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Ambler by Ambler

Ambler by Ambler

Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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war daher naheliegend, daß ich ein Kinn zu konsultieren gedachte, als ich wegen der hohen Kosten von Funkgerätteilen in Schwierigkeiten kam. In der Newstead Road gegenüber von uns wohnte ein Mitglied des Institute of Electrical Engineers. Der Mann war freundlich und sehr zuvorkommend. Als ich mich beklagte, daß eine kleine Ebonitplatte einen Shilling koste, meinte er, daß die Besitzer der einschlägigen Geschäfte, angesichts der vielen Leute, die sich ihr eigenes Gerät zusammenbastelten, sich eine goldene Nase verdienten.
    »Natürlich haben wir«, fuhr er beiläufig fort, »im Bereich der Elektrizitätsindustrie nicht viel Verwendungsmöglichkeiten für Ebonit als Isoliermaterial. In Transformatorstationen verwenden wir Keramik, und in Kraftwerken verwenden wir Polierschiefer.«
    Man konnte nicht direkt sagen, daß er sich währenddessen umdrehte und in Richtung Dallinger Road sah, denn ein anständiges, ehrwürdiges Mitglied des Institute of Electrical Engineers würde einen Jungen natürlich nie zu einem Diebstahl ermuntern. Aber das war auch gar nicht nötig. Ich konnte seinen Wink verstehen. An den Häusern in der Dallinger Road wurde inzwischen wieder gebaut, und dort drüben, nicht mehr als eine Minute entfernt, lagen haufenweise Dachschindeln herum.
    »Wie wird Schiefer denn gebohrt und poliert?« fragte ich.
    Es war nicht so leicht, wie es aus seinem Munde klang, und ich mußte ein Dutzend oder mehr Schindeln stehlen, bis ich den Dreh schließlich heraushatte. Indem ich andere mit diesem Wissen sowie mit Schindeln belieferte, war ich fürs erste in der Lage, mir die für meinen Apparat benötigten Teile zu verschaffen. Als mein Vater vernahm, wie Melbas unverkennbare Stimme aus den Kopfhörern drang, mußte selbst er zugeben, daß der Rundfunk vielleicht eine Zukunft hatte.
    Einmal, es war in den Weihnachtsferien, als ich noch immer vergeblich versuchte, kdka hereinzubekommen, passierte etwas Ungewöhnliches. Nach dem Weihnachtsfest wurde ich zu Großvater Andrews nach Tottenham geschickt. Das war ungewöhnlich, weil ich die langen Sommerferien manchmal woanders, die Weihnachtsferien aber im allgemeinen zu Hause verbrachte.
    Ich stellte jedoch keine Fragen. Ich war gerne bei Großvater Andrews. Seitenstraßen waren ihm lieber als Hauptstraßen, und unsere Streifzüge endeten jedesmal an interessanten Orten wie Clerkenwell oder Shoreditch. Diesmal hatte ich Geld bei mir, das ich zu Weihnachten geschenkt bekommen hatte. Irgendwo in Stoke Newington erstand ich bei einem Trödler ein Exemplar von Mrs. Craiks John Halifax, Gentleman . Eine Zeitlang war dieser anständige Held jemand, mit dem ich völlig übereinstimmen und den ich sogar beneiden konnte. Er war Waise.
    Bei den Andrews’ in der Sherringham Avenue schlief ich in dem unbenutzten vorderen Wohnzimmer auf einem Feldbett neben dem Klavier. Das Leben dort spielte sich hauptsächlich in der Küche ab, wo im Herd ständig ein Feuer brannte, damit es warm war. Da Großvaters Brille nicht besonders gut war, las ich ihm abends aus der Zeitung vor und trank dabei starken Tee, während er Pfeife rauchte und eine Flasche Bier trank. Danach bereitete er aus Würstchen, Fleisch und Gemüse unser Nachtmahl.
    An einem der ersten Abende im neuen Jahr stand die Bratpfanne schon zischend auf dem Herd, als an der Tür geklopft wurde. Ehe ich losspringen konnte, um zu öffnen, hatte Großvater die Pfanne schon mit einem mächtigen Lärm fallen lassen und lief selbst den Korridor entlang. Zu meinem Erstaunen hörte ich, wie mein Vater ihn begrüßte. Als sie in die Küche zurückkamen, grinsten beide über das ganze Gesicht.
    »Überrascht, daß ich hier bin, Junge?« fragte mein Vater.
    Doch, ein bißchen. In jener Zeit, da es kaum Telefone gab, mußte unerwarteter Besuch nicht unbedingt eine Überraschung sein. Überrascht war ich vielmehr darüber, daß mein Vater quer durch ganz London bis in die Sherringham Avenue gefahren war, noch dazu in einer kalten Nacht. Das sagte ich auch.
    »Na ja, setzen wir uns erstmal«, sagte er und zog eine kleine Flasche Whisky aus seiner Manteltasche. Großvater holte rasch Gläser und einen Krug mit Wasser. Wir alle setzten uns an den Küchentisch.
    »Was würdest du sagen, mein Junge«, fuhr mein Vater fort, »wenn ich dir mitteilen würde, daß du ein Schwesterchen hast?«
    »Eine Schwester, Dad?« Es war eine seltsam förmliche, steife Unterhaltung.
    »Jawohl, mein Junge, eine Schwester. Sie wiegt sechs Pfund und sieht

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