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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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bewundernden Staunen, und er konnte ihr nicht widersprechen. Sie hatte recht. Nur so würde es gehen. Während sie Arm in Arm nach Süden in Richtung Seine spazierten, erörterten sie die Details des neuen Plans. Der Mann im Brooks-Brothers-Anzug war wieder da, sie versuchten also, entspannt zu wirken. Fenton durfte auf keinen Fall Verdacht schöpfen. Laurel gab zwar zu, dass ihr die ganze Situation wie ein Ausflug ins Gruselkabinett vorkam, aber sie hatte begriffen, dass es im Moment keine andere Realität für sie gab. Also würde sie versuchen, damit zu leben, genau wie er es getan hatte.
    Er drehte sich zu ihr um und verschlang sie mit den Blicken, ihre schlanke Figur, ihr welliges kastanienbraunes Haar.
Ihre Haselnussaugen mit den grünen Flecken, die wie Einschlüsse in geschliffenem Topas leuchteten. Mit jedem Blick, den sie ihm zuwarf, mit jeder Frage, die sie stellte, jedem sanften Druck auf seinen Arm sagte sie ihm, dass sie ihm vertraute und bereit war, alles zu tun, was er von ihr verlangte.
    »Okay«, sagte sie. »Jetzt müssen wir nur noch einen Krankenwagen organisieren.«
    Ambler sah sie mit liebevoller Bewunderung an. »Weißt du was? Du lernst unheimlich schnell.«
     
    Die Clinique du Louvre war in einem eleganten Gebäude untergebracht, das beinahe einen ganzen Häuserblock füllte. Das Erdgeschoss bestand aus großen beigefarbenen Steinquadern mit riesigen Bogenfenstern, weiter oben aus unzähligen kleineren Doppelfenstern und beigefarbenem Ziegelwerk. Die Klinik befand sich genau zwischen dem größten Museum – dem Louvre – und dem größten Kaufhaus – Les Grand-Magasins de la Samaritaine – von Paris. Genau gegenüber lag auf der Nordseite die Kirche Saint-Germain l’Auxerrois. Einen Häuserblock südlich befand sich der Quai du Louvre, und wieder hundert Meter weiter spannte sich die Pont Neuf über den Fluss. Das Krankenhaus lag zentral und war aus vielen Richtungen leicht erreichbar. Außerdem war es der ideale Ort, um einen Krankenwagen zu organisieren: Die Stadtverwaltung unterhielt hier eine riesige Flotte von Notfallfahrzeugen mit den dazugehörigen Rettungshelfern. Viel mehr, als eigentlich gebraucht wurden.
    Ambler stand allein vor dem Krankenhaus und versetzte sich durch schiere Willenskraft in einen Zustand eiskalter Ruhe. Er atmete die Mischung aus Veilchenduft und Teergeruch ein, die von dem feuchten Straßenbelag aufstieg, den öligen Geruch der Abgase und den leichten, organischen Gestank
von Hundekot. Paris war eine Stadt der Hundeliebhaber. Und widerstand allen Gesetzen, die regelten, wie mit den Kötteln der Vierbeiner zu verfahren war. Jetzt war es so weit. Das Spektakel konnte beginnen.
    Auf Amblers Signal hin ging Laurel zu dem Wachmann, der in einem Glaskiosk am Eingang des runden Parkhauses saß. Sie wirkte wie eine Touristin, die sich verlaufen hatte. Der Wachmann – ein harmlos wirkender Mann mit einer Papageiennase und einem Feuermal auf dem beinahe kahlen Schädel – war allein mit seinem Telefon, seinem altmodischen Computer und seinem Spiralblock, auf dem er notierte, welche Fahrzeuge das Parkhaus verließen. Er sah sie aufmerksam, aber nicht feindselig an. Ein Mann, der in einem Wachhäuschen ausharren musste, freute sich immer über den Anblick einer schönen Frau. Ihr Französisch war genauso schlecht wie sein Englisch, und schon bald faltete sie einen riesigen Stadtplan auseinander und hielt ihn dem Mann vor die Papageiennase.
    Während die Sicht des Wachmanns durch einen Quadratmeter Michelin-Karte verdeckt wurde, glitt Ambler leise über das niedrige, automatische Sicherheitstor und rannte die Betonrampe zum ersten Parkdeck hinauf, wo eine kleine Flotte leuchtend weißer Renault-Rettungswagen mit orangefarbenen Leuchtstreifen und blauer Beschriftung parkte. Die meisten waren kantig, mit gedrungenen Motorhauben und tiefer gelegtem Chassis. Es waren Ersatzfahrzeuge, die nur selten benutzt wurden, aber offenbar wurden sie regelmäßig gewaschen und gepflegt. Sie glänzten weiß im trüben Parkhauslicht. Er wählte einen Mini-Rettungswagen, wahrscheinlich das älteste Auto im gesamten Parkhaus. Den Schließzylinder zu knacken, dauerte nur Sekunden. Etwas länger dauerte es, einen Blanko-Schlüssel so zurechtzufeilen, dass er in das
Zündschloss passte. Aber zehn Minuten später hatte er es geschafft. Er testete den Schlüssel mehrmals, denn er war sicher, dass das Motorengeräusch in dem geschäftigen Parkhaus neben der viel befahrenen Straße

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