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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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verschlechterte sich die Lage natürlich.
    Am schlimmsten in unserem Haufen waren, ich muß es leider sagen, die Londoner Taxichauffeure. Ich sage leider, weil die meisten von ihnen angenehme Zeitgenossen waren und man in der Unterkunft gut mit ihnen auskam. Das Problem war, daß sich die spezielle Fertigkeit, die zum Fahren eines Londoner Taxis der damaligen Zeit benötigt wurde, auf andere Automodelle anscheinend nicht übertragen ließ. Ohne ihre Taxis verloren diese Männer offenbar ihr Gefühl für die Straße. Es war ja nicht bloß so, daß die Armeefahrzeuge einen viel größeren Wendekreis hatten, daß man in engen Straßen also nicht wenden konnte. Überhaupt alles wurde schwierig. Sie waren anscheinend unfähig, sich umzustellen. Bert, ein erfahrener Lastwagenfahrer, der mit mir einquartiert war, führte es auf Sturheit zurück.
    »Sie wollen es einfach nicht richtig machen«, sagte er. »Sie stellen sich an wie die letzten Trottel. Sie sollten lieber aufpassen, sonst werden sie noch zu den mg -Schützen versetzt!«
    Irgendwie verstand ich ihn. Ein Guy-Eintonner war ein schreckliches Vehikel mit arthritischer Lenkung und dem knirschendsten Getriebe auf der ganzen Welt. Es lud einen geradezu ein, den Trottel zu mimen, wenn man dadurch erreichte, das Ding nicht fahren zu müssen. Andererseits hätte ich Bert daran erinnern können, daß er, als er vom Unteroffizier vom Dienst das erste Mal aufgefordert wurde, einen Bedford zu fahren, seine Lippen skeptisch gespitzt und gesagt hatte, daß er sich mit Bedfords nicht auskenne. Er sei an Commers gewöhnt. Der Unteroffizier hatte erwidert, er solle keine Mätzchen machen, sondern sich in Bewegung setzen, was Bert dann auch getan hatte. Aber er hatte natürlich sein ganzes Können aufgeboten, im Gegensatz zu den Taxifahrern, die den Motor dauernd abwürgten und beim Linksabbiegen so weit ausscherten, als zögen sie, wie Bert meinte, eine meilenlange Anhängerkette hinterher. Bert war stolz auf seine Arbeit. Merkwürdigerweise hielt er sich immer für viel älter als er wirklich war.
    »Eigentlich hab ich hier nichts verloren«, meinte er eines Tages, »ein Mann in meinem Alter, mit Frau und Kindern, es ist ja lächerlich.« Daß er, wie sich bei einer raschen Umfrage ergab, der Jüngste von uns acht war, ließ ihn unbeeindruckt. »Ich habe Verpflichtungen«, sagte er.
    Seine Angst, zu den » mg -Schützen« versetzt zu werden, und die Kommißsprüche, die er andauernd von sich gab – Melde dich nie freiwillig / Einem Offizier sieht man nicht in die Augen / Blödsinn verwirrt den Verstand – hatte er offensichtlich schon als Kind gelernt. Aber auch seine eigenen Sprüche konnte er erfinden, wenn er es für angebracht hielt.
    Als ich zur Motorradabteilung versetzt werden sollte, fing Bert sofort an, mich zu warnen.
    »Weißt du, was du da gemacht hast, Mensch? In den Club der Selbstmörder bist du eingetreten! Weißt du nicht, daß sich die mg -Schützen immer zuerst die Motorradfahrer aufs Korn nehmen?«
    »Du meinst, als mg -Schütze ist man sicherer?«
    »Was heißt hier sicher. Wenn es dir nichts ausmacht, die meistgehaßte Figur auf dem Schlachtfeld zu sein, wenn es dir nichts ausmacht, von Tieffliegern angegriffen und beschossen zu werden, bis du ein für allemal erledigt bist, dann ist es absolut sicher. Daß ich nicht lache! Sicher bist du nirgendwo. Es ist überall verdammt gefährlich. Genau deshalb soll man sich ja nicht freiwillig melden!«
    »Ich habe mich nicht freiwillig gemeldet, ich wurde ausgesucht.«
    Er wußte, daß es eine Ausrede war, und ließ mit einem verächtlichen Schnauben von dem Thema ab. Jeder wußte, daß Motorradfahren gefährlicher war als Autofahren und daß man dafür nicht ausgesucht wurde, wenn man es nur richtig anstellte. Ich konnte nur dumm gewesen sein.
    Sergeant Easton, der ehemalige Stuntman, der die Motorradabteilung befehligte, war klein und dürr und sprühte vor Energie. Beim Gehen flatterte seine Hose, und wenn ein kräftiger Wind blies, sah er aus wie eine Vogelscheuche. Er strahlte Enthusiasmus aus und hatte etwas ganz Eigenes an sich. Wenn er frisches Blut brauchte, pflegte er sich an die Mannschaften zu wenden und jeden einzeln zu fragen, ob er Motorrad fahren könne. Als er mich ansprach, hatte ich es langsam satt, auf der Straße nach Southport das Lastwagenfahren zu üben. Also sagte ich, daß ich Motorrad fahren könne.
    Das war von der Wahrheit ein gutes Stück entfernt. Als Sims und ich von der Schule

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