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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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wollte weiterkommen, Luther. Und ich schaffte es. Wenn es auf eine Weise nicht geht, versucht man es auf eine andere. Das ist alles.« Er blickte uhrwärts und sah, daß es mittlerweile neun Uhr fünfzehn war. »Scheiße!«
    »Meinen Sie, daß er noch mal auftreten wird?« fragte ich.
    »Hätte mir denken können, daß heute der eine Abend ist, an dem er es nicht tut.«
    »Doc«, sagte Jess, den Blick fensterwärts, während er die Theke mit einem bedruckten Lappen wischte, »erwartest du Besuch?«
    »Wieso?« fragte Doc, wandte sich auf dem Hocker um. Jenseits des spiegelbildlichen Neonschriftzuges im Fenster, innerhalb des Schattens der gewölbten Markise, kreiste blinkend rotes Licht. »Oh, verflucht!«
    »Für uns?« fragte ich.
    »Höchstwahrscheinlich.« Die Tür schwang auf; herein schlenderte ein Herr, der einen Spazierstock herumwirbelte und hinter sich blickte, um zu sehen, ob er Gegenstand berufsmäßigen Interesses sei.
    »Wer hat die FBI-Leute gerufen?« fragte er.
    »Wie meinst du das, Theodore?« fragte Jess zurück. »Wer ist draußen?«
    »Zwei weiße Männer in dunklen Anzügen«, sagte er. »Scheinen in Amtsgeschäften unterwegs zu sein. Desgleichen zwei farbige Herren vom heimischen Revier. Alle sprangen gerade aus dem Streifenwagen und gingen ins Haus. Gib mir einen Cocktail, Jess. Das Übliche.«
    Doc stand auf. »Wir müssen von hier verschwinden. Wenn sie in die Wohnung gegangen sind …«
    Jake war schon unterwegs zum Ausgang. »Nein, Jake. Hinten hinaus. Folgen Sie mir!«
    Mit schnell mobilisierter Beiläufigkeit bewegten wir uns zum rückwärtigen Ausgang des Clubs, durch einen Vorhang, und waren in stockdunkler Finsternis.
    »Er hat wieder die Birne durchbrennen lassen«, murmelte Doc. Schwacher Lichtschein aus einer offenen Tür in der Mitte des Korridors half uns weiter. In dem beleuchteten Raum sah ich Vernon vor einem hochgewachsenen, mageren Mann in einem Winkel stehen, als ginge es um Bestrafung. Sein Gesicht war von uns abgewandt. Auf einer Frisierkommode lag eine zerkratzte spanische Gitarre.
    »Das ist normal«, sagte Vernon zu ihm. »Jeder ist mal schüchtern. Du wirst fein herauskommen.«
    »Nicht vor diesen Leuten«, sagte der Mann, kratzte sich das Gesicht mit langen, schlanken Fingern.
    »Wenn du erst in Fahrt kommst, spielt das keine Rolle mehr. Komm schon, Bob!«
    Wir gingen weiter; ich mußte Jake mitziehen. »Luther«, sagte er, »das war er!«
    »Er wird wieder spielen, Jake«, sagte ich in einfältigem Ermunterungsversuch. »Wir müssen weg. Diese Leute können nur auf Mals Ersuchen gekommen sein. Nicht abzuschätzen, was erzählt worden ist. Mach dich auf alles gefaßt.«
    »Verpaßte Gelegenheiten kommen nie wieder«, sagte Jake, die Stimme tiefer als gewöhnlich. »Mein Werkzeug würde helfen.«
    »Wir werden erlangen«, sagte ich. »Wenn möglich.« Vor uns, am Ende der Dunkelheit, glomm ein rotes Zeichen AUSGANG, kennzeichnete unseren Weg. Bevor Doc die Tür öffnete, hielt er inne. Sein rotübergossenes Gesicht brachte uns zum Stehen.
    »Bleiben Sie still!« sagte er. »Wir kommen genau unter dem Küchenfenster auf den Hof hinaus. Wenn es offen ist, können wir vielleicht hören, was vorgeht. Uns was einfallen lassen.« Mit sanfter Hand öffnete er die Tür; wir wiegten uns auf Zehenspitzen in den Betongarten. Küchenlicht, gelb durch vorgezogene Gardinen, schien herab; da die Vorhänge nicht zugezogen waren, hätten wir gut hineinsehen können, wären wir drei Meter hoch gewesen. Zur Rechten der Küche zeigten sich leere Mauern und zwei dunkle Fenster.
    »Wohin führen die?« fragte ich.
    »Hinterzimmer von meiner Praxis«, flüsterte Doc. »Anscheinend sind sie dort noch nicht gewesen.«
    »Dann sollten wir«, sagte Jake. »Meine Ausrüstung ist erforderlich. Was ist belauschbar?« Wir zogen Stille um uns, besser zu hören; zwei Männer, vielleicht drei, sprachen abwechselnd; von jedem fingen wir Gemurmel und Bruchstücke von Worten auf.
    »… kennen jemand anders … machen es viel … rechtzeitig …«
    Die Hochbahn zermalmte alle Geräusche unter ihren Rädern, bis sie sich stadtauswärts entfernte. Jake kreuzte den Hof, erreichte die Fenster ohne Geräusch; wir folgten, leise, aber nicht so leise. »Verriegelt?« fragte er und zog einen dünnen, flexiblen Metallstab aus dem Jackenfutter.
    »Ja«, sagte Doc. Jake schob sein Werkzeug zwischen die Schiebefenster, rüttelte ein wenig, bis es schnappte; schob leise das untere Fenster hoch, und zog sich

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