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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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ertappt worden ist – in seinem Antlitz gingen Angst und Aufbegehren und eine unbestimmte Hoffnung, eines Tages Verzeihung zu erlangen, ineinander über.
    »Bevor Sie die Zeituhr sahen, oder danach?«
    »Vorher«, sagte er, beinahe flüsternd. »Es hieß Sie oder ich …«
    Ich schlug ihn, diesmal mit der Faust und viel härter. Sein Auge war blutunterlaufen, bevor er zwinkern konnte. Ich zog ihn von der Wand fort, schleifte ihn durch den Raum und warf ihn auf ein Sofa beim Kamin. Er krümmte sich, zog die Knie an die Brust und schluchzte wieder.
    »Warum?« fragte ich. »Sie hätten uns geopfert. Den Geiern zum Fraß hingeworfen. Ohne einen Verdacht.«
    »Es gab sonst nichts, was ich hätte tun können«, sagte er. »Und Sie versuchten mich umzubringen …«
    »Als Sie ihm sagten, wir hätten es getan, dachten Sie das nicht.«
    »Nein …«
    »Sie sagten ihm nicht nur, was wir – auf Ihr Verlangen – getan hatten«, sagte ich, kniete nieder und nahm ihn bei den Schultern, als wollte ich sie auseinanderreißen und ihn so entzweibrechen, »sondern versuchten dann noch, mich zu töten, nachdem Sie mich hierherbestellt hatten, bevor ich ein Wort zur Rechtfertigung sagen konnte …«
    »Ich hatte Angst, O'Malley«, sagte er schluchzend. »Angst vor ihm. Angst vor Ihnen. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Ich …«
    Ich ließ ihn auf dem Sofa liegen, in seinem zerknautschten guten Anzug, und schleppte mich zu einem der Sessel, lehnte mich zurück und fühlte, wie mein Rückgrat wieder fest wurde, als ich mich nicht mehr rührte. Die Knöchel meiner Hand schwollen an, wo ich den dicken Knochen seines Schädels getroffen hatte.
    »Es hieß mähen oder gemäht werden, OM. Sie wissen, wie es ist.«
    »Ich weiß«, seufzte ich.
    »Sie hätten Verbindung mit unserer Kontaktperson aufnehmen sollen, OM. Sie hätten hinauskommen können.«
    »Aber sobald Sie die verstellte Zeituhr gesehen hatten, mußten Sie …«
    »Richtig«, sagte er. »Ich hätte.«
    »Egal«, sagte ich und schloß die Augen. »Dann wissen Sie also nicht, wo Avalon ist?«
    »Nein. Wo war sie zuletzt?«
    »Wir waren in der Unteren Stadt. Als ich aufwachte, war sie fort. Ich fand dies.«
    Ich zog die Karte aus der Tasche und gab sie ihm. Er schaute sie eine Weile verständnislos an. Seine Wanduhr schlug mit ihrem Glockenspiel die Stunde, als die Zahl auf der Mattscheibe erschien. Ich begann mich zu fragen, ob ich Avalon schließlich doch verloren hatte.
    »Ihre Schrift«, sagte er.
    »Sind Sie sicher?« Ich hatte ihre Handschrift nie gesehen, vermutete, daß sie schreiben konnte, hatte jedoch keinen Beweis verlangt.
    »Klar«, sagte er. »Sie schreibt immer mit Druckbuchstaben wie diesen. Sie ließ die Karte zurück. Schrieb die Botschaft. Kein Zweifel.«
    »Jemand muß sie dazu gezwungen haben.«
    »Warum?« fragte er. »Zu welchem Zweck? Wenn Vaters Leute Sie überrascht hätten, wären Sie beide erledigt gewesen. Das muß Ihnen klar sein.«
    »Es muß mehr daran sein«, sagte ich grübelnd. »Irgendwas stimmt nicht. Avalon wäre nicht davongelaufen, ohne etwas zu sagen. Da ist was faul.«
    »Eines Tages wird sie bestimmt auftauchen«, sagte er. »Mit einem Gewicht beschwert im Fluß. Ausgeweidet.«
    »Reden Sie nicht so«, sagte ich in ruhigem Ton; aber er war hinreichend eingeschüchtert, daß er augenblicklich verstummte und die Augen schloß, als fürchtete er, ich würde wieder zuschlagen. »Wessen Leute waren hinter uns her?«
    »Seine«, sagte Mister Dryden. »Aus der Stadtmitte. Sie führten sie an der Nase herum, hörte ich. Doppelt verdrahtet und dreimal lebendig. Zwanzig außer Gefecht gesetzt, steht im Ausdruck.«
    »Sagen wir, daß sie uns verfolgten. Ich weiß nicht, wie, aber sagen wir, daß sie uns auf die Spur kamen, Avalon fingen, mich liegen ließen, mir aber diese Botschaft zu lesen geben wollten. Also zwangen sie Avalon, die Karte zu schreiben.«
    »Wozu?«
    »Wenn er Sie verdächtigt, dahinterzustecken …«
    »Ich überzeugte ihn«, sagte er.
    »Sind Sie sicher?«
    Er umfaßte seine Knie fester. »Nein. Nicht mehr.«
    »Dann ist es das, was er getan hat. Sie wußten, daß ich Verbindung aufnehmen würde, sobald ich die Botschaft gefunden hätte, genauso wie sie vorschrieb. Dann rechneten sie, daß Sie mich entweder erledigen lassen würden …«
    »Wie versucht …«
    »Oder daß ich hier heraufkommen und Sie erledigen würde, in der Annahme, Sie hätten Avalon entführt.«
    »Und dann?«
    »Und dann würde er später denjenigen

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