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Ambient 02 - Heidern

Ambient 02 - Heidern

Titel: Ambient 02 - Heidern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Arbeitsamkeit noch mehr Stunden zu vertrödeln, zog ich aus Bernards Aktengestell einen dicken, mit dem Hinweis Otsuka beschrifteten Schnellhefter. Darin befanden sich bereits vor Jahren gemachte Schnappschüsse Otsukas, lauter Fotografien, deren Aufnahmewinkel die Schlußfolgerung nahelegte, ihm war entgangen, daß man ihn knipste. Blätter mit Statistiken entschlüsselten seine Geschäftsaktivitäten, seine Auszahlungen von Teilhabern, Fusionen und wirtschaftlichen Räubereien. Ferner stieß ich in dem Schnellhefter auf einige seiner Gedichte; den Text eines davon hatte jemand vom Japanischen ins Englische übertragen.
     
    Jetzt sind sie vor meinem Bug,
    Unter zwanzig Meilen.
     
    Hauptwaffe feuert, Hauptwaffe feuert.
    Fuchs Eins. Fuchs Eins.
     
    Gott o Gott.
     
    Gut getroffen. Einen gut getroffen.
    Verstanden? Guter Schuß.
     
    Guter Abschuß.
     
    »Liest sich wie 'ne Niederschrift 'nes Funkgesprächs«, äußerte Lester, der mir über die Schulter lugte und das Blatt betrachtete.
    »Unser Spezi hat's diesmal nicht mit Blütenblättern an nassen, schwarzen Zweigen«, sinnierte Bernard, entwand sich seinen unlösbaren Aufgaben lange genug für eine Zwischenbemerkung. »Er verwendet gerne vorhandenes Material für seine lyrischen Ergüsse. Selbst in Japan weicht seine Poesie gehörig von der Norm ab.«
    »Macht fast einen interessanten Eindruck«, meinte ich.
    »Vom Mars aus gesehen könnte sogar Thatcher interessant wirken«, höhnte Bernard. »Otsuka ist älter, sonst nichts, er hat mehr Zeit zur Verfügung gehabt, um an Raffinessen zu feilen. Seine Druschina verehrt ihn, weil er trotz aller erdenklichen Widrigkeiten überlebt hat.« Wir hätten geradesogut gar nicht im Zimmer zugegen sein können; die grünen Auroren, die über den Bildschirm von Bernards Tischcomputer waberten, zogen ihn wieder in ihren Bann. »Bemühe dich, Joanna, keine unliebsame Fasziniertheit zu zeigen, die Drydens haben schon reichlich Ärger am Hals.«
    »Wir haben kein Techtelmechtel mehr, Bernard.«
    »Du wirst Sexkapaden erleben, solange du für ihn tätig bist. Aber ich hatte für einen Moment vergessen, daß wir einstweilen Tugendbold und Nonne spielen. Behalte die beiden im Auge, das ist mein Rat. Sei darauf gefaßt, rechtzeitig den Kopf einzuziehen.«
    »Du bist genauso paranoid wie sie.«
    »Aus gutem Grund«, sagte er. »Sorge dafür, daß das Abkommen unterzeichnet wird. Weitere Fortschritte an dem Computer sind schlichtweg essentiellst.«
    »Welchem Computer?« fragte Lester.
    »Sie interessieren sich für Technik?« polemisierte Bernard. »Ich hätte gedacht, Sie hielten so was für überflüssig. Da wir anscheinend gegenwärtig keine Geheimnisse vor Ihnen haben, darf ich Sie wohl in ein paar Einzelheiten einweihen. Thatcher besteht darauf, daß am Ende des Jahrzehnts ein neuer interkontinentaler Ultrasuperkonzern die Tätigkeit aufnimmt, am liebsten schon nächste Woche. Ohne japanische Unterstützung ist es aber nicht zu schaffen. Unser Team kriegt den Rappel mit unseren Fünfte-Generation-Modellen. Die Herren des Ostens spielen, um nach dem Abendbesäufnis abzuspannen, an Nummer Siebenern. Thatchers Logik ist so, daß er glaubt, wenn wir die Baugruppen kombinieren, könnten wir in Kürze ein Modell Nummer Zwölf produzieren, oder etwas, das man in der Theorie, wenn ich mich nicht irre, ein Algorithmisch-logisches interaktives Soundsodingsbums nennt. Mann, wie die Sprache unterm Gemurkse solcher Hanswurste leidet.«
    »Soll 'n sprechender Computer werden, vermut ich«, sagte Lester. »Wie wird seine Stimme klingen?«
    »Total süßlich. Aus Sicherheitsgründen wird er wohl, möchte ich beinahe behaupten, ausschließlich Latein reden. Der Theorie zufolge soll es ein richtig denkfähiger Computer sein. Fähig zu unabhängigem Denken. Falls er so funktioniert, wie's erwartet wird, hat nie mehr irgend jemand Bedarf an Gott.« Wenn Bernard in Gesellschaft einen faux pas beging, tat er immer so, als merkte er es eine Sekunde zu spät. »Ach, Macaffrey, irgendwann gehört jeder zum alten Eisen.«
    »Ist das es, was Thatcher jetzt will?« fragte ich. »Jedesmal wenn das Gespräch auf seine Pläne kommt, sind sie noch ein bißchen erweitert worden.«
    »Auf jeden Fall soll das Ding mal seinem Kleinen Rückhalt geben. Ein kluger Entschluß ist es unter allen Umständen. Wo bleibt Thatcher eigentlich? Warum ist er noch nicht da?«
    »Er hat gesagt, er müßte sich mit den Leibwächtern besprechen.«
    Bernard starrte auf den

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