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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Womack
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Kies knirschte unter unseren Füßen, Insekten übersättigten unsere Ohren mit ihrem Gesumm.
    »Jemandes Haus«, sagte sie. »Große alte Landsitze wie dieser stehen hier draußen die ganze Küste entlang. Wenige sind noch bewohnt, aber die meisten sind entweder verkauft worden, oder die Eigentümer können sich den Unterhalt nicht mehr leisten und lassen sie einfach verfallen.«
    »Keine Polizeistreifen?« fragte ich.
    »Seit wir hier herauskommen, habe ich nie einen Wachmann oder Polizisten gesehen. Würde kein Polizist mehr in der Stadt sein, wenn sie all diese Häuser im Auge behalten müßten.« Wir erstiegen die Stufen zu einer überdachten Veranda, die um das Haus führte, achteten auf unsere Tritte, um Löcher und schwache Stellen zu vermeiden. »Die Türen sind auch nie zugesperrt«, sagte sie und stieß eine mit der Schulter auf. »Hier draußen auf dem Land braucht man sich nicht wegen Einbrechern zu sorgen. Kommen Sie herein!«
    Wir gingen in eine zweigeschossige Eingangshalle; meine Wohnung hätte zweimal darin Platz gefunden. Vom Erdgeschoß führte eine geschwungene Treppe, deren Geländer nach außen lehnte, zum Obergeschoß; im Schwarzweißlicht der Nacht glich die Szene einem Bühnenbild für den Tänzer Fred Astaire. Seewind wehte durch zerbrochene Fenster und kühlte das Haus, brachte Brandungsrauschen mit sich. Über den verzogenen Holzvertäfelungen zeigten sich schimmelfleckige Wände. Was an Mobiliar geblieben war, verbarg sich hinter geisterhaften Laken. Mäuse raschelten im herumliegenden Unrat.
    »Bei Tageslicht sieht es besser aus«, sagte sie, überquerte den mit herabgefallenem Putz bestreuten Boden, glitt durch Licht und Schatten. »Norman und ich, wir schliefen immer auf dieser großen alten Couch im Wohnzimmer. Da können die beiden Turteltauben schlafen, nicht wahr?« Sie verstummte eine kleine Weile, das Gesicht ungesehen im Dunkeln. »Ich werde in der Bibliothek ein paar Sessel zusammenschieben. Und draußen auf der Veranda steht ein Rollbett, auf dem Sie schlafen können, Luther. Wir sollten uns alle hinlegen und eine Mütze voll Schlaf nehmen. Die Sonne wird uns wecken, wenn sie aufgeht, und wenn wir nicht ein bißchen ausgeruht sind, werden wir uns am Morgen noch nutzloser fühlen als jetzt.«
    Ich warf die Zeitungen bodenwärts, bedauerte es sofort, als ich in der aufgewirbelten Staubwolke hustete. Alle begaben sich zu ihren Schlafstätten; Oktobrjana war still geworden, seit wir die Ausstellung gesehen hatten; ob etwas daran war, was ihre Gedanken beschäftigte, oder ob es ihr zu schwierig geworden war, zu sprechen, und das, was sie sagte, gleichzeitig mit ihren Gedanken in Verbindung zu bringen, konnte ich nicht sagen. Die rauschenden Schläge der Brandung durchdrangen die zur See offene Veranda mit beruhigendem Rhythmus.
    »Jake«, rief ich ins Wohnzimmer. »Hat er sich bewegt?«
    Eine Pause. »Nein.« Ich hörte den Deckel des Aufspürgerätes zuschnappen, als er es wieder einsteckte. Mit Rollbett meinte Wanda offensichtlich eine Sonnenliege mit zwei Rädern statt Beinen am Fußende, die in der Brise mitten auf der Veranda stand. Ich zog den staubigen, klammen Bezug ab und fand eine schimmlige, aber schlafbare Matratze darunter, setzte mich auf den Metallrahmen und sah mich um. Der Mondschein machte alles in dem offenen, fast leeren Raum sichtbar. In der Nähe lag eine Bibel am Boden; ich hob sie auf, hielt sie ins Licht und blätterte flüchtig in den feuchten Seiten, auf der Suche nach einer beruhigenden Stelle fand ich statt ihrer: Denn die Söhne des Lichts zogen in den Kampf gegen die Söhne der Finsternis, die das Heer des Belial genannt werden, und gegen die Scharen von Edom und Moab … – dies war nicht die Bibel, an die ich mich aus meiner Jugend erinnerte. Im Inhaltsverzeichnis las ich die Namen der Bücher des nun angezweifelten Neuen Testaments: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, Thomas, die Taten der Apostel, die Lehre der Wahrheit, die Hymne des Lichts. Der Titel erklärte, daß es sich um die Heilige Bibel der erlösten Kirche der Albigenser handelte. Beim Auspacken eines weiteren Geschenks hatte ich nur einen weiteren Leichnam gefunden. Nach allzu vielen Überraschungen, wo ich sie am wenigsten erwartet, geschweige denn gewünscht hatte, streckte ich mich aus, fühlte die Schmerzen in meinem Kopf, meinen Rippen, meinem Herzen; fühlte Schmerz, wo immer Doc auftrat. Kaum hatte ich mich niedergelegt, war ich schon eingeschlafen.
    Der Morgen liebkoste mich

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