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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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im Neonlicht.
    Caston gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen einem Grunzen und einem Lachen lag. Er griff nach der Fotokopie eines taiwanesischen Zeitungsartikels aus der Mappe, die man ihm heute Morgen geschickt hatte. Caston konnte den Artikel nicht lesen, und eine Übersetzung war nicht
dabei. »Sprechen Sie zufällig Chinesisch?, fragte er hoffnungsvoll.
    »Mal sehen. Zählt dim sum?«
    »Entschuldigung. Koreanisch, nicht wahr?«, fragte Caston unsicher.
    »Kein Wort«, sagte Adrian heiter.
    »Ihre Eltern sind aber aus Korea eingewandert. Oder stimmt das auch nicht?«
    »Das ist ja der Grund.« Er grinste verschmitzt. »Sie mussten lernen, wie man >Räum dein Zimmer auf‹ auf Englisch sagt. Ein ungeheurer Zeitgewinn für mich.«
    »Ach so.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss. Ich mag nicht einmal Kimchi. Kaum zu glauben, ich weiß.«
    »Dann haben wir ja wenigstens eines gemeinsam«, sagte Caston trocken.
     
     
    Paris
     
    Ambler musste eine Menge Dinge erledigen, und die Zeit war knapp. Er konnte Fentons Leute nicht länger um Hilfe bitten, weil er sie an der Nase herumführen wollte. Also mussten Einfallsreichtum und Optimismus das gut bestückte Warenlager ersetzen.
    Am späten Nachmittag hatte Ambler endlich alles besorgt, was er brauchte. Er entschloss sich, Generaldirektor Deschesnes’ Zweitwohnung bei der Metrostation Boucicaut zu besetzen und dort eine provisorische Werkstatt einzurichten. Die Wohnung würde seinen Ansprüchen genügen. Er öffnete drei Dosen Bouillon mit einem Dosenöffner und hatte danach drei runde Stahlscheiben. Mit Gummilösung klebte er eine
dünne Lage Schaumstoff, der bei der Verpackung eines billigen Radioweckers dabei gewesen war, auf die Rückseite. Die drei Blutbeutel bastelte er aus extradünnen Latexpräservativen und einer Flasche dickflüssigem Theaterblut aus einem Kostümladen – Les Ateliers du Costume – im neunten Arrondissement.
    Schließlich entfernte er mühselig die Zündhütchen aus einigen .284-Zentralfeuer-Gewehrpatronen, die Fentons Waffenmeister ihm mitgegeben hatte. Es war schwieriger, als er gedacht hatte. Die Lazzaroni-Hülsen erschwerten die Entfernung des Zündhütchens, das in den Boden der Hülse eingepresst war, besonders. Er musste ohne Spezialwerkzeug arbeiten und sich mit den Schraubendrehern und Pinzetten behelfen, die er in einem nahe gelegenen Eisenwarenladen gefunden hatte. Wenn er zu viel Druck auf den Rand des Hütchens ausübte, riskierte er, die Treibladung zu zünden, die Patronenhülse würde explodieren und ihn schwer verletzen. Die Arbeit ging nur sehr langsam voran. Das Zündhütchen einer Zentralfeuerpatrone enthielt nur winzige Spuren des Initialzünders. Er musste vier Patronen zerlegen, damit er aus den Zündsätzen einen funktionierenden Knallfrosch basteln konnte.
    Nach weiteren anderthalb Stunden war das Ensemble komplett: Die Zündsätze hatte er zwischen die Latex-Blutbeutel und die Metallscheiben geklebt und durch einen dünnen Draht mit einer Neun-Volt-Batterie verbunden.
    Als Ambler Laurel in der obersten Galerie des Centre Pompidou traf, war er stundenlang unterwegs gewesen und hatte die Requisiten für das mörderisch wirkende Drama zusammengestellt, das einen wirklichen Mord verhindern sollte.
    Zuerst reagierte Laurel auf seine ausführlichen Erklärungen mit fassungslosem Staunen. Aber schon bald kam ihre bemerkenswerte Selbstdisziplin wieder zum Vorschein. Allerdings
gab es ein Problem, das immer deutlicher wurde, je länger er den Plan mit ihr durchsprach. Sie erkannte es auch.
    »Wenn jemand sieht, wie ein Mann angeschossen wird«, sagte sie, »dann ruft er einen Notarztwagen.«
    Ambler runzelte die Stirn und grübelte über diesen berechtigten Einwand nach. »Ein Sanitäter würde nach zwei Sekunden merken, dass an der Sache etwas faul ist. Die ganze Täuschung würde auffliegen, und das darf nicht passieren.« Er musste sich schnellstens eine Lösung überlegen oder den Plan aufgeben. »Verdammt«, sagte er halblaut. »Wir müssen selbst einen Krankenwagen auftreiben und wir brauchen einen Fahrer.«
    »Du kannst ja mal beim Roten Kreuz anrufen«, spottete Laurel. »Die sind doch immer sehr hilfsbereit ...«
    »Dein Sarkasmus ist mir keine Hilfe, Laurel«, sagte er gleichzeitig bittend und vorwurfsvoll.
    »Sarkasmus hilft dir freilich nicht«, sagte sie. »Aber vielleicht kann ich dir helfen. Und zwar, indem ich den Krankenwagen fahre.«
    Sein besorgter Blick schmolz zu einem

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