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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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konnte zwar aus seiner jetzigen Position nur Deschesnes’ Rücken sehen, aber das würde genügen. Nur ein Profi hätte in Ambler etwas anderes vermutet als einen Fitnessfanatiker im Jogginganzug, der von seinem Training zurückkehrte und seine Sporttasche über der Schulter trug. Ambler scannte den Park so lange, bis er auch die Brünette im halblangen Mantel entdeckt hatte. Die Beschatter harrten geduldig der Dinge, die da kommen sollten.
    Sie waren sein Publikum, aber ob sie die einzigen Beobachter waren, wusste er nicht. Nachdem Ambler sich davon überzeugt hatte, dass kein weiterer Zivilist ihn beachtete, schlug
er sich lautlos in die immergrünen Büsche. Sechzig Meter vom Brunnen entfernt setzte er den Schalldämpfer auf die Mündung seines Gewehrs. Er hatte freie Sicht auf Deschesnes. Ambler aktivierte das kleine Walkie-Talkie, das er in der Sporttasche mitgebracht hatte. Er hielt sich das Mikrofon dicht an den Mund und sprach leise hinein.
    »Deschesnes. Wenn Sie mich hören können, kratzen Sie sich am Ohr.«
    Einen Moment später gehorchte der Physiker.
    »Ich zähle jetzt von fünf auf null. Wenn ich eins sage, drücken Sie auf den Schalter in Ihrer Tasche und schließen den Stromkreis. Keine Angst. Gleich haben Sie es geschafft.«
    Er sah sich um. Eine junge Frau näherte sich der Bank, blieb aber nicht stehen. Ein Grüppchen Menschen unterhielt sich in einer Entfernung von ungefähr dreißig Metern. Sie würden ideale Augenzeugen abgeben. Er hob das Gewehr und ließ die Mündung mit dem Schalldämpfer ein paar Zentimeter aus dem Gebüsch ragen. Fentons Brünette sollte ihn sehen. »Fünf, vier, drei, zwei, eins.« Er feuerte zweimal, dann noch ein drittes Mal. Ein deutliches Spuckgeräusch begleitete jeden Druck auf den Abzug, das Geräusch eines Gewehrs mit Schalldämpfer. Eine kleine Dampfwolke war vor der Mündung sichtbar. Das menschliche Auge konnte unmöglich erkennen, ob tatsächlich Geschosse ausgetreten waren oder nicht.
    Mit perfektem Timing spritzte dreimal hintereinander rotes Blut durch Deschesnes’ Hemdbrust. Der Generaldirektor gab ein lautes Grunzen von sich – Ambler sah durch das Visier, dass seine Augen schreckgeweitet waren – und sackte von der Bank auf den kalten Boden. Auf dem weißen Stoff breiteten sich Blutflecken aus, die rote Flüssigkeit begann, in den Boden zu sickern.

    Die Petanque spielenden Männer hatten gesehen, was passiert war. Sie rannten los, zuerst auf die Leiche zu. Aber als sie sich der Gefahr bewusst wurden, kehrten sie um und rannten davon. Schnell nahm Ambler den Schalldämpfer ab, klappte den Schaft an und verstaute das Gewehr in seiner Tasche. Dann wartete er. Eine endlose Minute lang geschah nichts. Dann hörte er das Martinshorn eines Krankenwagens. Er nahm einen weißen Ärztekittel aus der Tasche und warf ihn über. Wie besprochen parkte Laurel den Rettungswagen und rannte auf die »Leiche« zu.
    Jetzt rannte auch Ambler mit flatterndem Kittel zum Wagen und holte eine Trage. Er brauchte ungefähr dreißig Sekunden. Als er bei Laurel ankam, die wie er einen weißen Kittel trug, stand sie stumm und bleich vor Deschesnes und starrte auf ihn hinunter. »Er ist tot«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    »Alles klar«, sagte Ambler und hievte den Körper auf die Trage.
    Da stimmte etwas nicht!
    »Nein, Hal. Er ist wirklich tot.« Laurel sah ihn mit Entsetzen in den Augen an.
    Ambler spürte, wie seine Eingeweide zu Eis wurden. Das war unmöglich.
    Aber der Körper war schlaff und schwer. Wie eine echte Leiche.
    »Wir müssen ihn hier wegbringen«, murmelte Ambler. Er konzentrierte sich nur auf den Mann auf der Trage. Und dann sah er es.
    Ein winziger Blutsfaden sickerte aus dem Haaransatz des Mannes. Darüber befand sich ein kleiner Kreis verklebter, dunkler Haare. Ambler tastete Deschesnes’ Kopfhaut mit den Fingerspitzen ab. Ihm wurde schwindlig, alles begann sich zu
drehen. Ein paar Zentimeter über der Stirn fand er ein Loch, das von einem kleinkalibrigen Projektil stammte. Ein Kopfschuss, der augenblicklich getötet hatte. Blut war kaum ausgetreten. Ein Schuss, der von oben abgefeuert worden sein musste – aus einem der unzähligen Verstecke, die ein Heckenschütze sich ausgesucht haben konnte. Aber wer hatte den wichtigsten Waffeninspektoren der UNO erschossen? Jemand, der entweder im Park oder in den angrenzenden Gebäuden gelauert hatte.
    Hastig verfrachteten sie die Leiche in den Krankenwagen. Sie konnten sie nicht zurücklassen, denn sonst

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