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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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enthüllten seiner Meinung nach viel mehr als die Bestätigung dessen, was man ohnehin schon wusste: Dass die fragliche Person zwei Augen, eine Nase und einen Mund hatte.
    »Adrian?«, rief er.
    »Ja, Shifu «, antwortete Adrian und presste seine Handflächen wie zum Gebet vor der Brust zusammen. Eine Geste, die gespielte Ehrerbietung ausdrückte. Wie Caston erfahren hatte, war Shifu oder »Meister« ein Ehrentitel, der in asiatischen Kampfsportfilmen verwendet wurde. Der junge Mann hatte einen ziemlich schrägen Humor, dachte Caston.
    »Irgendwelche Fortschritte bei der Personalliste für Station 4W?«
    »Nein«, sagte Adrian bedauernd. »Aber die R1133A haben Sie doch bekommen?«
    »Die habe ich tatsächlich bekommen. Und zwar außergewöhnlich schnell.«
    »Außerdem noch eine echte Kopie der Patientenakte und ein aktuelles Foto.«

    »Habe ich gesehen, danke«, sagte Caston.
    »Was die Personallisten betrifft ... Na ja, die Ausrede lautet, dass sie gerade aktualisiert werden.«
    »Wir nehmen auch die alten.«
    »Das habe ich auch gesagt. Abgelehnt.« Adrian kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum, und sein goldenes Piercing glänzte im Neonlicht der Deckenlampen. »Es ist wirklich schwer, dort überhaupt jemanden zu erreichen. Ich schwöre Ihnen, die verrammeln buchstäblich alle Türen.«
    Caston zog die Augenbraue hoch und sagte mit gespielter Strenge: »Buchstäblich buchstäblich oder metaphorisch buchstäblich?«
    »Keine Sorge, ich lasse mich nicht abwimmeln.«
    Caston schüttelte mit einem leichten Lächeln den Kopf, das allerdings verblasste, als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Seine Beunruhigung wuchs. Die Daten, die er erhalten hatte, wirkten irgendwie vorgekaut. Bearbeitet. Als wären sie ausschließlich für die Augen von Außenstehenden bestimmt. Man hatte ihm nach und nach immer mehr Informationen über Tarquin geschickt. Aber nur über seine Einsätze als Mitglied der Political Stabilization Unit von Consular Operations. Kein Fitzelchen mehr über Tarquins zivile Identität. Und überhaupt nichts über den Tag seiner Einweisung in Parrish Island. Normalerweise wurden bei der Einlieferung eines Patienten eine Menge Formulare ausgefüllt, aber aus unerfindlichen Gründen waren alle Formulare, die Tarquins Aufenthalt dort betrafen, nicht erhältlich. Parrish Island war eine abgesicherte Regierungseinrichtung; über alle Angestellten hatte es ausführliche Aufzeichnungen gegeben. Aber jedes Mal, wenn Caston die Personalakten von Tarquins Station angefordert hatte, war er gegen eine Wand gelaufen. Er bezweifelte, dass die Angestellten für diese Verzögerung verantwortlich
waren; er bezweifelte auch, dass die Buchhalter im Außenministerium wagen würden, seine Untersuchung zu behindern. Aber das bedeutete nur, dass die Blockade auf einem anderen Level stattfand: entweder niedriger, also unter dem Radar, oder höher, allen Nachforschungen enthoben.
    Es war wirklich zum Verrücktwerden.
    Castons Telefon klingelte. Der Zweiklang zeigte an, dass der Anruf intern war. Caleb Norris war am Apparat. Er klang nicht glücklich. Caston sollte sofort in sein Büro kommen.
    Als Caston bei Norris ankam, wirkte der ADDI genauso verärgert, wie er geklungen hatte.
    Er verschränkte die sehnigen Arme vor der Brust. Unter seinen Manschetten kräuselten sich schwarze Haarbüschel, sein Gesichtsausdruck war abwesend.
    »Befehl von ganz oben. Wir müssen diese Untersuchung einstellen.« Norris sah Caston nicht an, während er sprach. »Das war schon alles.«
    »Was redest du denn da?« Caston verbarg seine Überraschung.
    »Ich erklär’s dir. Es gab ein paar Gespräche auf höchster Ebene zwischen dem Außenministerium und dem DCI«, sagte Norris. Seine mit Schweiß bedeckte Stirn glänzte im Licht der tief stehenden Nachmittagssonne. »Und die Botschaft an uns lautet, dass unsere Ermittlungen eine gerade ablaufende, zugangsbeschränkte Operation behindern.«
    »Und was ist das für eine Operation?«
    Norris zuckte nicht nur mit den Achseln, sondern mit seinem gesamten Oberkörper. Eine Mischung aus Arger und Widerwillen verdunkelte seine Miene, und beides galt nicht Caston.
    »Zugangsbeschränkt, wie gesagt. Uns hat man diese Information nicht anvertraut«, sagte er in beleidigtem Ton. »Offenbar ist Tarquin in Paris. Dort wollen sie ihn abholen.«
    »Abholen oder abknallen?«
    »Weiß ich doch nicht. Man hat uns jedenfalls alle Türen vor der Nase zugeknallt. Ich weiß nur das, was ich dir gerade gesagt

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