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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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die leichte Schulter.
    Wir schrieben ein dickes Drehbuch und sprachen sogar schon mit Offizieren des Küstenkommandos vi über Außenaufnahmen, als alles plötzlich abgeblasen wurde.
    Zuerst hieß es, der Film könne nicht gedreht werden, weil keine Landungsboote zur Verfügung stünden. Nicht ein einziges? Nicht ein einziges. Dann wurden die Verluste bei dem Überfall auf Dieppe als Begründung angeführt. Noch später sickerte durch, daß bei Dieppe Fehler gemacht worden seien. Man sprach von Stümperei und davon, daß die Taktik überdacht werden müsse. Unser Drehbuch, das ohnehin geheim war, sollte vertuscht und begraben werden. Als einziger von uns hat ihm wohl Thorold noch ein wenig nachgetrauert. Wir wurden allesamt nach London zurückgeschickt.
    Unsere vorzeitige Rückkehr aus Troon stellte den Armeefilmdienst (sowohl das Direktorat in der Curzon Street als auch das Studio draußen in Wembley) vor ein Problem, und es hieß, wir sollten zu unseren jeweiligen Einheiten zurückgeschickt werden. In Carols Fall hätte das zu einer mißlichen Situation geführt. Seine Einheit war der Armeefilmdienst, und als Hauptmann hätte er die seinem Rang entsprechenden Aufgaben wahrnehmen müssen. Von irgendeinem Witzbold wurde er auch tatsächlich einmal für vierundzwanzig Stunden als Ordonnanzoffizier eingeteilt. Carol begab sich höchst würdevoll ins Studio, inspizierte die angetretene Wache, meinte, daß ja alles ganz ordentlich einstudiert sei, und erkundigte sich, was die Jungs zu seiner Belustigung sonst noch auf Lager hätten. Damit ließ man es dann bewenden. Keiner der uniformierten Techniker wollte sich Carol Reed wirklich zum Feind machen. Der Scherz wurde nicht wiederholt.
    Das Problem, was mit unserem Filmteam zu geschehen habe, wurde schließlich, vielleicht sogar passenderweise, von einer Gruppe von Psychiatern gelöst.
    dak hatte zwei Aufgaben. Zum einen war er verantwortlich dafür, daß Spiel- und Lehrfilme an britische Kasernen und Camps in der ganzen Welt vertrieben und dort aufgeführt wurden, und zum anderen hatte er die Lehrfilme zu produzieren. Die Initiative zur Produktion der jeweiligen Filme lag jedoch nicht bei ihm (und konnte es auch nicht). Forderte z. B. ein Mitglied des Direktoriums für das Militärunterrichtswesen oder des Ausbildungsamts der Armee oder der Generaladjutantur einen Lehrfilm über ein genau definiertes Thema an, dann mußte es einen technischen Berater beibringen, worauf ein dak -Mitarbeiter unter Berücksichtigung möglicher themabedingter Komplikationen ein Drehbuch in Auftrag geben würde, entweder beim aks selbst oder bei einem zivilen Dokumentarfilmregisseur, und die Herstellung des Films überwachen würde. Zivile Produktionsfirmen wollten natürlich etwas dabei verdienen. In Wembley zu produzieren kam meistens billiger. Das aks war im ehemaligen Fox-British-Studio untergebracht, in dem auf Veranlassung von Thorold Dickinson weitere Schneideräume und verbesserte Lagerräume eingerichtet worden waren. Mit professionellen Drehbuchautoren wie Jack House, Chef kameramännern wie Freddie Young und Regisseuren vom Kaliber eines Reggie Mills, die alle mit Leutnantsgehalt zur Verfügung standen, konnte das aks ohne großen finanziellen Aufwand hervorragende Filme herstellen.
    Der militärpsychiatrische Dienst bat um einen kurzen, aber wirklich gutgemachten Film. Er werde, so hieß es, für einen ungewöhnlichen militärischen Zweck benötigt. Der Chef, General J. R. Rees, sei zwar mit dem Fall Rudolf Hess noch beschäftigt, habe das Projekt aber abgesegnet. Unsere Gesprächspartner waren zwei seiner Stellvertreter, Ronald Hargreeves und Tommy Wilson, die beide im Zivilleben Psychiater waren und nun als Oberstleutnants im Heeressanitätskorps dienten. Ihre Aufgabe bestand darin, sich um die Moral der Soldaten zu kümmern.
    Mitte 1942 war zwischen den jüngst eingezogenen Rekruten und denen der ersten beiden Jahre schon ein recht großer Unterschied festzustellen. Ältere und ganz Junge trafen aufeinander, viele von ihnen hatten in ihren Lebensbereichen zwei Jahre Krieg mitbekommen, hatten manchmal erlebt, was Sprengstoff anrichten kann, und fanden, daß es langsam reichte. Einige hatten sich in zurückgestellten Berufen »sicher« gefühlt und empfanden die Änderung der Bestimmungen als Betrug. Andere hatten, oftmals kriegsbedingte, Familienprobleme, die sie nicht einfach vergessen konnten. Die allgemeine Stimmung unter den Rekruten wurde immer mehr von Fatalismus und

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