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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Waldkäuze seien ausgestorben«, sagte der Präsident trocken.
    »Noch nicht, aber bald, wenn nicht Maßnahmen zu ihrem Schutz ergriffen werden. Das haben Sie mit Waldkäuzen gemeinsam«, schnaubte Wan Tsai, der alte, aber noch immer bissige Mentor des Präsidenten, dessen große Augen hinter seinen mit Draht umrandeten Brillengläsern blinzelten.
    »Hier ist noch ein Foto von Tarquin«, fuhr Genosse Chao fort, »und zwar aus dem Jardin du Luxembourg in Paris. Wenige Minuten später wurde dort Benoit Deschesnes erschossen, der Generaldirektor der IAEA. Dr. Deschesnes war übrigens gerade dabei, seinen Bericht über die letzte Waffeninspektion in China abzuschließen. Der Bericht hätte diese Regierung endgültig von dem frei erfundenen Verdacht befreit, dass wir uns Nuklearwaffen beschaffen wollten.«
    Der Sicherheitsberater mit der leisen Stimme schaute noch besorgter drein und sagte: »Ein Attentäter, der es auf die Sicherheit und die Zukunft Chinas selbst abgesehen hat.«

    »Die wichtigste Frage«, sagte Liu Ang, »bleibt warum.«
    »Sehr optimistisch. Die wichtigste Frage ist wohl eher wann.« Genosse Chao legte zwei Fotografien von Tarquin nebeneinander. »Diese Vergrößerung zeigt Tarquin bei dem Attentat von Changhua. Diese zeigt ihn in Kanada.«
    »Aber das sind doch zwei verschiedene Männer«, warf der Präsident ein.
    »Nein«, widersprach Genosse Chao. »Unsere Spezialisten haben diese Bilder auf die Aspekte hin verglichen, die nicht verändert werden können – den Augenabstand, der Abstand zwischen Augen und Mund und so weiter -, und sind zu dem Schluss gekommen, dass es derselbe Mann ist. Er hat sein Äußeres verändert. Bestimmt, um seinen Verfolgern zu entkommen. In einigen Berichten steht, dass er sich operieren ließ, damit er künftig auf eigene Faust operieren kann. Andere Berichte behaupten, dass er auch weiterhin für seine Regierung arbeitet.«
    »Man kann auf unterschiedliche Arten für seine Regierung arbeiten«, sagte der jiaohua de nongmin grimmig.
    Präsident Liu Ang warf einen Blick auf die Uhr. »Ich danke Ihnen für die Neuigkeiten, meine Herren«, sagte er. »Aber ich darf zu meinem Termin mit dem Industrie-Komitee der VBA nicht zu spät kommen. Das würden sie mir sehr übel nehmen.« Er stand auf und entschuldigte sich mit einer knappen Verbeugung.
    Die Konferenz war jedoch noch nicht beendet.
    »Ich möchte die Frage des Präsidenten wiederholen«, sagte Wan Tsai. »Sie ist nämlich äußerst wichtig. Warum sind wir mit dieser Gefahr konfrontiert?«
    »Warum ist tatsächlich eine sehr wichtige Frage«, wandte sich der weißhaarige Mann, der als gerissener Bauer bekannt war, Genosse Chao zu. »Warum ist der Attentäter immer
noch am Leben? Bei unserem letzten Treffen haben Sie uns doch versichert, dass Sie bereits entsprechende Maßnahmen ergriffen hätten.«
    »Er ist womöglich noch gerissener als Sie«, sagte Genosse Chao leise.
     
     
    Paris
     
    Das vierzehnte Arrondissement, das sich rund um den Boulevard du Montparnasse erstreckt, war früher bei den in Paris lebenden Amerikanern besonders beliebt. Ambler bezweifelte allerdings, dass Fenton sich aus diesem Grund in dieser Gegend sein sicheres Haus eingerichtet hatte. Oder zumindest ein sicheres Haus – Ambler vermutete, dass er mehrere besaß. Die labyrinthartigen Einbahnstraßen hier beförderten einen steten Verkehrsstrom nach Orly und in die Industriegebiete weiter im Süden. Demonstranten – ein Menschenschlag, der für Paris so typisch war wie Obdachlose für New York – besetzten seit langer Zeit am liebsten Denfert-Rochereau, wo sich die Hauptstraßen kreuzten. Aber selbst die weniger befahrenen Straßen des Viertels boten eine reiche Auswahl an bretonischen Bäckereien, Nachtklubs und Cafés. Man musste tiefer in das Viertel vordringen, um die stillen Wohngebiete zu erreichen. Rue Poulenc 45 lag in einem solchen Wohngebiet. Fenton hatte Ambler die Adresse bei ihrem Gespräch in Montreal gegeben. Dort sollte Ambler sich melden, wenn er den Deschesnes-Auftrag erledigt hatte. Die offizielle Zweigstelle der Strategic Services sollte er nach seinem ersten Besuch strikt meiden.
    Rue Poulenc 45 war so unauffällig, dass es schon wieder auffällig war. Man hätte das Haus für die Praxis eines ortsansässigen
Zahnarztes halten können. In den ebenerdigen Fenstern hingen staubige Rollläden, einige Wasserlilien in Blumenampeln wirkten wie der lustlose Versuch, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen.
    Ambler

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