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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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wollen, einem Fenster etwa oder einem Gewehr, dann machen Sie einen Schwenk, ja? Ansonsten nehmen Sie eine neue Einstellung. Das ist eine Faustregel. Verstanden? Und unter welchen Umständen ist es wohl notwendig, diese besondere Beziehung zu verdeutlichen? Höchstwahrscheinlich zu Beginn einer Szene, stimmt’s?«
    »Zu Beginn einer Szene baut man also seine Kamera auf und stellt sie ein, ja?«
    »Nicht ganz, nicht ganz.«
    Und so weiter, Nacht für Nacht. Bei einem seiner Biographen hat John sich einmal beklagt, ich hätte nachts geschnarcht. Gut möglich, daß ich geschnarcht habe.
    Auf wundersame Weise gelang es Jules Buck dann doch, einen Jeep für uns aufzutreiben. Das bedeutete, daß wir immerhin nach dem Stoff Ausschau halten konnten, den wir filmen wollten. Wir fanden allerdings nicht ganz das, was wir suchten.
    Unser erster Freund draußen im Feld war der cic -Chef von Venafro. Er hatte Der Malteser Falke gesehen und Die Maske des Dimitrios gelesen. Wir hatten also Glück. Venafro lag in der Nähe eines Korpsstabes und war durch eine Bergkette von den schweren Kämpfen getrennt. Umkämpft waren die Stadt San Pietro und die Ausläufer der Liri-Ebene vor Cassino.
    Äußerlich war Venafro nicht sehr zerstört, und es gab dort noch immer eine recht große Zivilbevölkerung. Sie hatte sich mit den deutschen Besatzungstruppen arrangieren müssen. Nun arrangierte sie sich mit den alliierten Besatzungstruppen. Eigentlich war es genau der Ort, um allen zu zeigen, wieviel besser wir doch seien oder in Zukunft sein würden. Natürlich war das in der ersten Phase des Feldzuges, und nicht jeder trachtete nach Herzen und Seelen. Tagtäglich erfuhr man neue Stories über spontane Schwarzmarktkumpaneien zwischen der undurchsichtigen Sorte, die für amgot (Alliierte Militärregierung in den besetzten Gebieten) arbeitete, und den wieder in Amt und Würde eingesetzten faschistischen Bonzen ( amgot mit uns war eine geläufige Anspielung).
    »Wir haben immer jede Menge Ärger«, berichtete uns der cic -Mann, »aber was wir hier brauchen, ist jemand, der sich mit der Kanalisation auskennt. Er war ein prominenter Faschist? Und wenn schon. In den großen Städten ist es noch schlimmer. Der Schwarzmarkt funktioniert reibungslos. Die Militärpolizeistreife hält einen Zivilisten mit Auto an und will seine Benzinkarte sehen. Er zeigt seine deutsche. Oh, falsche Tasche! Dann zeigt er ihnen die amgot -Karte. Was sollen sie machen? Wenn sie den Mistkerl festnehmen, holt ihn amgot noch am selben Tag raus, binnen Stunden. Gebt mir einen Antifaschisten, der sich mit der Kanalisation auskennt.«
    Wir saßen in seinem Dienstzimmer, das in einem Gebäude am Marktplatz untergebracht war. Während er gesprochen hatte, war von der Straße her der Streit zwischen einer Frau und einem Mann zu hören gewesen. Nun platzte der Streit plötzlich ins Zimmer, und der italienische Polizist an der Tür konnte die Frau nicht aufhalten, die sich unter Zeter und Mordio und ihren Schuh schwingend in das Büro vorkämpfte.
    Nachdem wieder Ruhe eingekehrt war, trug ein Dolmetscher dem Polizisten auf, er solle den amerikanischen Soldaten, dem ihr Geschrei galt, hereinrufen. Unterdessen hatte der cic -Mann die Frau aufgefordert, Platz zu nehmen. Sie setzte sich mißtrauisch hin, den Schuh noch immer in der Hand. Es war ein Modell mit Keilabsatz und Plateausohle, das wie ein modisch gestalteter Clog aussah und in jener Gegend Italiens damals sehr verbreitet war.
    »Sie behauptet«, sagte der Dolmetscher, »sie sei von dem gi angesprochen worden, vor dem Haus ihrer Familie und bei Tageslicht, vor knapp fünfzehn Minuten. Dann habe er versucht, sie daran zu hindern, sich hier zu beschweren. Sie habe mit ihrem Schuh auf ihn eingeschlagen. Sie ist eine ehrbare Frau. Sie verlangt, daß er streng bestraft wird.« Ruhig fügte er hinzu: »Ich kenne die Dame.«
    Der Polizist kam zurück und führte den beschuldigten gi herein. Kein Zweifel, er war’s. Er hatte einen Schlag mit dem Schuh abbekommen, aus seiner Stirnwunde sickerte noch immer das Blut.
    »Herrje«, sagte er klagend.
    Das war der informelle Teil. Dann wurden seine Personalien aufgenommen und seine Papiere überprüft. Er war einfacher Soldat bei der Artillerie und hatte einen Urlaubsschein für vierundzwanzig Stunden in der Tasche. Ein Kumpel habe ihm die Adresse da gegeben, falls er mal eine Frau brauche. Er sei zu dem besagten Ort gegangen, habe sich nach dem Preis erkundigt, woraufhin diese Frau

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