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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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widersprach Susie. »Neandertaler. Göttin …«
    »Gottheit«, berichtigte Avi.
    »Ist doch alles derselbe Quatsch …«
    »Morgen um diese Zeit«, sagte Thatcher, »werden wir uns mal Gott genauer ansehen. Oder wenigstens annähernd so jemanden.« Er bog den Kopf in den Nacken und lachte wie ein Bub, der durch ein Gewitter rennt und den Teufel um Blitze gibt. Er sah mich an, hoffte mir eine Reaktion auf seine Einladung des heutigen Tages anzusehen. Ich nickte; heute abend durfte er mich haben. »Was für eine herrliche Welt«, sagte er mit uncharakteristisch beseligtem Lächeln.
     
    Weil er für frühere Sünden Vergebung wünschte, hatte Thatcher mich beinahe ein Jahr lang nicht penetriert. Er verschaffte sich Befriedigung, indem er sich wüst an mir rieb, dabei das begehrte Szenario schilderte und mich als Regisseurin einsetzte. »Dich werde ich in meinem Testament bedenken, Schatzi«, versprach er jedesmal danach. Obwohl er es vorsah, lud ich ihn nie in meine Wohnung ein. Wir trafen uns am Abend in seinem Logis im nördlichen Hochhaus des Handelszentrum; er hatte in dem Gebäude in der neunzehnten Etage eine umgebaute Zimmerflucht zur Verfügung. In solcher Höhe konnte man auf Vorhänge verzichten; Mondschein schimmerte durch die hohen Fenster herein und warf Gitterstangen ähnliche Schatten auf unser Bett. Ich schob das Bettzeug beiseite, brach aus diesem Gefängnis aus, schlenderte zu den Fenstern und schaute nach draußen, der Mond schien so nah zu sein, als wäre er Teil des Dekors. Thatcher trommelte sich auf den Bauch, als wäre sein Wanst eine Pauke, müßte er seinem sämtlichen Mitvieh ein Siegeszeichen übermitteln. Er benutzte seine Stadtwohnungen auch als Lager, in denen er Erwerbungen stapelte, bis wohl erst eines Tages seine Nachlaßverwalter den Krempel sortierten. Aus einem Stoß Kartons zog er eine Schachtel, entnahm ihr etwas, das im Dunkeln einem archäologischen Relikt glich.
    »Jim Beam hat 'ne Menge Figurinen auf 'n Markt gebracht«, sagte er, zeigte mir den Gegenstand, in dem ich eine Zwei-Liter-Karaffenflasche in Form eines juwelenbehangenen, aufgedunsenen Elvis erkannte. »So eine wollte ich schon immer, seit ich als Punker mal eine in 'm Spirituosenladen gesehen hatte. Zweitausend Dollar.« Zweihunderttausend Alte Dollar; mit dieser Summe hätte er – wenigstens früher einmal – einen Bruchteil der Hungernden ernähren können. »Er hätte die Pulle getrunken, wenn er getrunken hätte. Er hat sie in der Hand gehabt. Ich hab 'n Zertifikat, daß 's bescheinigt.«
    Ich entdeckte ein dem Boden der Flasche eingeprägtes Datum; im angegebenen Jahr war ich gerade von der Hochschule in Middlebury abgegangen und hatte geglaubt, als ich mich dem Virus der realen Welt aussetzte, das Land könnte unmöglich jemals in noch üblere Zustände absinken. »Als der Kitsch fabriziert worden ist«, sagte ich, »war er längst tot.«
    Selbst wenn er liebte – und das tat er auf seine Weise –, verhielt Thatcher sich gönnerhaft. »Eines Tages wird Er zurückkehren«, antwortete er, indem er den Kopf schüttelte. Mit andächtigen Bewegungen der Ehrfurcht wickelte er seine Ikone wieder in ihre Packfolie aus Mylar. »Das Judengesocks hat sich an ihm vergriffen, genau wie der ganze Rest, aber Er wird vom Himmel hoch zurückkommen, wart's nur ab.«
    »Vielleicht kannst du ihn arrangieren, wenn er aufkreuzt«, schlug ich vor.
    »Fürs erste wollen wir mit dem zufrieden sein, was wir haben«, sagte Thatcher. »Wie findest du diesen Vogel Macaffrey denn wirklich, Schatzi?«
    »Irgend was ist dran an ihm«, sagte ich. »Aber was, da bin ich nicht sicher. Er verursacht Scherereien mit dem, was er treibt, egal was es ist, soviel steht für mich fest. Er wirkt weitgehend unabhängig …« Thatchers Schultern bebten; es mißlang ihm, seine Heiterkeit zu verbergen, und ich drosch ihm einen Klaps in den Nacken. Aus Rührung erstickte sein Lachen. »Könntest du, wenn du nach meiner Meinung fragst, wenigstens so tun, als ob du zuhörst …?«
    »Ich lache nicht über dich, Schatzi«, sagte er, schlang den Arm um mich. »Ich amüsiere mich bloß über diese Vorstellungen. Ich höre zu. Nur weiter.«
    »Anscheinend meint er's gut mit dem, was er macht. Wahrscheinlich verringert es seine Schuldgefühle …«
    »Schuldgefühle?« wiederholte Thatcher. »Schuldgefühle weswegen?«
    »Keine Ahnung, die meisten Menschen haben …«
    »Über wessen Gefühle reden wir eigentlich?«
    »Mir kam's jedenfalls so vor …«
    »Du

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