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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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wurde er im Fernsehen noch immer gelegentlich gezeigt. Als ich ihn an jenem Tag aber zum ersten Mal sah, war ich niedergeschlagen. Vergeblich redete ich mir ein, Thrillerautoren hätten kein Recht, so hochnäsig zu sein.
    Natürlich meinte ich zu diesem Zeitpunkt schon genau zu wissen, wie man Drehbücher schreibt, und ich hatte ja tatsächlich einiges gelernt. Beispielsweise hatte ich festgestellt, daß ein Drehbuch für einige Regisseure mehr Ähnlichkeit hatte mit einem Comic-Strip oder mit dem Storyboard, das Trickfilmzeichner verwenden, als mit jener Art von Schreiben, das in Satzteilen, Sätzen und Absätzen Gedanken zum Ausdruck bringt. Ich wußte, daß ein wirklich lesbares Drehbuch nicht unbedingt ein gutes Drehbuch war. Lesbarkeit konnte erhebliche Mängel im Aufbau verdecken. Für den Film zu schreiben und für ein lesendes Publikum zu schreiben erforderte völlig verschiedene Techniken.
    Mehr als einmal hatte ich erstaunt festgestellt, daß ein grundlegender Fehler im Drehbuch während der Aufnahmen zwar verschwinden mag, aber beim Rohschnitt immer wieder auftaucht, so schlimm wie zuvor und nun unendlich viel teurer zu korrigieren. Vom Drehbuch hing alles ab.
    Daraus schloß ich – wie andere Schriftsteller vor und nach mir –, daß Filme im großen und ganzen wahrscheinlich besser sind, wenn der Drehbuchschreiber als Autor-Produzent oder Autor-Regisseur eine gewisse Kontrolle über die Bearbeitung des Stoffes behält.
    Vielleicht darf ich hier daran erinnern, daß ich schließlich zwar ein guter Drehbuchschreiber wurde, daß es sich aber bei dem einzigen Mal, als ich eine Romanvorlage auf absolut laienhafte Weise für die Leinwand verpfuschte, um eines meiner eigenen Bücher handelte.
     
    Kurz nach dem Krieg mieteten Louise und ich ein möbliertes Strandhaus in St Margaret’s Bay bei Dover. Wir konnten die Kinder übers Wochenende dorthin mitnehmen. Hausbesitzer und Nachbar war Noel Coward, und eine der mündlich abgesprochenen Vertragsklauseln besagte, daß ich die Ruhe des Hauses und die Musik der Wellen am Strand dazu nutzen sollte, ein neues Buch zu schreiben. Der Coward’sche Zeigefinger hatte sich unter meiner Nase mahnend hin- und herbewegt.
    »Vergiß mal die Drehbücher«, sagte er. »Schreib mehr Bücher. Du glaubst, du wirst immer zum Brunnen zurückgehen können. Mag schon sein, aber vergiß eines nicht: Wenn du zu lange wegbleibst, wirst du eines Tages merken, daß der Brunnen ausgetrocknet ist.«
    Wir hatten vor dem Essen noch einen zweiten Martini getrunken, und ich wußte, daß er ebenso zu sich selbst wie zu mir sprach. Auch er hatte Probleme bei der Arbeit gehabt. In seinem Fall war das Hauptproblem ein teures, jedoch erfolgloses Musical gewesen. Trotzdem war der Rat, den er mir gab, freundlich, aufmerksam und richtig.
    Ich war eines der »Talente« gewesen, mit deren Hilfe Filippo del Giudice von Two Cities Film sein Ansehen wiederherstellen wollte, das nach Der Weg vor uns und Henry IV . leicht lädiert war.* The October Man , ein Originaldrehbuch, das ich schrieb und in Denham produzierte, kam weder Del noch sonst jemand zugute. Als das Cineguild-Team, bestehend aus Anthony Havelock-Allan, David Lean und Ronald Neame, mich einlud, Mitteilhaber von Pinewood zu werden, hatte ich erfreut, aber unklugerweise zugesagt. Cineguild war eine Produktionsfirma, die ursprünglich zu dem Zweck gegründet worden war, die Theaterstücke von Noel Coward zu verfilmen. Sie war, als ich dort anfing, eine unabhängige Produktionsfirma, die unter der Ägide der Rank Organization arbeitete. Die Unabhängigkeit, derer wir uns erfreuten, war größtenteils illusorisch. Wir hatten Filme zu drehen, die ihre Herstellungskosten in den Odeon- und Gaumont-Kinoketten wieder einspielen würden und als große Dollarverdiener das Renommee der Rank Organization steigern würden. Hätte man britische Autos mit Rechtssteuerung nach Amerika verkaufen wollen, man hätte die gleichen Erfolgschancen gehabt.
    Ich hatte seit zehn Jahren kein Buch mehr geschrieben und hatte beim Militär verlernt, konzentriert und an einem abgeschiedenen Ort zu schreiben. Es war ein langwieriger Prozeß, zu dieser Gewohnheit zurückzufinden. Außerdem hatte sich die Innenwelt, aus der die frühen Bücher so leicht hervorgegangen waren, in jenen zehn Jahren erheblich verändert. Sie mußte aufs neue erforscht werden.
    Charles Rodda war aus Cornwall nach London zurückgekehrt und hatte es nicht leicht. Er hatte gewöhnlich unter Pseudonym

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