bewußtsein erweitern, also ging's ab ins Bett.«
    »Kain und Abel waren die ersten Kinder«, erklärte ein Junge, indem er sich beim Reden mit dem Zeh am Ohr schabte, »und dafür kriegten sie die Hucke voll.«
    »Weil sie Menschen waren«, konkretisierte Macaffrey. »Ihre Enkel sind schon genauso wie wir gewesen. Der Gottheit war klar, daß Sie zuviel von Sich an uns vererbt hatte, und bis heute werden Gott und Göttin deswegen immer noch wilder, als Sie sowieso sind. So wie wir dauernd von Klippen springen, um festzustellen, ob wir fliegen können, versuchen Sie es ewig mit neuer Auslese, weil Sie sicher sind, daß ein unvollkommenes Wesen eines Tages in eine vormals vollkommene Welt passen kann.« Er kam zum Schluß. »Sie lernen auch noch dazu. Feierabend für heute.«
    Sobald er alle Schranken aufgehoben hatte, strömten die Kinder aus dem Klassenzimmer. Macaffrey blieb an derselben Stelle wie zuvor stehen, während seine Schüler und Schülerinnen hinauseilten, er wirkte, als kniete er am Hackklotz und wunderte sich, was den Henker noch aufhielte. Seine natürliche Sprechweise unterschied sich von seinem Lehrertonfall, er sprach lockerer, aber bündiger, und er hatte einen noch ausgeprägteren Südstaatlerdialekt als Thatcher.
    »Hab Sie erwartet«, sagte er, richtete den Blick auf uns; ich schaute fort, wünschte mir, ich wäre weniger leicht verführbar.
    »Was, um Himmels willen, trichtern Sie denen da eigentlich ein?« erkundigte ich mich.
    Er grinste. »Im Lauf der Jahre hab ich mich den Verhältnissen angepaßt. Um dies oder das an 'n Mann zu bringen, muß man's hübsch verpacken, würden Sie wohl sagen. So wie Vitamine in Zuckerbonbons. Weshalb sind Sie hier? Wegen Privatunterricht?«
    »Der Chef unserer Firma möchte …« Was wollte Thatcher? »Er möchte Sie morgen in unserem Büro sprechen.«
    »Gibt's für die Ehre 'n Grund?« fragte Macaffrey mit dem gleichen Anklang von Schärfe in der Stimme, die man gelegentlich bei Bernard bemerken konnte.
    »Anscheinend glaubt er, Sie könnten ihm was erzählen.«
    Wäre ich nicht von Bernard in Macaffreys Daten eingeweiht worden, hätte ich lediglich mutmaßen können, daß er ein Alter zwischen siebzehn und vierzig hätte, so stark wechselte im unsteten Licht des Klassenzimmers seine Erscheinung. »Hat Rumpelstilzchen dem König was erzählt?« Sprachen Südstaatler eigentlich nur in Rätseln? Wenn sie beide solche Redewendungen gebrauchten, mochte sich erweisen, daß man ihn und Thatcher füreinander geschaffen hatte.
    »Wie entwickeln Sie Ihre Konzeptionen?« fragte Avi; es lief auf ein Wunder hinaus, daß er sich einmal lange genug aus seinem Solipsismus löste, um den Standpunkt eines Fremden zur Kenntnis zu nehmen. Doch daß Avi jemanden seiner Beachtung würdigte, hieß noch nicht, daß er ihm Vertrauen schenkte.
    »Fallen mir eben so ein«, gab Macaffrey zur Antwort.
    »Sie predigen wie ein Paradechrist«, meinte Avi. »Bloß verpacken Sie die Politik in andere Worte.« Eines abends hatte Avi mir von seiner Verlobten erzählt. Während der Unruhen hatte sie morgens in einer Bank in einer Warteschlange gestanden. Eine Bande Krawallbrüder stürmte hinein, Mitglieder einer Sekte, die die Sündhaftigkeit der Geldverleiher und ihrer Kunden mißbilligte. Avi hoffte, daß sie im Sterben an ihn gedacht

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