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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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mit Volldampf. Am Arts Theatre fanden gerade die Proben zu Peters erstem Stück (House of Regrets) statt, aber er widerstand der Versuchung, allzuviel Zeit dort zu verbringen. Die Atelieraufnahmen für Der Weg vor uns sollten in Denham stattfinden, und schon bald hatten wir uns in dem Büro dort einquartiert, das seit Leslie Howards Tod verwaist war. Peter sollte in unserem Film eine wichtige Rolle als Schauspieler übernehmen, und er bereitete sich intensiv vor. Bald würde ich wieder zur echten Armee zurückkehren müssen.
    Unterdessen lernte ich mehr über das Filmemachen, das meiste von Carol. Er hatte nie Pudowkin gelesen, und die einzigen Techniker, die er wirklich gut leiden konnte, waren die Filmarchitekten. In den großen Tagen der Mitchell-Kamera und des Schwarzweißfilms konnten erstklassige Chefkameramänner Primadonnen sein, die mit der Zeit oft unglaublich großzügig umgingen. Die Beleuchtung einer Szene, die vom fahrenden Kamerawagen aus gedreht wurde, konnte Stunden dauern. Carol arbeitete so wenig wie möglich mit Kamerafahrten. Er zog es vor, mit statischer Kamera zu arbeiten und die Schauspieler schleifenförmig auf die Kamera zugehen zu lassen, so daß der entscheidende Moment der Szene in Großaufnahme gefilmt werden konnte.
    Manchmal schrieb ich den Dialog um, damit Gesprochenes und Bewegungen besser übereinstimmten. Carol war in die Schauspieler vernarrt, und die meisten Schauspieler waren in ihn vernarrt. Er sprach mit spitzer Zunge über die Selbstherrlichkeit der Filmbosse. »Weiß alles und kann nichts«, lautete sein Urteil über einen inkompetenten Wichtigtuer. Die einzigen Bosse, die er nach eigener Aussage fürchtete, waren die Autokraten, denen er in seiner Zeit als Berufsanfänger begegnet war: der Intendant Basil Dean und Ted Black, der Chef der Gainsborough Studios. Er hatte großen Respekt vor Hollywood – »Gefühle, um nichts anderes geht es beim Film!« –, und der amerikanische Regisseur, den er am meisten bewunderte, war William Wyler. Bei einem Billy Wilder oder einem Fred Zinnemann fühlte er sich weniger wohl.* Ich habe nie erfahren, was er von David Lean gehalten hat. Ich sah sie einmal in den Pinewood Studios miteinander sprechen. David wirkte pennälerhaft und beflissen, wie ein neuer Präfekt mit dem Rektor. Carol sah wachsam aus, er guckte sich immerfort um, als fürchtete er, Ted Black könne sie beobachten. Es war bekannt, daß David Lean das Budget überziehen konnte, ohne mit der Wimper zu zucken. So etwas kam bei Carol nur ganz selten vor. Ihm konnte, abgesehen von schlechtem Wetter, beim Filmen nur ein Mißgeschick passieren, das ihn außer Gefecht setzte, und das war, wenn er es mit einem theoretisierenden Schauspieler zu tun hatte.
    In den Denham Studios wurde nicht nur Der Weg vor uns gedreht, sondern auch ein Film mit dem Titel Hotel Reserve , und zwar von einem rko -Produzenten, der Berufsanfänger war und keinerlei angeborenes Talent besaß. Unglücklicherweise handelte es sich bei dem Drehbuch um eine Bearbeitung von Nachruf auf einen Spion , dessen Filmrechte ich an Ealing Studios verkauft hatte. Ealing hatte sie an rko weiterverkauft. Hauptdarsteller war James Mason, der sich mit Filmen wie Der letzte Schleier und Carol Reeds Ausgestoßen einen Namen machen sollte.
    Obwohl ich später ein Freund und Nachbar von James Mason war, konnte er von Hotel Reserve nie ohne ein Schaudern sprechen. In seiner Autobiographie und in seinem Buch über sein Filmschaffen hat er sogar versucht, es ganz zu unterschlagen. Es ist ihm auch fast gelungen. Ich konnte seinen Unwillen gut verstehen. Der Film hatte ein drittklassiges Drehbuch, war schwach in der Ausstattung und hatte einen ungeeigneten Regisseur.
    Autor des Drehbuchs war John Davenport, jener reizende John Davenport, der später die Feuilletonseiten des ›Observer‹ mit seinem Namen schmückte. Das Drehbuch habe er, wie er mir in Denham nachdrücklich versicherte, einzig und allein des Geldes wegen geschrieben. Er habe als Drehbuchautor in Hollywood gearbeitet, sei mit den formalen Fragen also vertraut. William Faulkner, der Romancier, der dort eine Menge Drehbücher bearbeitet hätte, habe ihm ein Geheimnis verraten: schreib fünf Seiten pro Tag, nicht mehr, dann glauben alle, daß du arbeitest. Es wäre vielleicht besser, wenn ich das Drehbuch nicht läse. Ich würde mich bloß aufregen. James Mason hätte ja in Cambridge studiert und sei überhaupt sehr kultiviert. Vielleicht könne er ja etwas daraus

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