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Ambler by Ambler

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Titel: Ambler by Ambler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler by Ambler
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geschlossen und unter Druck gesetzt. Was herauskam, wenn er die Presse wieder öffnete, war ein dünnes Plättchen Tungstenoxyd, etwa ein Zentimeter breit und dreißig Zentimeter lang. Dieses Plättchen legte er in den Ofen und schaltete den Strom an. Nach einer Weile schaltete er den Ofen aus. Seine Arbeit war beendet. Aus dem Ofen kam ein Tungstenstab, der nun zu den Gesenkschmieden und Drahtziehern gebracht wurde.
    Dies waren die Anfänge des Doppelwendelglühdrahts. Natürlich gab es Startschwierigkeiten. Der für die Produktion von Glühbirnen zuständige Chefingenieur dort, Dr. Hyatt, war Amerikaner. Er wurde meiner ansichtig, als ich mir nun schon den zweiten Tag anhören mußte, wie der Trottel mit den Tungstenstäben die Bürde seiner Verantwortung beschrieb. Dr. Hyatt schenkte mir ein mitfühlendes Lächeln und fragte, ob ich Lust hätte, ihm bei einigen Versuchen zu assistieren.
    Die Herstellung der neuen, spiralförmigen Glühfäden erfolgte, indem Tungstendraht auf eine Drahtspule aufgewickelt wurde. Nachdem diese Spule in Stücke der benötigten Länge zurechtgeschnitten worden war, wurde der Eisendraht mittels Salzsäure aufgelöst, und übrig blieb die Tungstenspirale. Das dumme war nur, daß bei den letzten Partien von Testbirnen Hitzestellen aufgetreten waren, die ein vorzeitiges Durchbrennen bewirkten. Mikroskopuntersuchungen hatten ergeben, daß die Hitzestellen von ganz feinen Rissen in den spiralförmigen Glühfäden herrührten. Dieser Fehler wurde auf die Verwendung neuartiger Hochgeschwindigkeitsaufwickelmaschinen zurückgeführt, die man angeschafft hatte, um, bei gleichbleibendem Arbeitsaufwand, die Produktion zu erhöhen. Es existierten sechs dieser Maschinen, und sie standen ungenützt herum. Dr. Hyatt glaubte, daß sich die Hitzestellen vermeiden ließen, wenn die Maschinen nicht bei Höchstgeschwindigkeit liefen. Aber bei welcher Geschwindigkeit ganz genau? Das konnte man nur feststellen, indem man jede Maschine einer Versuchsreihe unterzog und die Ergebnisse in Form eines Berichts aufzeichnete. Ich könnte mich nützlich machen, wenn ich diese Aufgabe übernähme.
    Ich fand heraus, daß es keine hohe Geschwindigkeit gab, bei der auch nur eine der Maschinen sauber arbeitete. Die Schlußfolgerung meines Berichts lautete, daß dies wahrscheinlich auf einen Konstruktionsfehler zurückzuführen sei. Der Radius der Wickelarme müßte vergrößert werden. Jede Vergrößerung aber würde die Geschwindigkeit des Aufwickelns verringern. Möglicherweise ließe sich der Tungstendraht teilweise ausglühen oder durch Erhitzung der Spule über einem Gasbrenner zumindest etwas weniger anfällig machen. In ihrer gegenwärtigen Form seien die Maschinen nutzlos. Dr. Hyatt dankte mir mit einem freundlichen Kopfnicken dafür, daß ich ihm etwas mitteilte, was er zweifellos von Anfang an schon geahnt hatte.
    In einem seiner Laboratorien durfte ich bei einer Entdeckung anwesend sein. Eine neuentwickelte, sehr teure, besonders starke Glühbirne für optische Zwecke wies nach einer Betriebsdauer von nur wenigen Stunden immer wieder eine undichte Stelle an der Quetschung auf und verlor ihr Vakuum. Diese Erscheinung vermochte man sich nicht zu erklären. Doch dann erinnerte einer der Wissenschaftler, ein Mann namens Parr, seine Kollegen daran, daß Glas ein flüssiger Stoff sei. Warum sollte sich Glas bei sehr hoher Erwärmung nicht genauso verhalten wie andere flüssige Stoffe, durch die, von Anode zu Kathode, ein Stromstoß geschickt wird? Warum sollte das Glas nicht aufgrund von Elektrolyse zerfallen? Wäre ja gar nicht einzusehen, sagte Mr. Parr. Genau deswegen seien die Lampen immer kaputtgegangen – Elektrolyse der Quetschstelle. Man müßte Glas mit einem höheren Schmelzpunkt verwenden. Wissenschaft war doch eine herrliche Sache.
    Weniger herrlich war die Abteilung, in der die meisten Teile für Schaltvorrichtungen hergestellt wurden. Das erste, was ich dort zu tun bekam, war, Sammelschienen für eine Schalttafel zu bohren, die eine Papiermühle in Auftrag gegeben hatte. Die Sammelschienen, die eine Verbindung zwischen dem Stromnetz und schweren Unterbrechern herstellen sollten, waren dicke Kupferplatten, etwa dreißig Zentimeter lang und ein paar Pfund schwer. Ich mußte nicht mehr tun, als mit einer alten Bohrmaschine an beiden Enden ca. einen Zentimeter starke Bolzenlöcher bohren. Die Leute dort waren ein unfreundlicher Verein. Vielleicht, weil der Vorarbeiter ein Ekel war und fand, daß eigentlich

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