Ambler by Ambler
Eigennamen verändert worden waren. Es gab auch ein paar Umstellungen und Weglassungen. Das meiste war direkt kopiert.
Da ich den Mann gut leiden konnte und verdutzt war, ging ich mit dem Problem zu John Green von Curtis Brown. Er las ein paar Seiten und sagte dann: »Oh Gott, ich seh lieber mal nach.« Mein Bekannter war meiner Empfehlung gefolgt und hatte das Typoskript seines neuesten Romans an Curtis Brown geschickt. Es lag gerade bei einem Lektor. Zwei Tage später teilte John mir mit, daß der neue Roman von Anlaß zur Unruhe abgeschrieben sei, und zwar durchgängig, und nur einen neuen Titel bekommen habe. Er könne veranlassen, daß dieser Sache ein Riegel vorgeschoben werde, aber wegen des bereits veröffentlichten Plagiats müsse man Hodder and Stoughton alarmieren. Hodder reagierte prompt und diskret. Glücklicherweise handelte es sich bei dem anderen Verlag um einsichtige Leute. Sie riefen umgehend sämtliche Exemplare des anstoßerregenden Buches zurück.
Sein Verfasser war, in der Uniform eines Leutnants der Königlichen Artillerie mit blankgeputzten Knöpfen und Lederkoppel mit Schulterriemen, einer der ersten Offiziere, denen ich im Kraftfahrerausbildungsregiment in Blackpool begegnete. Er war Offizier in der Territorialarmee gewesen und befehligte nun eine Gruppe von Ausbildern.
Er war sehr, nein schrecklich erfreut, mich wiederzusehen. Er war ein freundlicher Mann. Wenn er als Offizier vom Dienst in der Wachstube saß und sich langweilte, pflegte er mich kommen zu lassen. Dann plauderten wir über die alten Zeiten, über die Tage in der Werbebranche.
Die Artillerie teilte sich Blackpool mit der Luftwaffe, deren Ausbildungscamp sich nördlich des Flugplatzes befand. Wir waren südlich davon in einer Reihe von Seitenstraßen in Privatunterkünften und Pensionen einquartiert. Die Artilleristen der B-Einheit nahmen eine ganze Straßenseite in Beschlag, sieben oder acht Mann pro Haus. Die Besitzerin des Hauses, in dem ich untergekommen war, erlaubte uns, warmes Wasser zum Rasieren aus der Küche zu holen, wo sie auch ein reichhaltiges Frühstück für uns bereitete. Den Wirtinnen waren natürlich unsere Lebensmittelmarken ausgehändigt worden. Ihre Männer halfen gelegentlich beim Abwasch, aber nicht oft. Wir sind mit unserer Wirtin, einer Witwe, prima ausgekommen.
Obwohl wir es damals nicht wußten, kam den Kraftfahrerausbildungseinheiten einige Bedeutung zu. Großbritannien war im Jahre 1939 noch immer eine Nation, in der hauptsächlich öffentliche Verkehrsmittel benutzt wurden. Und in allen drei Waffengattungen bestand ein ernsthafter Mangel an tüchtigen Fahrern. Für eine Armee, die auf Technisierung setzte und motorisierte Divisionen aufzustellen gedachte, war es ein akuter Mangel.
Sinn und Zweck der Kraftfahrerausbildungseinheit war nicht die Erteilung von Fahrunterricht, sondern solchen Leuten, die bereits fahren und Lastwagen und andere Transportfahrzeuge warten konnten, eine militärische Grundausbildung zu geben. Daneben sollten sie Kartenlesen und den Umgang mit schriftlichen Befehlen lernen. Auch sollten sie zumindest einige der Lastwagen, Lieferwagen und Lafettenfahrzeuge kennenlernen, denen sie später in den Artillerieeinheiten begegnen würden. Ein paar Mann sollten auch zu Motorradfahrern ausgebildet werden, die in der Lage wären, Militärkonvois zu begleiten und als Kradmelder Verbindung mit beweglichen Feldeinheiten zu halten.
Es hätte klappen müssen. Zum Teil hat es auch geklappt. Nach drei Monaten konnten die meisten von uns anständig marschieren, salutieren, einfache Exerzierkommandos ausführen (unser Exerzierplatz war der South Pier) und die Planen reinigen. Einige konnte die Zahlzeichen einer Legende übersetzen und die Karte so ausrichten, daß wir sofort zu dem gesuchten Ort fanden. Einige wenige, nicht unbedingt dieselben, konnten eine Lafette fahren und wußten, wie man die Winde bediente. Ein oder zwei waren imstande, die Gangschaltung eines Guy-Eintonners mittels gekonntem Zwischengasgeben relativ leise zu bedienen. Nur sehr wenige konnten sich in ein unbekanntes Lastwagenmodell setzen und auf Anhieb gut damit umgehen. Diese Leute wurden selten als Fahrer eingesetzt, sondern meistens zu Mechanikern ausgebildet. Die Fahrer, die von unserem Ausbildungsregiment zu den Artillerieeinheiten, die gute und wendige Fahrer brauchten, versetzt wurden, galten bei den Transportoffizieren oft als unfähig. Da der Nachschub an erfahrenen Berufskraftfahrern ständig abnahm,
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