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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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die Verfilmungen von Die Maske des Dimitrios und Die Angst reist mit vorzuführen.
    Hinter der Verfilmung von Die Angst reist mit hatte Orson Welles gestanden, und er hatte auch eine Rolle übernommen, aber weder das Drehbuch geschrieben noch Regie geführt. Ich hatte Citizen Kane bewundert und gehofft, daß einer meiner Thriller stilistisch und technisch ähnlich gut verfilmt werde. Ich war enttäuscht, aber nicht schrecklich überrascht, denn ich wußte ein wenig über die Hintergründe der Produktion. Welles hatte sich während der Dreharbeiten mit dem Produzenten herumgestritten. Die Aufnahmen hatten mit einem unvollständigen Drehbuch begonnen. Am ersten Tag war ein Tontechniker von einem hohen Gerüst gefallen und dabei tödlich verunglückt. Und noch andere Wolken hatten über dem Film gehangen. Schließlich hatte der rko die Geduld verloren, Welles den Film weggenommen und ihn selbst montiert. Das Resultat war entsetzlich. Streckenweise konnte ich der Handlung nur mit Mühe folgen. Es gab ein paar schauspielerisch geglückte Szenen, aber das war auch alles.
    Ich war erstaunt gewesen, als Warners die Filmrechte zu Dimitrios gekauft hatten, und hatte geglaubt, daß sie sich außerstande sehen würden, den Roman zu verfilmen. John Huston, der Hiobsbotschaften immer gelassen hinnahm, hatte mir auf unserem Weg nach Italien alle Illusionen genommen. Er hatte vor seiner Abreise aus Hollywood einen Rohschnitt des Films gesehen.
    »Raten Sie mal, wie’s anfängt«, sagte er und ließ mich ein wenig schwitzen, ehe er in der volltönenden Sprechweise fortfuhr, derer er sich bediente, wenn er ein Exposé beschrieb. »Ein weißer, sauberer Strand. Zwei Kinder, die am Ufer auf uns zugerannt kommen. Sie laufen direkt auf die Kamera zu und bleiben dann stehen, die Augen weit geöffnet. Sie haben im Sand etwas gesehen. Sie öffnen den Mund, um zu schreien. Jetzt erscheinen die wichtigsten Namen im Bild, während wir sehen, daß es sich bei ihrem Fund um eine Leiche handelt. Alles klar?«
    Alles klar. Ich hatte verstanden. Der Film begann klischeehaft wie ein B-Movie. Mich interessierte aber, wie sie das Hauptproblem des Buches angegangen hatten. Im Buch sieht der Leser den Dimitrios bis fast zum Schluß nur indirekt, mit den Augen seiner Opfer und Latimers, der intellektuelle Detektivgeschichten schreibt und auf der Suche nach der Wirklichkeit ist. Wie hatte man dieses Problem bei Warners in den Griff bekommen?
    Sie hatten es nicht in den Griff bekommen, wie ich hörte, sie hatten es ignoriert. Es gebe da einen unbekannten Schauspieler namens Zachary Scott, der den Dimitrios spiele und zu Anfang genauso aussehe wie am Schluß, abgesehen von Änderungen in der Garderobe. Ein alter Westernautor namens Frank Gruber habe das Drehbuch geschrieben. Regie habe Jean Negulesco geführt, der für Warner Kurzfilme gemacht hatte und eigentlich Art-director sei. Er, John, hätte es anders und besser gemacht. Ich glaubte ihm. Ich war der, vielleicht ketzerischen, Ansicht, daß die Verfilmung von Dashiell Hammetts Der Malteser Falke , bei der Huston das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hatte, besser sei als die Vorlage.
    Die Maske des Dimitrios war ohne großen finanziellen Aufwand in den Burbank-Studios mit bereits vorhandener Ausstattung und mit Schauspielern, die bei Warner unter Vertrag standen, gedreht worden und galt schon damals als Geheimtip, ein kleiner Film, der jahrelang Geld einspielt. Ich hatte nicht erwartet, mich zu amüsieren – bei Background to Danger mit George Raft war mir sehr übel geworden –, aber auch keinen Leinwand-Dimitrios erwartet, bei dem ich Magenkrämpfe bekam. Sie waren ziemlich heftig.
    Schriftsteller, die (wie ich) jemals mit Psychiatern und Psychoanalytikern zu tun gehabt haben, wissen meist genug, um über eine derartige körperliche Reaktion nicht zu sprechen. Man kann diese Dinge selbst interpretieren. Als ich aber mit dem Pressesprecher von Warner im Vorführraum saß, war ich so unvorsichtig, laut aufzustöhnen. Von Klein oder Freud hatte er offenbar noch nichts gehört. Er glaubte, daß ich alles an dem Film schlimm fand. Er wandte ein, daß er doch gar nicht so schlecht sei.
    Er hatte recht. Der Film war gar nicht so schlecht, und jene Sequenzen, in denen Sidney Greenstreet einen so sehr fesselte, daß man über die Fehlbesetzung eines Peter Lorre hinwegsah, konnte man beinahe als gut bezeichnen. Und der Film erwies sich dann tatsächlich als überraschender Erfolg. Vierzig Jahre danach

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